Von Narren, Gauklern und Clowns
Vor kurzem entführte die Schauspielerin Sylva Springer aus Butjadingen ihr Publikum in die Welt der Narren, Gaukler und Clowns.Yeti Mansena begleitete sie mit musikalischen Improvisationen.
Nordenham / Rodenkirchen
Impulsgebend für die Veranstaltung von Literaturplus Wesermarsch e. V. war nicht nur ein stimmiges Thema zur Karnevalszeit, sondern vor allem eine bisher unbekannte Rodenkirchener Privatsammlung von Clown-Porträts. Heinrich Gerdes hat sie im Lauf von dreißig Jahren zusammengetragen und zeigt sie jetzt in seinem neuen Galerie-und Kulturhaus, das auch über eine kleine Bibliothek mit einschlägiger Literatur verfügt.
Auf der schmalen Bühne dienten ein großer und ein kleiner Reisekoffer als Requisiten und zugleich als Sinnbilder des unsteten Artistenlebens. Zur Geschichte des Clowns spannte Sylva Springer einen Bogen von der Antike bis zur Gegenwart, von den Satyrspielen der Griechen über die Narren an den Fürstenhöfen und in den Komödien Shakespeares, Molières oder Goldonis bis hin zu den Zirkusclowns aus neuerer Zeit und zu den heutigen Comedians.
Mit pantomimischen und tänzerischen Einlagen ließ Sylva Springer ihrem künstlerischen Temperament freien Lauf und setzte so wirkungsvolle Akzente durch teilweise minimale Gesten. Auch Persönliches aus ihrem Theaterleben brachte sie ein, um manche Texte einprägsamer zu gestalten.
Sylva Springer betrat die Bühne mit lautem Gelächter, indem sie sich in eine Szene aus Shakespeares WIE ES EUCH GEFÄLLT versetzte. Es folgten eine Geschichte aus dem TILL EULENSPIEGEL und ein Auszug aus der 1887 erschienenen Erzählung DER GAUKLER PAMPHALON des russischen Schriftstellers Nikolai Leskow, in dem über die Art der Führung eines gottgefälligen Lebens disputiert wird. Passagen aus Heinrich Bölls ANSICHTEN EINES CLOWNS beendeten den ersten Teil der szenischen Lesung. Der Roman handelt von der Auflehnung eines Berufsclowns gegen die Enge des bürgerlichen Lebens und die doppelte Moral geachteter Bürger in der jungen Bundesrepublik Deutschland.
Im zweiten Teil des Abends gab Sylva Springer nach dem Klassiker OH, MEIN PAPA ein Rätsel auf, dessen Lösung dem Publikum nicht auf Anhieb gelang. Trotz eindeutiger pantomimischer Darstellung errieten nur wenige, daß der Clown August aus Henry Millers anrührender Erzählung DAS LÄCHELN AM FUSSE DER LEITER gemeint war. Den heiteren Abschluß bildeten Gedichte von Georg Kreisler, Erich Kästner, Heinz Erhardt, Robert Gernhardt und Ernst Jandl, eine Episode aus den FRIESISCHEN BAGATELLEN von Volker Zastrow und ein Auftritt des Puck aus Shakespeares SOMMERNACHTSTRAUM.
Aus dem von Sylva Springer vorgeführten Kaleidoskop verschiedener Clown-Gestalten wurde deutlich, dass sich hinter der CLOWNERIE oder Spaßmacherei eine tiefe Lebensklugheit und die Erkenntnis der Unzulänglichkeit des Menschen auftut. Yeti Mansena begleitete die szenische Lesung einfühlsam und zurückhaltend durch Improvisationen, die er auch in den Texten an passender Stelle einsetzte. Das Publikum dankte mit nachhaltigem Applaus.
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