Donnerstag, 03. Dezember 2015, 10:03 Uhr
Berufsorientierung / Ausbildung / Schule

Die Berufsorientierung - ein langjähriger Prozess

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Vom 30.11.-01.12.15 fand in Berlin die 5. Jahrestagung des Berufsorientierungsprogramms unter dem Motto "Praxis erfahren" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt. Vertreter von Zeit&Service nahmen hieran teil, um Anregungen für die Umsetzung des Berufsorientierungsprogramm in der Wesermarsch zu bekommen.

Brake / Nordenham / Lemwerder Der Prozess der Berufsorientierung ist im Regelfall ein Prozess, der sich über mehrere Jahre erstreckt und bei denen verschieden Akteure beteiligt sind. U.a. neben hierbei das Elternhaus, die Schule und private Bildungsträger Einfluss auf die spätere Berufswahlentscheidung der Jugendlichen. In vielen Fällen klappt der Übergang der jungen Menschen von der Schule zur Aufnahme einer Ausbildung. Bei einer genaueren Analyse sind aber Schwachstellen zu erkennen, die sich ein Land wie Deutschland auf Dauer nicht leisten kann, wenn es auch zukünftig wirtschaftlich eine führende Rolle spielen möchte:

a)    Es gibt immer noch eine zu hohe Ausbildungsabbruchsquote ;

b)    Vielen Schülern ist die Bandbreite der anerkannten Ausbildungsberufe nicht bekannt., was unter anderem mit zur Folge hat, dass sich seit Jahren die Berufswünsche auf einige wenige Klassiker reduzieren;

c)    Zu viele junge Menschen, die den Übergang auf den 1. Arbeitsmarkt nicht geschafft haben, sind in diversen Bildungsmaßnahmen „zwischengeparkt“ worden;

Eine effektive  Berufsorientierung verfolgt dabei in erster Linie das Ziel, die oben angeführten Schwachstellen zu minimieren und den Schülern dabei zu unterstützen eine Ausbildung zu finden, die auf den Neigungen und Interessen des einzelnen zugeschnitten ist.

Um den Prozess der Berufsorientierung und die Mitwirkung der unterschiedlichen Akteure auch begrifflich fassbar zu machen, wird oft von Bildungsketten gesprochen. Im Zuge einer solchen Bildungskette hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2008 das Berufsorientierungsprogramm (BOP) ins Leben gerufen, das seit 2010 verstetigt worden ist. Das Berufsorientierungsprogramm (BOP) besteht dabei aus zwei Kernelementen:

a)    Einer Potentialanalyse, die in der Regel in der 7. Klasse durchgeführt wird,

b)    und einer zweiwöchigen Werkstattphase, die in der 8. Klasse umgesetzt wird. Während der Werkstatttage haben die Schüler die Gelegenheit in verschiedenen Berufsfeldern hineinzuschauen.

An dem Projekt haben bisher bundesweit über 700.000 Schüler teilgenommen. In der Wesermarsch setzt die Zeit & Service Beschäftigungsfördergesellschaft in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule (KVHS) das Programm vor Ort um.

Zur Gewährleistung eines hohen Qualitätsstandards ist es wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, dass sich die Akteure zentral sammeln, um über neue Entwicklungen informiert zu werden und Erfahrungen untereinander austauschen zu können. Das BMBF hat hierfür das Instrumentarium der Jahrestagung eingeführt, die in diesem Jahr im bcc Berlin am Alexanderplatz mit rund 500 Teilnehmern an zwei Tagen stattfand. In seiner Eröffnungsrede betonte Stefan Müller (Parlamentarischer Staatssekretär), dass das Berufsorientierungsprogramm mittlerweile zu einem „Flaggschiff“ des BMBF zählt und daher einen hohen Stellenwert zugeschrieben wird. Er wies darauf hin, dass nunmehr  auch Gymnasien in das Programm mit einsteigen können. In den nächsten Jahren wird ferner auf alle Akteure aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation eine besondere Herausforderung zukommen, da es gilt, effektive Integrationsmaßnahmen zu ergreifen, um auch jungen Flüchtlingen mit Bleibeperspektive die Chance auf eine Berufsausbildung zu ermöglichen.

Der erste Tag war geprägt durch mehrere unterschiedliche Vorträge, die den Prozess der Berufsorientierung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Abgerundet wurde das Ganze durch eine Informationsmesse, auf welche sich verschiede Akteure mit ihren Projekten vorstellten.

Am zweiten Tag hatten die Teilnehmer Gelegenheit an verschiedenen Foren teilzunehmen, in welchen mehrere Berufsfelder vorgestellt wurden und Möglichkeiten der konkreten Umsetzung vor Ort gezeigt worden. Die Vertreter von Zeit und Service haben sich hierbei insbesondere in  den Bereichen der Pflege und Erziehung sowie IT/Medien umgeschaut und Anregungen mitgenommen, die ggfs. bereits 2016 im Berufsorientierungsprogramm in der Wesermarsch umgesetzt werden können.

Abgeschlossen wurde die Jahrestagung durch einen Vortrag von Thomas Sattelberger (ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom), der dafür plädierte, dass Deutschland eine offene Bildungsrepublik werden müsse. Es gebe noch zu viele Hindernisse im Bildungs- und Ausbildungssystem, die viele potentielle Menschen vom 1. Arbeitsmarkt ausgrenzen. Diese Hindernisse können nur in einer gemeinsamen Aktion aller – von der Politik über die Ausbildungsstätten bis hin zu den Einstellungen des einzelnen Menschen verringert werden.

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