Dienstag, 24. November 2015, 20:38 Uhr
Schutzsuchende / Flüchtlinge / Westerstede

Schutzsuchende in Westerstede

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Westerstede ist vorbereitet und hat bei der Unterbringung von Schutzsuchenden Prioritäten gesetzt

Westerstede Seit Monaten bestimmt die sogenannte Flüchtlingskrise die Nachrichten. Überschriften in Zeitungen wie diese  machen neugierig: Willkommen in der deutschen Kultur, Flüchtlinge - 22 Fragen, 22 Antworten, Lernen nach der Flucht.
Nachrichten und Bilder aus den Krisengebieten lassen die Not, das Grauen und die Verzweiflung auf der Flucht erahnen: Auf dem Balkan wächst die Verzweiflung (...). Sie haben ihre Münder zugenäht, aus Protest (...). Sind wir keine Menschen, weil (...). Seit Donnerstag werden nur noch Kriegsflüchtlinge durchgelassen. Hungerstreik, Anspannung an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Das alles scheint weit weg zu sein. Und doch betrifft es uns direkt, auch hier in Westerstede. Täglich kommen 1000 Flüchtlinge in die Notunterkünfte nach Niedersachsen - Tendenz steigend.

Sind wir vorbereitet?
Ja! Auf der Einwohnerversammlung im Forum der Robert-Dannemann-Schule stellte Bürgermeister Klaus Groß die aktuellen Zahlen, Maßnahmen und die Planungen vor.
In Westerstede leben zurzeit 22420 Einwohner. Davon wohnen 10944 in Westerstede (mit Haarfurth). Die weiteren 11420 Einwohner leben in den 25 Bauerschaften.
Nach dem bisherigen Stand werden Westerstede bis zum 31.1.2016 350 Personen zugewiesen, im 1. Quartal 2016 folgen weitere 300 Schutzsuchende. Prognosen, das hat Thomas de Maiziére angekündigt, wird es auf Bundesebene diese Jahr nicht mehr geben. Es bleiben offizielle Schätzungen.

Wer plant die Aufnahme von Flüchtlingen in Westerstede?
Ein Arbeitskreis aus den Fraktionsvorsitzenden, den Vorsitzenden der betroffenen Ausschüsse, den Dezernenten sowie den Amtsleitern plant die Aufnahme, vermeidet Aktionismus und sorgt für eine effektive Vorbereitung mit Augenmaß. Die Stadt Westerstede hat einen großen Vorteil anderen Gemeinden gegenüber, da sie seit vier Jahren einen hauptamtlichen Flüchtlingsbetreuer hat, der vom 1.12.15 an durch einen weiteren Flüchtlingsberater unterstützt wird. Auch die Mitwirkung von Bezirksvorstehern der 25 Dörfer in Westerstede ist sinnvoll und notwendig. Bisher haben nicht alle Dörfer Bezirksvorsteher, die eingebunden werden können. Ziel sei es, die Menschen dezentral unterzubringen.

Wie werden die Flüchtlinge untergebracht und begleitet?
Im Stadtgebiet und in den Dörfern werden Wohnungen angemietet und durch die Flüchtlingsbetreuer und ihre Hilfskräfte vorbereitet. Auch Schutzsuchende selbst helfen mit. Der städtische Bauhof ist ebenfalls eingebunden.
Vor dem Einzug von Flüchtlingen, werden die Nachbarn informiert, wobei sehr gute Erfahrungen gesammelt wurden. Die neuen Bewohner werden durch hauptamtliche Flüchtlingsberater und Dolmetscher in ihre Wohnung begleitet. Die wichtigsten Anlaufstellen wie Schulen und Kindergärten, aber auch Einrichtungen wie die Apothekervilla mit dem Deutschangebot und die Tafel „Westersteder Mahltied“ lernen sie in Begleitung kennen. Die Betreuung wird nach einigen Tagen an die ehrenamtlichen Integrationslotsen abgegeben. 50 Wohnungen sind zurzeit belegt und werden von der Stadt betreut. Bereits anerkannte Asylbewerber zählen nicht dazu.
Westerstede hat zurzeit zirka 60 Personen, die als Integrationslotsen ihre Hilfe anbieten und in Kursen an der KVHS qualifiziert werden.
Der hauptamtliche Flüchtlingsbetreuer bleibt bei Problemen weiterhin der Ansprechpartner für die Schutzsuchenden und Integrationslotsen. Einige von ihnen sind ehemalige Flüchtlinge, so der Bürgermeister. Die geschulten Integrationslotsen helfen Schutzsuchenden bei der Orientierung in der neuen Umgebung, unterstützen sie bei der sprachlichen, schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Integration. Je nach Fähigkeit sind sie Sprachmittler oder Berater in besonderen Situationen und Fragestellungen. Zudem helfen sie beim Umgang mit der Verwaltung.

Wo werden weitere Flüchtlinge wohnen?
Für die Unterbringung von Schutzsuchenden hat die Stadt Westerstede Prioritäten gesetzt. Zunächst wird Wohnraum zu marktüblichen Mieten angemietet. An zweiter Stelle stehen der Bau neuer Wohneinheiten und die Förderung des Wohnungsbaus allgemein, beispielsweise durch die Erhöhung des Mietwohnangebots. Diese Wohneinheiten könnten durch die Ammerländer Wohnungsbau, private Investoren und Bauunternehmern auf städtischen Grundstücken entstehen. Die Wohneinheiten sollen bezahlbarer Wohnraum für Westersteder und Schutzsuchende werden. Der Bau von Wohnheimen wird abgelehnt.
Der Ankauf älterer Wohnhäuser wird nachfolgend in Erwägung gezogen, soweit der Kaufpreis in einem angemessenen Verhältnis steht. Auch der vorrübergehende Ankauf von Mobilheimen mit dezentraler Aufstellung, kann realisiert werden. Die spätere Wiederverwertbarkeit muss dabei gegeben sein.
Vorübergehend können auch Wohnungen in Gewerbegebieten, freie Ferienhäuser und –wohnungen sowie Wohnmodule Schutz bieten.
Wenn diese Kapazitäten nicht ausreichen, wird die vorrübergehende Aufstellung von Containerwohnanlagen mit Wohnheimcharakter auf passenden Grundstücken nötig werden.
Sollten zusätzliche Plätze benötigt werden, ist die vorrübergehende Nutzung der Gästehäuser des Hössensportzentrums geplant. Dies soll aber nur im Notfall geschehen, da das das wirtschaftliche Aus für den zurzeit recht gut entwickelten Betrieb bedeuten würde.
Parallel dazu richtet die Stadt zurzeit vorrübergehend eine Notunterkunft im Gebäude der ehemaligen Firma Nienaber ein, um den Landkreis bei der Erstaufnahme zu unterstützen. Die kleine Hössensprothalle kann ebenfalls für die Notaufnahme in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr und dem Bauhof hergerichtet werden.


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