Mittwoch, 20. April 2016, 17:41 Uhr
Schule

"H e i m g e k e h r t "

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Fast an ihren „ehemaligen Wohnort“ zurückgekehrt ist die selbst-gefertigte Eule aus den fünfziger Jahren. Hergestellt in der Augustfehner Mittelschule, mitten im Ammerland.

Apen / Westerstederfeld
Da stand sie wieder vor mir, nach so vielen Jahren und nach so vielen Steicheleinheiten von kleinen und großen Händen, in Stunden voller Emotionen.

Sie sind lange her, die Jahre in der Mittelschule in Augustfehn - mit unserem speziellen Lehrer in Kunsterziehung. Er war einige Jahre an der Schule in Augustfehn tätig. Sein Name war und ist mir immer noch gut in Erinnerung. Johannsen hieß er, seine Lehrtätigkeit im gehobenen künstlerischen Bereich übertraf damals schon die üblichen Werte; Kunst und Werktätigkeiten waren auf einem relativ hohem Niveau angelegt.

Unter seiner Anleitung entstand diese ca. 30 cm große Eule im Unterricht. Aus Ton bestand das angedeutete Federkleid, dessen Struktur durch die eingepreßten Abdrücke eines Holzspatels simuliert wurde. Sie wurde  lasiert und anschließend in dem schuleigenen Brennofen gebrannt, damit sie die folgenden Jahre überstehen konnte. Der Brennofen wurde damals auch für die Herstellung von gebrannten Anhängern an Halsketten und ähnliches benutzt; die Mädchen liebten solche Gegenstände und waren mit Eifer dabei.

Die Eule aber überstand nicht nur ein paar Jahre, sie begleitet mich fast noch bis zum heutigen Tag. Auch wenn sie nicht unbedingt ständig in „meinem Haushalt“ lebte, aber ich sah sie immer mal wieder.

Noch während der Schulzeit hatte sie eine „Augentransplantation“ mit gespendeten Teddyaugen bekommen, womit sie ganz keck in die Welt schaute.

Als ich dann als junges Mädchen das Interesse an ihr völlig verloren hatte und  ich sie fast schon verschenken wollte, da trat meine Mutter auf den Plan und ging mit ihrer Sympathie für die Eule soweit, daß sie sie in ihre Obhut übernahm. Dafür war  ich ihr übrigens im Nachhinein sehr dankbar,  denn so war sie nie ganz aus meinem Umfeld verschwunden und ich sah sie immer wieder mal bei Besuchen.

Auch wenn sie nur einen Körper aus Ton hatte und ohne Seele auskommen mußte, sie war immer dagewesen und so manches Mal hatte ich ihr schon unter Tränen mein Herz ausgeschüttet. Heute ist mir vollkommen unverständlich, warum  ich sie damals einfach entsorgen wollte. Aber man handelt halt etwas anders in der Pubertät.

Als meine Mutter vor zwei Jahren von uns ging, übernahm unsere Enkelin die Eule und gab ihr eine „Altersresidenz“, denn inzwischen ist sie ja schon über 60 Jahre alt geworden.

Damals wohnte ich in Klauhörn und dort war somit auch die Eule zu Hause. Nach einigen Umzügen kehrte sie jetzt mit geringem Abstand von ca. einem Kilometer in ihren Wohnort zurück, unsere Enkelin wohnt in der Nähe, im Nachbarort Ihorst und dort freuen sich jetzt noch unsere  Urenkelkinder über die  steinerne  Mitbewohnerin, die zwar nie meckert, aber immer wachsam auf alles schaut, so wie sie es immer getan hat und so wie es alle lebendigen Eulen dieser Welt auch tun würden.

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