Mittwoch, 01. Juli 2015, 21:21 Uhr
Radfahren / Radtouren / Radwandern

Radwandern durch Niedersachsen

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840 km in 8 Tagen

Edewecht / Bad Zwischenahn / Oldenburg

Mitte Juni war es endlich soweit, meine große Radtour stand bevor. E-Bike gecheckt, Unterkünfte gebucht. Von Edewecht über den Meerweg-Radweg, Leine-Heide-Radweg, Weser-Harz-Heide-Radweg, Weser-Radweg und ab Stolzenau querfeldein zurück nach Edewecht.

Montag um 08.15 h ging es los: Erst einmal Richtung Wardenburg, um auf den Meerweg zu gelangen. Weiter über Döhlen und Großenkneten. Dann viel Waldweg Richtung Visbek. Bis Vechta war alles gut. In Vechta war es dann erst einmal vorbei mit der Ausschilderung des Radweges und ich mußte das erste Mal Suchen und Fragen. Nach dem Motto: „Bist du erst einmal in Vechta, kommst du nicht wieder weg da!“ Gut, dann mußte ich halt so Richtung Lohne. Auch hier konnte ich nicht wieder auf den Meerweg gelangen und fuhr einiges an Extrakilometern mit sinkender Reichweite des Akkus und schlechterer Laune. Nachdem ich mich nun in Steinfeld für die Bundesstraße nach Damme entschieden hatte, fand ich dort zufällig einen Radweg nach Osterfeine, einem Nachbarort von Dümmerlohhausen, meinem ersten Etappenziel. Auch hier gab es irgendwann hügelige Waldwege ohne Beschilderung. Am Ende rechts oder links? Rechts war dann richtig und endlich hatte ich mein Ziel mit mehr Kilometern als geplant (nämlich 112) und ein paar schmerzhaften Stellen erreicht: Dümmerlohausen am Dümmer See.

Am Dienstag ging es dann (nachdem ich bereits um 04.30 von fahrenden LKW geweckt wurde) weiter Richtung Wunstorf. Zuerst auf dem Meerweg nach Lembruch, Hüde, Lemförde und Wagenfeld. Alles begleitet von Vogelgezwitscher, jeder Menge Reiher, Störche und anderes Gefieder. Ein tolles Vogelparadies! Jetzt hieß es Richtung Steinhuder Meer über Ströhen, Raddestorf, Gräsebilde, Müsleringen. In Schlüsselburg über die Weser, den Ort Wasserstraße und schnell durch Loccum am Kloster vorbei. Durch Münchehagen dirket am Dinopark vorbei nach Hagenburg. Irgendwann dann an der B 441 entlang nach Wunstorf.
In Wunstorf gab es ein schönes Hotel mit Restaurant und richtig leckerem Essen. Das Frühstücksbüfett am Morgen war das beste von allen!

Mittwoch Start ab Wunstorf, Alfeld an der Leine war das Tagesziel . Allerdings gab es wieder Irritationen um auf den Leine-Heide-Radweg zu kommen. Doch er wurde freudestrahlend gefunden. Muß ich wohl ein Schild nicht gesehen haben? Nach nicht allzu langer Strecke mußte ich wieder nach dem Weg fragen – kein vernünftiges Hinweisschild mehr – oder vorher daran vorbei gefahren! Jederfalls habe ich die grobe Richtung Seelze eingeschlagen, um nach Hannover zu gelangen.
Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren entschied ich mich, den Radweg an der Bundesstraße zu nehmen (mit dem Gefühl, daß der Radweg bestimmt dort hinten rechts an der Bahnlinie entlangführt). Ging gut los, Radweg an der Bundesstraße, auch schön durch den Wald, wieder an die Bundesstraße ran und – ENDE des Radweges – hier gab es kein Weiterkommen. Die Strecke von ungefähr 6 – 8 Kilometer wieder zurück. Rumgesuche, schlecht beschildert.
Kann ja nicht so schwer sein, nach Hannover zu kommen? Tja, bin dann doch noch auf dem richtigen Radweg – natürlich der an der Bahnlinie – gelandet und habe mich nach Hannover durchgeschlagen. Hannover ist nicht umsonst eine Großstadt und man braucht schon entwas länger, um durch die Stadt zu kommen. Ohne Nachfragen wäre ich auch hier wohl nicht so gut durchgekommen. Hier sollte man allerdings ein Wochende an sich verbringen, es gibt soviel Sehenswürdigkeiten in unserer Landeshauptstadt. Mit Hilfe einer Radlerin aus der Umgebung war dann auch wieder der Leine-Heide-Radweg gefunden. Vorbei an den Koldinger Seen nach Schulenburg.
Nach Nordstemmen, eher gesagt Burgstemmen, ist es dann irgenwann vorbei mit der Beschilderung. Auch hier traf ich auf einen netten älteren Herren, der mit mir ein Stück des Weges fuhr, den ich sonst nicht gefunden hätte. Tja - bis zu einer Baustelle. Es wird eine neue Brücke gebaut sowie ein neuer Kreisel. Sehr unangenehm und schwer dort vorbeizukommen. Aber auch das war irgenwann geschafft und Schloß Marienburg war von weitem zu bewundern.
Durchfragen und die letzen Meter „einfach“ erstmal die Bundesstraße nehmen um nach Alfeld zu gelangen. Die Bundestraße schien allerdings nur bergauf zu gehen und war trotz E-Bike sehr mühsam. Bergab gings auch nicht schneller, da so ein komischer Kaffee und Kuchen mit zwei sehr interessierten älteren Damen, die in Echt noch nie eine Radwanderin mit Gepäck kenngelernt hatten.
Den letzen Rest nach Alfeld (16 km) bin ich dann wieder an der Bundestraße gefahren. An linker Seite die berühmten „Sieben Berge“. Beiderseits der Straße eine wirklich tolle Aussicht. Siehe da, kurz vor Alfeld wurde dieser Radweg dann auch wieder zum Leine-Heide-Radweg und führte mich außerhalb von Alfeld direkt zu meiner Pension.
Nach 105 Kilometern einchecken im „Braunen Hirsch“.  Ein sehr netter und fürsorglicher Empfang mit Abnehmen meines doch schweren Gepäcks. Dies war leider nicht immer so.
Abends im Restaurant ein Riesenberg frischer Spargel mit drum und dran zu einem super fairen Preis. Leider mit nachfolgenden Magenschmerzen, weil der Teller doch leer mußte und man tagsüber nicht so viel gegessen hatte.

Am vierten Tag ging es auf in Richtung Göttingen mit leichtem Regen. Regenwolken hingen in den Hügeln. Der Weg führte immer in unmittelbarer Nähe oder zumindest nahe dran an der Eisenbahnlinie, die ich bereits von meinem Fenster aus sehen und hören konnte. Stark befahren sage ich einmal... Aber an sich eine sehr schöne Strecke. Über Freden nach Greene (hier Eisenbahn-Viadukt).
Um 11.00 Uhr war eine Kaffeepause in der schönen Fachwerkstatt Einbeck fällig.
Eine wirklich schöne Radtour durch eine herrliche Landschaft folgte. Wäre da nicht so eine äußerst steile Radfahrerbrücke über die Leine vor den Toren Göttingens. Drei Anläufe mit Gepäck und Schwung – nicht von mir zu schaffen. So ein E-Bike wiegt eben was und dann noch das ganze Gepäck. Also Gepäck abnehmen und Anlauf – mit dem Erfolg, daß mein Rad mich erschlagen wollte und ich ordenlich blaue Flecken abbekommen habe. Aber irgendwie schafft man es dann doch. Und zwei Minuten später auf der anderen Seite gab es einen netten Herrn, der mir auch geholfen hätte – leider etwas zu spät. Immerhin war er von meinen bis dahin gefahrenen Kilometern beeindruckt – und das ganz alleine! (Das mit dem „Wie, doch wohl nicht ganz alleine?“ ist übrigens zur Standardfrage geworden).
Nach ca. 89 km habe ich schon am frühen Nachmittag die Stadt Göttingen erreicht und mir den Marktplatz mit der "Gänseliesel" angeschaut. Für mich war es dort sehr wuselig, im Gegensatz zu Oldenburg. Radfahren auf dem extra angelegten Schnellradweg in der Stadt macht Spaß – hier muß man aber auch selber Gas geben um, um mithalten zu können. Hier traf ich auf einen sehr hilfsbreiten jungen Mann, der mich eigens mit dem Rad in die richtige Richtung geführt hat. Tja und so viele Fahrräder wie am Bahnhof in Göttingen habe ich noch nicht erlebt – unzählbar! Habe leider kein Foto für Euch!
Irgendwann dann einchecken in einem etwas gehobenerem Hotel. Also die Ausstattung war wirlich super. Nur - Gepäckabnehmen kam dort niemandem in dem Sinn: gut, daß ich in der Drehtür nicht stecken geblieben bin. Eine unruhige Nacht mit Anspringen eines Generators im 15-Minuten-Takt folgte. Nun, beim exquisiten Frühstücksbüfett mag wohl alles da gewesen sein. Die Atmosphäre allerdings war leider sehr unpersönlich.


Nieselregen am nächsten Morgen. Bis 11.00 Uhr wollte ich spätestens in Hann. Münden sein, der Stadt, an dem die Weser entsteht und mein geliebter Weser-Radweg beginnt. Eigentlich wollte ich auch die Bundesstraße nach Dransfeld direkt fahren, um Kilometer zu sparen. Leider bin ich doch auf den Weser-Harz-Heide-Radweg eingebogen. Schotter und Waldweg – sehr schlecht zu fahren.

Dies wurde aber eher schlimmer als besser - Berg rauf Berg runter, alles auf Kosten des Akkus und richtig durchgeschwitzt war ich schon nach wenigen Kilometern. Ein E-Bike wird sehr schwer, wenn man auf die Reichweite achten muss. Kurz und gut bis nach Hann. Münden war es eine echte Quälerei durch Waldwege mit dicken Steinen und so steil bergab, daß man froh war, einen Helm dabei zu haben. Absteigen und schieben war auf dieser Etappe nichts Seltenes.
Endlich in Hann Münden angekommen war es dann auch schon 13.00 Uhr. Mittagspause, eine Pizza und freundlicherweise den Akku nachladen dürfen. Nun war es aber bis Würgassen doch noch eine ganz gute Strecke und ich schon ziemlich kaputt. Kurz entschlossen bin ich dann mit dem Taxi nach Oedelsheim gefahren um den Rest von ca. 30 - 40 Kilometern dann wieder selber zu fahren. Das war die beste Entscheidung des Tages, und die mit dem Taxi zurückgelegte Strecke kannte ich eh schon sehr gut.
So und dann schön den Weser-Radweg entlang über Lippoldsberg, Gewissenruh, Bodenfelde. Das war die pure Freude. Hier hat man auch nicht viele Möglichkeiten, sich zu verfahren.
Noch einmal Muskeltraining bei Wahmbeck: Hier muss man eine 25 %ige Steigung überwinden (Beweisfoto!). Das schafft mein E-Bike auch mit Anlauf nicht – und mit Gepäck kommt man mal wieder aus der Puste. Aber gut. Wo es rauf geht, geht’s auch irgendwann wieder runter. Und das Runter war so schön geteert – juhuuu!!! So gings schön schnell nach Bad Karlshafen und nicht weit entfernt lag mein Gasthaus. Dort gab es dann einen sehr freundlichen Empfang und ein großes, herrlich kühles Alster.

Am nächsten Morgen mußte ich auf die „bessere“ Seite des Weser-Radweges, d. h. rüber nach Herstelle wechseln. Gleich unterhalt meiner Pension war dann auch schon die Fähre. Für mich erst gar nicht als Fähre erkennbar, ich dachte es wäre irgendein Boot vom DLRG. Nach Blickkontakt mit dem Fährmann – dieser wie aus dem Bilderbuch – kam er dann auf meine Seite. Hier stand schon ein Radfahrer, der fixiert auf sein Handy, gar nicht bemerkt hatte, daß es sich hier um einen Fähranleger handelt. Nach kurzem Gespräch ein großes Hallo – kam dieser Radfahrer doch aus unserer Nachbarstadt Friesoythe, schnell ein Foto!.
So, dann immer schön an der Weser entlang nach Hameln. Vorbei an Schloss Corvey, Polle mit der Burgruine, bis hoch nach Bodenwerder, der legendären Münchhausen-Stadt. Wobei ich dem „echten“ Münchhausen in voller Montur auf einer auf einer Bank sitzend begegnet bin. Sein Fahrrad stand daneben, er machte wohl auch eine Radtour. Ein Besuch in Bodenwerder lohnt sich, auch wenn der Ort ein wenig ausgestorben schien. Dann weiter Richtung Grohnde mit toller Sicht auf das Atomkraftwerk, durchs Emmerthal und dann ist man schon fast in Hameln.
Die Rattenfängerstadt Hameln ist natürlich immer eine Reise wert. Viel altes Fachwerk und Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus eine schöne Übernachtung in einem urgemütlichen Hotel (neu renoviert) in super Innenstadtnähe. Da war sogar noch Zeit zum Shoppen.

Sonntag sollte Stolzenau erreicht werden als letztes Ziel am Weser-Radweg. Vorbei an Fischbeck, Hessisch Oldendorf und Rinteln. Auch Rinteln ist immer ein Besuch wert. Über Eisbergen und Veltheim. Zufällig habe ich hier die Alternativ-Route (Abkürzung) nach Porta Westfalica gefunden. Mußte hierfür mal den geteerten Weser-Radweg verlassen und wieder „über Land“ fahren. Hat irgenwie geklappt, obwohl ein paar mehr Schilder nicht schlecht gewesen wären, aber man „fühlt“ irgendwann seinen Weg und kombiniert dann richtig …In Porta Westfalica wird man dann schon von weitem vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das oben auf dem Berg thront, begrüßt.
Nach Minden ist es dann auch nicht mehr weit und auf dem Marktplatz gab es lecker Mittagessen.
Der Weg führt an der berühmten Schachtschleuse und dem Wasserstraßenkreuz entlang. Von Minden Richtung Petershagen führt der Weser-Radweg dann wirklich einmal direkt an der Weser entlang. Auch diese Strecke war schön geteert und sehr gut zu fahren. Danach bin ich wieder durch Müsleringen und Schlüsselburg gefahren, die ich schon auf der Hintour kennengelernt habe. Stolzenau war kurz danach erreicht.
Die letzte Übernachtung war dann nicht die schönste. Der Empfang im Hotel war etwas merkwürdig, kurz ab und im Regen durfte ich mich dann allein mit dem alten Garagentor abquälen. Na und Tasche hochtragen, daran war auch nicht zu denken. Schlüssel in die Hand und seh zu. Aber zuerst noch bezahlen. Das Frühstück hat dann auch nichts mehr rausgerissen und auf meine Ansage, daß das Garagentor doch so schwer hochgeht, gabs die Antwort „Sie sind ja groß!“. Die sehen mich wohl nicht wieder.

Montag dann die Rückfahrt von Stolzenau nach Edewecht. Insgesamt 138 km und die längste Etappe. Im Regen gings schon los. Erstmal bis Steyerberg. Dann erwähnenswert die Schweineweide in der Vogtei .Hier scheinen die Schweine noch sauglücklich zu sein! Es sollte öfter soetwas geben, statt eingepfercht im Maststall (Bilder). Von da aus über Kirchchdorf nach Sulingen, alles im leichten Regen und anstrengender als die vorigen Tage . Anschließend Twistringen mit Akkuaufladen und Krafttanken. Ein sehr gepflegter Ort mit viel Kopfsteinpflaster. Der Himmel wurden dann um 14.30 Uhr dunkler und los gings mit strömendem Regen – drei Stunden lang. Alles nass, aber nicht aufgeben! Weiterfahren über Pestrup, Wildeshausen. Von Wildeshausen an der Bundesstraße entlang nach Ahlhorn dann nach Sage um dort bei meinem Sohn noch einmal den Akku aufzuladen und die nassen Socken auszuziehen. Leider hat mein Regenzeug versagt und ich war durchnässt. Die Sportschuhe ließen sich super mit dem Fön trocknen und trockene Kleidung war ja noch vorhanden. Den Rest von 38 Kilometern wollte ich dann auch noch bis Edewecht fahren, nur nicht noch auf den letzten Metern aufgeben.
Dieser Montag war mit Abstand der anstrengenste Tag. Am Ende freut man sich doch aufs eigene Bett und die Familie! Mehr detailliertere Karten und Stadtpläne sind das nächste Mal dabei und die einzelnenen Etappen unter 100 km, gerade wenn kleine Berge mit im Spiel sind.
Abschließend war es eine tolle Radtour. Gepäckmäßig habe ich alles richtig gemacht und nichts Wesentliches vergessen. Man lernt doch immer wieder dazu. Es gibt noch so viele schöne Radwege, die erkundet werden müssen – dann bis zum nächsten Mal!

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