Freitag, 15. Juli 2016, 20:17 Uhr
Ocholter Haferflockenmühle

Geschichte der ehemaligen Ocholter Windmühle

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Ortsgeschichte - Erinnerungen an die alte Zeit -

Ocholt Bis ca. zum Jahre 1800 kannte man keine freien Müller oder besser gesagt, keine freie Mühlengerechtigkeit. Die damaligen Mühlen gehörten irgendeinem Lehnsherrn. Die Mühlen galten als sogenannte " Bannmühlen " . Die Bauern mußten ihr Korn damals in diesen Bannmühlen mahlen lassen: sie galten als "Mahlgäste". Die Landesherrn oder auch Klöster nahmen erhebliche Anteile. So ist in alten Unterlagen nachzulesen, daß die Müller erhebliche Pachtsummen zahlen mußten. Meistens waren es über 100 Taler, ja sogar bis zu 300 Taler. Der jeweilige Müller (Pachtmüller) mußte sich mit sehr viel weniger begnügen. Erst nachdem diese Bannmühlen abgeschafft wurden, hatten die Müller eine einigermaßen berufliche Existenz. Die Müller waren allerdings auf die Bewohner ihrer Dörfer angewiesen, sie haben sich dann auch in ihrem Brauchtum usw. in die Dorfgemeinschaft eingefügt. Die Müller der Windmühle konnten die Flügel ihrer Windmühlen jeweils einstellen, z.B. in die Stellung der Feiertagsschere, in die Sellung der Trauerschere oder in die Stellung der Hochzeitsschere. Je nach Anlaß, ob aus freudigen oder ernstem, wurden die großen Windmühlenflügel gestellt.
Nun aber zur Ocholter Windmühle,
Unsere jetzt nicht mehrt vorhandene Ocholter Windmühle stand ursprünglich in der benachbarten Bauernschaft Torholt. Sie wurde vor über 100 Jahren auf dem Osterkamp in Torsholt durch den Mühlenbauer Grimm errichtet. In Torsholt gab es aber bereits eine Windmühle. Diese wurde durch den Bauern Hisje betrieben - sie steht übrigens noch. Da sich zwei mühlen nicht halten konnten, wurde die Mühle auf dem Osterkamp im Jahre 1895 abgebrochen, nach Ocholt überführt und an einem Hauptweg, der über den Hochkamp führte, wieder errichet (heute heißt die Straße Westring) Besitzer der Ocholter Mühle waren u.a. Hermann Hobbie, Gastwirt, ab ca. 1901 der Nachkomme, ebenfalls Hermann Hobbie, Gastwirt, und ab 1944 Gerhrd Hobbie, Bauer und Müllermeister. Aus Aufzeichnungen geht hervor, daß die Eigentümer stet bemüht waren, die Ocholter Mühle dem Ort zu erhalten. Sofern sie nicht selber Betreiber waren, standen Verpachtungen an. Es ist bekannt, daß durch die Windkraft der Ocholter Mühle Anfang dieses Jahrhunderts auch eine Sägerei betrieben wurde.
Die Ocholter Mühle hatte drei Mahlgänge. Es handelte sich um die Mahlgänge für Weizen, den Flockenstuhl auf dem Peldeboden und den Schrotgang. Schon vor dem 2. Weltkrieg war die Mühle vom Verfall bedroht. Sie hatte einen Teil ihres Windwerkes verloren. Der letzte Müllermeister, Gerhard Hobbie, der die Mühle 1944 übernahm, konnte nur noch mit Motorkraft mahlen.
Mein Elternhaus stand nicht weit von der damaligen Ocholter Mühle entfernt. Ich selber kann mich noch genau daran erinnern, wie damals nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Bauerngespanne - Pferd und Wagen - zur Nühle fuhren. Die Mühle erlebte in jener Zeit noch eine "Hochkonjunktur". Ocholt war durch seine damalige Mühle weit über die Grenen des Ammerlandes hinaus bekannt. Müllermeister Gerhard Hobbie und seine Familie hatten in der Zeit der begrenzten Nahrungsmittel erkannt, daß Haferflocken und Graupen bei der Bevölkerung begehrt waren. So bekam unsere Mühle damals den Namen Haferflockenmühle. Heute, wenn man sich mit Menschen aus dem ostfriesichen Raum unterhält, hört man immer noch " Ach ja, Ocholt kenne ich ". Wir haben damals nach dem Kriege Haferflocken geholt. Ich erinnere mich auch noch daran, daß der Mühlenkopf noch lange über dem Wohnhaus der Familie Hobbie sichtbar war. Der Müllermeister baute direkt an die Mühle einen großen Lagerschuppen an und außerdem wurde auf der rechten Seite der Mühle ein kleiner Mahlgangschuppen errichtet. Wir Kinder waren aus verständlichen Gründen dort nicht zu vertreiben, den wir hatten aus der erweiterten Nachbarschaft das Glück, mit den Jungen des Müllermeisters, Gregor und Gerhard Hobbie, spielen zu dürfen, und kamen in der damaligen Zeit so zu Haferflocken. Die Mühle sorgte aber auch für Arbeit, denn dort waren etliche Müllergesellen beschäftigt. Im Jahre 1950 wurde dann leider unsere schöne Ocholter Mühle stillgelegt, sie konnte dem wachsenden Konkurrenzdruck der Großmühlen nicht standhalten. Auch unsere Mühle fiel somit dem Mühlensterben zum Opfer. Viele Jahre stand die flügellose Mühle noch da und war eine Art Wahrzeichen des Ortes Ocholt. Leider gab es damals keine öffentlichen Mittel, so daß die Mühle hätte restauriert werden können. In der heutigen Zeit wäre dieses sicherlich kein so großes  Problem gewesen. Auch der rührige Heimatverein Ocholt-Howiek hätte heute sicherlich mit dazu beigetgragen, daß die Ocholter Windmühle erhalten bleibt. Nach dem totalen Abriss blieb nur noch das Unterteil der Mühle stehen. Dieser Rest wurde damals an die Familie Plöger verkauft und wurde so zu einem Versammlungsraum umfunktioniert.

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