Das alte Backhaus im Museumsgarten – Ein Rätsel und viel Wissenswertes von Wolfgang Hase
Drei Bücher können Sie gewinnen, wenn sie die Innschrift im Lesebalken des alten Backspeichers erraten. Ob in diesen Häuschen „nur“ gebacken wurde erfahren sie hier.
Wiefelstede
Wie berichtet findet zurzeit die Hobelausstellung von Erwin Rodenberg in dem alten Backhäuschen, bzw. Backspeicher statt.
Doch schauen Sie sich das Backhaus einmal an. Ein kleines Fachwerkhaus, mit Tonpfannen eingedeckt. Im Balken über der Tür, dem Lesebalken, wird eine Innschrift sichtbar.
Das Rätsel lautet: Wie heißt der Satz in diesem Balken vor: „Errichtet 24. März 1859“
Schreiben sie den Satz, bzw. die zwei kleinen Sätze bis zum 31. August 2011 an: jens-gert@mueller-saathoff.de
Stichwort: Heimatmuseum Wiefelstede.
Die drei Gewinner werden benachrichtigt.
Zu gewinnen gibt es das Buch „Heini un Fidi van'n Stau“, von Fritz Hibbeler Vertellen, Dööntjes un Biller ut Ollnborg“ Kurzgeschichten, garniert mit seinen Zeichnungen.
Kommen wir jetzt zur Geschichte dieser alten Backhäuser oder Speicher.
Wolfgang Hase, Museumspädagoge und erster Vorsitzender des Heimatmuseums Wiefelstede weiß da einiges zu erzählen.
Für vielfältige Ausstellungszwecke dient seit über zehn Jahren ein Backspeicher auf dem Grundstück des Heimatmuseums Wiefelstede, seit er dort von Mitgliedern des Museumsvereins in ehrenamtlicher Arbeit wieder errichtet worden ist.
Seit einigen Wochen ist hier jetzt die umfangreiche und nicht nur für „Holzwürmer“ äußerst sehenswerte Sammlung historischer Holz-Bearbeitungswerkzeuge von Erwin Rodenberg zu sehen. Sie fügt sich ein in die Präsentation alter Wiefelsteder Werkstätten im Museum, die auch weiterhin ausgebaut wird.
Das Backhaus ist eines jener bäuerlichen Nebengebäude, die in vergangenen Jahrhunderten am wenigsten verzichtbar war. Das Backen des täglichen Brotes gehörte noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zu den hauswirtschaftlichen Aufgaben, die auf den Höfen zur Selbstversorgung erledigt wurden. Am wichtigsten waren die großen, oft über 20 Pfund schweren Schwarzbrote aus Roggenschrot. Mit rund drei Pfund Verzehr pro Tag für einen erwachsenen Mann musste die Hausfrau rechnen, bis seit dem frühen 19. Jahrhundert die Kartoffeln den Speiseplan auch hier in Nordwest-Deutschland ergänzten. An einem Backtag wurde ein Vorrat für mindestens vier Wochen hergestellt: In den heißen Ofen kam zunächst das Weißbrot, das aber als Festtagsbrot nur in kleinen Mengen gebacken wurde. Es folgte das Schwarzbrot, das etwas niedrigere Temperaturen benötigte. Auch die Restwärme blieb nicht ungenutzt: Zur Herstellung von Trockenobst und zum Dörren anderer Lebensmittel für die Vorratshaltung reichte sie immer noch aus.
Nur wer keinen eigenen Ofen hatte, lieferte die Brotlaibe beim Bäcker ab – was aber um einiges teurer war. Noch bis in die 1950er Jahre wurde oft getauscht: Die Bauern lieferten dem Bäcker das Getreide oder gemahlenes Schrot und als Gegenlieferung bekamen sie ebenso viele Pfund Schwarzbrot geliefert. Der Verdienst des Bäckers resultierte aus dem beigefügten Wasser – immerhin rund ein Drittel des Gesamtgewichts.
Backhäuser gab es in verschiedenen Größen. Oft waren es nur die Backöfen, die aus Feuerschutzgründen abseits des Bauernhauses im Garten errichtet wurde. Waren es aber solche Backspeicher, wie auf den großen Hausmanns-Stellen üblich und wie es beim Museum wieder errichtet wurde, dienten sie über lange Jahre nicht nur als Backhäuser. Im 18. Jahrhundert und noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren sie gleichzeitig auch Notunterkünfte für die landlose, ärmere Bevölkerungsschicht auf dem Lande: die Heuerleute. In jener Zeit wuchs die Bevölkerungszahl stark an und Backhäuser und Speicher aller Art mussten als Notquartiere herhalten. Dies besserte sich erst, als durch die Landflucht in die wachsenden Industriestädte und Auswanderung nach Nordamerika der Wohnraummangel langsam zurückging. Bis dahin aber lebten in solchen Backhäusern in der Regel Heuerlinge mit ihren Familien, mit dem Hausrat, wenigen Möbeln – und natürlich sollte möglichst auch die unverzichtbare Kuh ihren Stellplatz finden. Von den Konflikten, die sich an Backtagen ergaben, wenn die Familie des Bauern das Backhaus zum Backen nutzen wollte, berichten noch zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen und Briefe, die sich bis heute erhalten haben.
Informationen: www.heimatmuseum-wiefelstede.de
Hauptstraße 11, 26215 Wiefelstede
Öffnungszeiten: Samstag: 16-18 Uhr / Sonntag: 14-18 Uhr
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