Mittwoch, 25. Januar 2017, 10:45 Uhr
Schelmerei beim Wasserbau

Der Howieker Wassermühle das Wasser abgegraben

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Schilda - Beamtenstreiche -

Howiek Der ungewöhnliche Standort der vor über 400 Jahren erbauten Howieker Wassermühle auf der höchsten Erhebung der Wiesenniederung ergab sich aus der Ablehnung zum Bau dieser Mahleinrichtung der Gräflichen Regierung in Oldenburg, weil für das niedriggelegene Land an der Ollen durch das erforderliche Stauwerk Überschwemmungsschäden befürchtet wurden. Man kann es als  „Generalstreich“ der Howieker bezeichnen, daß sie sich bereit erklärten, die Wassermühle  „auf den höchsten Bült" zu setzen.
Daraufhin gab der Oldenburger Graf die Genehmigung zum Bau der Mühle, doch hielten sie die Verwirklichung für absurd. Die Howieker bauten ihre Mühle mit einem unterschlächtigen Wasserrad und konnten dann mahlen. Um der Mühle Wasser in genügenden Mengen zuführen zu können, mußten die Howieker Mühlbauern kurz vor der Staukammer einen Zuflussgraben  vom Bett der Ollen zum trichterförmigen Einlasswehr vor das Wasserrad ziehen. Die Mühle war bis 1909 in Betrieb, seitdem steht das Mühlrad still, das Wasser der Ollenbäke zieht an ihr vorbei. Alte Erlen und Knorrige Eichen säumen den Bachlauf.

Im Jahre 1956 liefen bereits die Planungsarbeiten für die Begradigung der Ollenbäke. Die Ammerländer Wasseracht, für die Begradigung der Wasserläufe verantwortlich, begann noch in den Jahren 1956/57 mit den erforderlichen Baggerarbeiten. Parallell wurde durch die Niederung ein neues Bachbett ausgehoben. Der neue Bäkenarm beginnt oberhalb der Wassermühle, etwa bei der Holzbrücke, er mündet nach 900 m wieder in das Bett der Ollen am Südrand vom Holtkamp. Schon damals gab es viele kritische Stimmen zu diesem Projekt, ihre Skepsis durch Protokolle und Zusagen der Wasserbauer wurde nicht besser, und viele hundert Heimatfreunde waren von der ganzen Angelegenheit nicht zu überzeugen. Aus den Protokollen geht hervor, daß man weitere Zugeständnisse machte und zusagte, daß der alte Ollenarm mit Wasser gespeist werden sollte, welches durch ein eigens für diesem Zweck eingebautes Stauwehr zur Wassermühle gelangen sollte.
Diese Pläne wurden zunächst nicht weiter verfolgt, und in den darauffolgenden Jahren stellte sich immer mehr heraus, daß die Bäume am Altarm der Ollen unter Wassermangel litten und dadurch die hohen Ufer in der Bäke stürzten und das alte Bachbett mehr und mehr verschlammte.

Der Heimatverein mit dem damaligen Vorsitzenden Erich Harms  stellte 1978 fest, daß auch Schäden an der unter Denkmalschutz stehenden Wassermühle sichtbar wurden.  Die Skeptiker von damals sollten Recht behalten, denn die vorgenommene Regulierung der Ollenbäke, die der Mühle das fließende Wasser entzog, brachte schwerwiegende Nachteile mit sich. Das zunächst im Altarm verbliebene ruhende Wasser schrumpfte zu kleinen Tümpeln zusammen, so daß seine konservierende Wirkung auf die stützenden Eichenholzbalken und Verstrebungen ausblieb und der Zersetzungsprozeß am Unterbau der Mühle begann. Die Standfestigkeit unseres Baudenkmals war sehr bedenklich, doch wurde bald durch einen Betonsockel Abhilfe geschaffen, die Einsturzgefahr war gebannt, auch wenn dem Verein dadurch hohe Kosten entstanden. Mit Hilfe von Stadt und Landkreis konnten die Mittel aufgebracht werden. In den 80er Jahren kamen weitere Schäden vor, so musste das Ufer am Weg „ Up de Höh“ neu aufgefangen werden. Hierbei half der Bauhof der Stadt, der die  Bäkenböschung teilweise neu aufbaute und mit Flechtholz verstärkte.
Um weitere Schäden vorzubeugen, wurde im Jahre 1986 das alte Protokoll über den Ortstermin vom 2. Juli 1956 wieder vorgelegt. Daraus geht hervor, daß zur Wasserhaltung im alten Ollenbäkenlauf eine Abzweigung oberhalb der Howieker Wassermühle zwischen den Parzellen 274/75 und 277/76 geschaffen wird. Ebenso wird eine Stauanlage durch das  Wasserwirtschaftsamt Cloppenburg – Außenstelle Westerstede – errichtet. Diese Stauanlage wird so errichtet, daß die Oberkante gleich der jetzigen Sohle des alten Ollenbäkenlaufs ist.

Die Bauarbeiten wurden damals nicht verwirklicht. Nach Rücksprache beim Landkreis und der Wasseracht wurde uns Hilfe zugesagt, Diese Hilfe kam jedoch niemals. Vereinsmitglieder begannen 1986 mir der Aufreinigung des alten Bäkenbettes und säuberten es von Schlamm und Fallholz – eine mühsame Arbeit, die nur langsam voranging. Die Wasseracht baute uns dann ein Wehr in den vom Fintlandsmoor kommenden Zuggraben (Togsloot) ein. Das Wasser konnte so gestaut werden, daß die alte Bäke wieder Wasser führt. In all den Jahren hatte der alte Lauf nur bei extremem Hochwasser Wasser gesehen. Es wurde immer und immer wieder auch mit vielen Arbeitseinsätzen versucht wieder Wasser zur Mühle zu bekommen, aber alle Anstrengungen blieben erfolglos. Die nachfolgenden Generationen haben es erst gar nicht mehr probiert, denn dieses war zwecklos. Was sagt uns das alles? Wenn Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes etwas planen, dann geht es meistens schief. (Wasser läuft nicht bergauf, daß hätten die damaligen staatlichen Planer wissen müssen, denn es waren studierte Leute). Aber, wir sollten den Kopf nicht in den Sand stecken und weiterhin unser vertäken Stück Heimat weiterhin pflegen. Ich hoffe, daß auch die nachfolgenden Generationen an der Wassermühle noch viel Freude haben werden.

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