Freitag, 07. Oktober 2016, 17:25 Uhr
Ortsgeschichte

Bilder sind ein Spiegel unserer Zeit

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Es gibt kein wertvolleres Gut als den Geist der Zeit, festgehalten in Dokumentationen, möglichst authentisch und möglichst mit vielen Bildern.

Apen / Ammerland / Ihorst/Westerstede
Ortsgeschichten sind größtenteils in schriftlichen Dokumentationen festgehalten worden, die ursprünglich aus den Erzählungen der Dorfbewohner entstanden. So gab es dann schon mal Geschichten, die jeder kannte und doch konnte keiner im Dorf sie bezeugen. Diejenigen, deren Geschichten da erzählt wurden, die weilten schon längst nicht mehr unter den Lebenden.
Im Laufe der Jahrzehnte waren dann auch schon mal Dinge vergessen, absichtlich weggelassen und manchmal sogar sehr geschönt worden.
Man machte das Beste draus, so die übliche Redewendung. Und dafür hat man im Nachhinein auch sicherlich Verständnis, die Zeiten waren hart. In speziellen Situationen auf dem Land, inmitten des einfachen Lebens, da durfte man damals sicherlich nicht sensibel sein.
So weiß man nie ganz genau, ob Begebenheiten in früheren Jahren sich wirklich so zugetragen haben wie wir sie übermittelt bekamen, oder ob der Wahrheitsgehalt eher auf einer Scala im mittleren Bereich angeordnet werden muß.
Mit der Möglichkeit aussagekräftige Bilder mit in Chroniken einzuarbeiten, können wir heute sicher sein, daß unsere Nachfahren es wesentlich einfacher haben den Aufzeichnungen Glauben zu schenken, die „unsere „ Zeit nicht mehr verfälschen kann. Im Verbund mit Bildern sind Aufzeichnungen interessanter und attraktiver und werten Geschriebenes extrem auf.
Meine Großmutter wurde im Jahr 1876 geboren und ihr habe ich es zu verdanken, daß viele Geschichten aus ihrem Dorf mein Wissen um frühere Lebensweisen vervollständigte.
Ich habe viel gefragt und noch mehr Antworten bekommen. So gab es im Haus meiner Großeltern in Klauhörn drei große gläserne Kerzenhalter, die auch mit einer Geschichte belegt waren.
Schon die Großmutter meiner Oma soll mit diesen Kerzenhaltern von Haus zu Haus gezogen sein, immer dann wenn eine Todesnachricht durchs Dorf ging. Dann wurden die Gegenstände hervorgeholt, die ansonsten gut eingepackt im Schrank lagen.
Sie waren zu einem wichtigen Requisit im Trauerhaus geworden und im Dorf entstand mit diesem Ablauf damals für eine lange Zeit ein nicht wegzudenkendes Ritual.
Bilder gibt es aus der Zeit noch nicht, leider. In späteren Jahren, als die Fotografien eine Bedeutung bekamen, wurden zu allen größeren Anlässen natürlich auch Fotos gemacht, die meistens die Gruppe der Hochzeitsgesellschaft zeigten, Gruppen waren sowieso meistens das Motiv. Vielleicht weil so viele auf einmal aufs Bild paßten? Dabei fällt mir auf, daß es solche Fotos heute viel weniger gibt, obwohl das sicherlich eine belebende Option für jeden Fototermin bei großen Familienfeiern wäre.
Mich erstaunt immer wieder, wie gut die Fotos aus den Anfängen der Fotografie schon waren, wobei ich das kleine Wort „relativ“ aber noch dazwischenschieben sollte.
Durch Zufall fand ich kürzlich ein Hochzeitsbild aus dem Jahre 1937 ca., es wurde in Nachbarort von Klauhörn, in Ihorst gemacht und zeigte tatsächlich meine 17-jährige Mutter auf der Hochzeit ihres Bruders.
Auf diesem Bild waren viele Personen, aber da es noch vor meiner Geburt aufgenommen wurde, konnte ich normalerweise niemanden davon kennen. Und trotzdem erkannte ich in einigen Kindergesichtern Züge, die ich eindeutig bekannten Familien zuordnen konnte und die als Erwachsene später auch noch meinen Weg kreuzten.
Ich finde es spannend, Geschichten über frühere Zeiten zu erfahren. Sich die Erlebnisse von älteren Personen erzählen lassen, hinterfragen was man aus speziellen Bereichen, vom Land- und Stadtleben erfahren möchte.
Geschichten und Entstehungs-Dokumentationen, wie die Leute gelebt haben, wie haben sie alles ohne masch. Hilfe gemeistert? Es gibt kein wertvolleres Gut als den Geist der Zeit, festgehalten in Dokumentationen, möglichst authentisch und möglichst mit vielen Bildern.

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