Donnerstag, 26. März 2015, 15:56 Uhr
Yoga / Entspannung / Meditation

Hatha Yoga: Kraft und Stille

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„Yoga ist etwas für praktische Menschen mit praktischen Problemen.“ B.K.S. Iyengar (Yoga-Meister)

Edewecht / Bad Zwischenahn / Oldenburg

Die Angebote für Yogakurse häufen sich. Aber die meisten Menschen in Deutschland haben keine genaue Vorstellung von diesem Thema. Was ist Yoga eigentlich?

Yoga ist eine der sechs indischen orthodoxen Philosophien. Der indische Gelehrte Patañjali (5. Jahrhundert v. Chr.) war der Erste, der mit seinen Yoga-Sutras einen schriftlichen Leitfaden zum Yoga niedergelegte. Bis heute bilden seine Sutras, bestehend aus 195 Versen, das vielleicht wichtigste Werk aus der Yogaliteratur.

Der Begriff Hatha Yoga kommt aus der indischen Sprache Sanskrit: "Ha" heißt Sonne, "tha" ist der Mond und Yoga kommt von dem Wörtchen "yug", das Vereinigung oder Verbindung bedeutet. Gemeint ist die Vereinigung von Sonne (Wärme, Aktion, männliche Energie) und Mond (Kälte, Synthese, weibliche Energie). Durch diese Fusion (Yoga) zweier gegensätzlicher Elemente (Sonne - Mond) wird Energie produziert. Hatha Yoga wird daher meist mit "Kraft" übersetzt.
Religiöse Yogis interpretieren das Wort Yoga als Vereinigung zwischen Mensch und Gott. Nichtreligiöse übersetzen es mit Meditation. In der Vereinigung / Meditation kommt es zum "Erwachen" des menschlichen Geistes. Ein wacher Mensch ist frei. Yoga dient also dem höchsten Ziel des Menschen: seiner Freiheit. Diese Freiheit ist aber nur möglich, wenn der Geist vollkommen still ist. Um still zu sein, braucht er viel Energie. Der Yoga geht davon aus, dass jeder Mensch durch körperliche und geistige Konditionierungen daran gehindert wird, klar und reflektiert zu handeln. Durch Yoga kann sich der Übende von diesem "Lärm", diesen Störungen befreien, und so inneren Frieden, Einklang mit sich und der Umwelt sowie Unabhängigkeit von inneren und äußeren Zwängen erlangen. Nun wird verständlich, dass der Yoga ursprünglich als geistiger Weg entstanden ist, um die großen Probleme und Fragen der Menschheit zu betrachten und Lösungen zu finden.
Dabei steht die innere Arbeit des Einzelnen an erster Stelle. Denn innere Konflikte sind die Ursache für äußere Konflikte, und die "Welt" ist nichts weiter als die Summe aller Individuen. Daher können die Ursachen der Konflikte nur vom Einzelnen in sich gelöst werden. Die Bedeutung des Yogas für die geistige und körperliche Gesundheit des modernen Menschen ist also herausragend. 

Eine Erklärung für diese erstaunlichen Wirkungen sind u. a. die medizinischen Wirkungen der Übungen verbunden mit der ständigen Aufmerksamkeit während des Ausführens. Yoga zu üben und zu leben bedeutet also, auf eine bestimmte Weise regelmäßig verschiedene Übungen zu praktizieren, zu verstehen, was Meditation ist und Verstandenes sofort in die Praxis umzusetzen. Mit seiner 5000-jährigen Geschichte verleiht der Yoga dem Übenden also mehr als körperlich-geistige Vitalität, Flexibilität und Gleichgewicht. 

Es wird klar: Der Yoga ist keine Religion, sondern ein philosophisch-praktisches System für den Einzelnen. Oder wie der Yoga-Meister B.K.S. Iyengar aus Indien es so schön sagte: „Yoga ist etwas für praktische Menschen mit praktischen Problemen.“ Aus Indien stammend wird Yoga definiert als das "Zur-Ruhe-Kommen der kreisenden Bewegungen des Geistes" (Patañjali) oder auch als "die Fähigkeit, den Geist ohne Ablenkung und Störung auszurichten" (ders.). Nur ein See mit einer vollkommen glatten Oberfläche spiegelt die Landschaft - genauso verhält es sich mit dem Geist: Nur wenn der Geist vollkommen still ist, kann man die Wirklichkeit sehen, wie sie tatsächlich ist und somit ist man frei - frei von Illusionen, frei von Vorurteilen - frei. 

Eine klassische Yogastunde besteht aus einer Anfangsmeditation, diversen Körperübungen (die zusammen mit einem bestimmten Atemmuster ausgeführt werden), einer 15-minütigen Tiefenentspannung und einer Abschlussmeditation. Regelmäßig werden je nach Lehrer weiterführende Themen angesprochen (z. B. Ayurveda). 

Zum Yogakurs mitbringen muss der Interessierte meist wenig: eine Decke, etwas zu trinken, viel Selbstdisziplin - und am besten das Für-Möglich-Halten eines völlig anderen Lebens ...

Artikel verfasst von: Margrit Neumann, Yoga-Lehrerin in Wildenloh (Edewecht)

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