Frühstück sucht Gast
Leider etwas später Bericht über den Besuch des landwirtschaftlichen Betriebes von Familie Bollmann in Hollen am 10.07.2011 anlässlich der Aktion Frühstück sucht Gast.
Wiefelstede / Wiefelstede-Hollen
Frühstück sucht Gast
Unter diesem Motto stand am 10.07.2011 auch der Besuch von etwa dreißig Teilnehmern auf dem Hof der Familie Bollmann in Wiefelstede - Hollen. Vor dem Rundgang über und durch den Hof wurde den Gästen zunächst ein reichhaltiges sehr liebevoll zubereitetes Frühstück serviert.
Bei der Aktion Frühstück sucht Gast ging es nicht nur darum, den Kindern und auch so manchem Erwachsenen "echte" Kühe, Schweine und anderes Nutzvieh näher zu bringen. Vielmehr sollte in den von Negativschlagzeilen betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben gezeigt werden, wie heute konventionelle Landwirtschaft im Familienbetrieb tatsächlich aussieht. Dies beginnt beim Verständnis wichtiger Begriffe und hört auf bei dem sinnvollen Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. In der NWZ vom 25.06.2011 (http://www.nwzonline.de/Region/Kreis/Ammerland/Wiefelstede/Artikel/2633430/Wirklichkeit-ohne-TV-Klischees.html) wurde die Aktion als Wirklichkeit ohne TV-Klischees ("Bauer sucht Frau") und der von Lebensmittelskandalen getroffenen Landwirtschaft mit dem Hinweis angekündigt, das gerade Skeptiker zur Diskussion eingeladen sind. So ging Familie Bollmann auch bei Ihrer Hofbesichtigung gerne auf Diskussionen ein. Ob im Melkstand, in den Kuhställen oder an den Güllesilos, es gab immer viel Platz für kritische Fragen. Obwohl ich selbst aus der Landwirtschaft komme, musste ich feststellen, das sich besonders durch den Einsatz von Hightechgeräten sehr viel verändert und verbessert hat.
In der konventionellen Landwirtschaft werden mehr denn je Düngergaben und Pflanzenschutzmittel nicht nur sehr genau dosiert, sondern durch riesige Arbeitsbreiten und Verteilgenauigkeit der Geräte werden auch die Nutzpflanzen für Mensch und Tier hervorragend geschont. Ein Beispiel für den Stand der Technik im Hinblick auf ökologische Verträglichkeit zeigt dieses Amazone Gerät auf http://www.amazone.de/546.asp
Vielen Gästen wurde schnell deutlich, dass es sich ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb finanziell gar nicht leisten kann, gesetzliche Auflagen zu umgehen. Bereits beim Frühstück staunte der ein oder andere über das Wunder Kuh oder technische Begriffe, wie die ?Doppel Achter Senkrecht Fischgräte?. Nein es handelt sich dabei nicht um eine neue Errungenschaft eines Vergnügungsparks, sondern schlicht um einen hochmodernen Melkstand. Dieser ermöglicht es, die jährlich von einer einzigen Kuh im Durchschnitt produzierten 8000 Liter Milch ohne jeden Kontakt zur Außenwelt über Schläuche, Tankwagen und Molkerei bis zum Verbraucher zu bringen. Gesünder geht es wohl kaum. Noch bevor ein Kalb richtig auf der Welt ist, bekommt es schon seine Marke ins Ohr. Wer bei den Sendungen von "Bauer sucht Frau" genauer hinsieht wird sehen, das die Ohrmarken der Tiere alle für den Zuschauer unkenntlich gemacht werden. Anhand dieses Chips lässt sich der Code leicht bis zum Hof zurück verfolgen. Bei der am 11.08.2011 auf der Titelseite der NWZ veröffentlichten Drillingsgeburt von Kälbern sind auch diese bereits mit Ohrmarken versehen. Die bekannt gewordenen negativen Schlagzeilen, wie der Gammelfleisch Skandal sind alle in großen Industriebetrieben entstanden, die das ein oder andere Bußgeld verschmerzen können. Inzwischen gibt es nicht nur immer mehr Massenhaltungen von Hühnern und Schweinen mit zigtausend Tieren, sondern auch neue Stallungen mit mehreren Hundert Kühen. Dadurch steigt die Anfälligkeit für Krankheiten stark an, vor allem da diese Tiere so hochgezüchtet sind, dass sie bei der kleinsten Erkältung schon schwer erkranken. Sicherlich versucht auch der bäuerliche Familienbetrieb möglichst viel Leistung aus seinen Tieren und der bewirtschafteten Fläche heraus zu holen. Allerdings immer in einem für Tiere und Pflanzen gesunden Maß, denn kranke Tiere und kranke Pflanzen sorgen sofort für rote Zahlen.
So bewirtschaftet die Familie Bollmann insgesamt 75 ha Fläche. Das meiste davon sind Weiden plus einige Mais- und andere Getreidefelder. Dies ist ausreichend, um die insgesamt 400 Rinder und 180 Schweine zu versorgen. Dazu kommen noch ein paar Hühner für den Eigenbedarf. Beim Rundgang über dem Hof hatten die Gäste keinen Augenblick lang das Gefühl, das hier irgendetwas nicht offen erklärt wurde. In den Schweinestall durfte man zwar nur einen Blick hinein werfen, doch Mastschweine sind nun einmal sehr anfällig für Krankheiten. Dafür durften die Gäste sogar den Kälberstall besichtigen und auch die Kühe waren noch im Laufstall. Die Laufstallhaltung der Kühe stellt hier eine interessante Variante dar. Bei dem Laufstall handelt es sich um eine sogenannte offene Laufstallhaltung mit Einstreu. Die Laufställe mit Einstreu haben den Vorteil, das bei der Gülleausbringung die Geruchbelästigung durch Geruchsbindung niedrig gehalten wird. Außerdem gibt es auch hier Maschinen, welche die Geruchsbelästigung minimieren können.
Die offene Laufstallhaltung bedeutet, dass der Laufstall auch im Winter fensterlos ist, was für die Kühe gesund ist, für die Menschen jedoch beim Füttern und Melken nicht so angenehm.
Trotzdem hat sich diese Art der Kuhhaltung inzwischen sehr bewährt und auch im letzten strengen Winter gab es keine größeren Probleme.
Nach der Hofführung gab es zum Abschluss noch Kaffee und Kuchen. Der Aktionstag Frühstück sucht Gast bei Familie Bollmann wurde so zu einem rundum gelungenen Informationstag mit einer sehr guten Verpflegung. Das große Problem der immer weniger werdenden Familienbetriebe ist der notwendige Flexibilitätszwang in der Landwirtschaft. Eine Spezialisierung auf einen Bereich ist im Familienbetrieb nicht mehr möglich, denn irgend ein Bereich, ob Viehhaltung oder Pflanzenanbau immer in der Kritiksteht oder aber nur sehr wenig Verkaufserlöse bringt. Hier steht der bäuerliche Familienbetrieb im vollständigen Gegensatz zu den hochspezialisierten Industriebetrieben. Leider gibt es tatsächlich die ersten landwirtschaftlichen Betriebe, die sich auf den Anbau von Mais für Biogasanlagen spezialisieren, was zu einer Vervielfachung der Maisflächen geführt hat (http://www.lskn.niedersachsen.de/live/live.php?&article_id98047&navigation_id=25666&_psmand=40 und http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/6/nav/355/article/15941.html). Wir denken da nur an die Diskussion der Milchpreise. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von Lohnunternehmen, welche vor allem die Ernte bestimmter Erzeugnisse, wie Getreide oder Silage durchführen. Die Hightechgeräte haben leider sehr hohe Preise und sind oft für einzelne Betriebe nicht wirtschaftlich einsetzbar.
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