Sonntag, 03. April 2016, 17:27 Uhr
Erinnerungen

Laute und leise Geräusche

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Auf dem Land, in der Gemeinde Apen, wo ich früher aufwuchs, haben die Geschichten, die ich immer mal wieder zu Papier bringe, ihren Ursprung. Authentisch, genauso wie sie erlebt wurden. Es ist nichts geschönt oder verändert worden, wahre Geschichten eben.

Apen / Westerstede
Den Sound der Straße hörten wir früher nicht, es gab nämlich keinen. Die Geräusche auf dem Land beschränkten sich auf das laute Getöse von Bulldozern, Tierlaute, hin und wieder mal ein Motorrad, ein Auto pro Tag vielleicht. Am Sonntag sah man der Gruppe von Männern zu, die einer Boßelkugel hinterher lief. Meistens aber suchten sie die Kugel im Straßengraben, hatte ich immer den Eindruck. So konnte man dieses Szenario an den meisten Sonntagen im Jahr beobachten.
Ich denke mal , unsere Eltern hatten keine Ahnung was wir den ganzen Tag über so trieben. Viele Dinge, die uns das Landleben gelehrt hat, die wurden einfach unkommentiert gelassen, obwohl die eine oder auch andere andere Frage eine Antwort benötigt hätte, um die Situation zu erklären.
Alles, was sich auf dem Land abspielte, was man manches Mal auch ungewollt als Kind aus diesem Leben mitnahm, man sprach nicht drüber, es war mir und den anderen Kindern im Dorf unangenehm.
Solch eine Situation erlebte ich wohl als 4 oder 5-Jährige und damals hatte ich noch keine Scheu, meiner Mutter darüber zu berichten.
Ich weiß aber, daß ich auf meine Frage nie eine Antwort bekommen habe, nur an das herzhafte Lachen meiner Mutter kann ich mich noch erinnern:
„Jedes Haus bei uns im Dorf Klauhörn hatte mindestens 2 Katzen, eine aber war immer im Haus. Sie bekamen, wenn nichts anderes da war, die Reste vom Mittagessen und wenn gemolken wurde, etwas frische Kuhmilch.
(Ich bin mir fast sicher, daß es sowieso kein fertiges Katzenfutter gab zu der Zeit!)
Der ältliche Kater unserer Nachbarn gegenüber hatte nur ein Auge, beäugte jede in der Nähe laufende Katze mit Kennerblick und war ständig gekennzeichnet von den Kampfattacken mit anderen Katern. Aber….die Katzendamen verehrten ihn trotzdem.
Er hatte rötliches Fell und irgendwie habe ich heute noch in Erinnerung, daß er ständig total schmutzig daher kam.
Man hatte ihm den sinnigen Namen „Fidi“ gegeben, und alle riefen ihn so, denn er war schon sehr bekannt im Dorf.
Auch wir hatten mehrere Katzen, die eine hieß Mimi-Katze, hatte schon ein paar Katzenkinder geboren und gehörte einfach zu uns.
Und dann kam der Tag, an dem ich meiner Mutter von dem komischen Treiben unserer beiden Nachbarkatzen erzählte:
„Du Mama, stell Dir mal vor“, ….. meine Stimme überschlug sich, „unsere Mimikatze nimmt Deppe’s Fidi (unsere Nachbarn hießen Deppe) Huckepack und dann geht das los, immer -Mau – Mau – Mau!!!!“
Gelächter, meine Mutter erzählte es der Nachbarin und es machte irgendwann die Runde durchs ganze Dorf.
Inzwischen weiß ich natürlich die Antwort auf „was machen die nur?“
Man vergißt solche Situationen nicht. Früher hat man nicht davon erzählt, weil es ja peinlich sein könnte, heute – mit dem nötigen Abstand – kann auch ich herzhaft darüber lachen, wie damals meine Mutter und unsere Nachbarin.
Unsere Nachbarin, die „Herrin von Fidi“, befand sich viele viele Jahre später in einer Heimbetreuung, wo ich sie jede Woche besuchte und mit ihr über früher sprach. Sie vergaß inzwischen wohl eine Menge, aber da auf dem Land so eine enge Zusammengehörigkeit bestand, wußte ich alles aus ihrer Familie und drumherum, wußte wovon sie – oft auch sehr spontan und ohne Bezug - sprach und konnte mit ihr so darüber reden, daß sie sich verstanden fühlte. Ich war erstaunt, was sie von früher, von vor unendlich langer Zeit, noch alles wußte.
Sie erzählte manchmal auch von ihren Katzen, von dem einäugigen Fidi und dann erstaunte sie mich mit dem Satz: Weißt Du noch was Du damals gesagt hast? Ich wußte es, natürlich, aber sie…..sie wußte es noch genauso gut und schmunzelte immer noch bei dem Gedanken!

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