Da habe ich Bedenken – Eine Bürgermeinung aus Großenkneten
Momentan lassen viele Menschen aus der Gemeinde Großenkneten ihrem Ärger Luft. Zu der Hähnchenschlachterei suche die Vorteile für die Bürger der Gemeinde Großenkneten.
Großenkneten
Momentan lassen viele Menschen als Bürger aus der Gemeinde Großenkneten ihrem Ärger Luft. Auch wenn einige Punkte nicht sofort auf konstruktive Kritik schließen lassen, so sollten wir doch in Punkto Hähnchenschlachterei objektiv und logisch beurteilen:
1. Das für die neue Hähnchenschlachterei in Ahlhorn auftretende Unternehmen ist ein Unternehmen, welches anscheinend nur die Verwaltung und die Vermietung/Verpachtung von Grundvermögen und Beteiligungen, insbesondere an Hähnchenschlachtereien als Unternehmensgegenstand hat. Der Unternehmensname kommt in der Firmierung vor, ebenso wie in der Firmierung einer z.Zt. in Wildeshausen betriebenen Hähnchenschlachterei, die einen neuen Standort sucht. Das Geld verdient dieses Unternehmen damit, Tiere auf wirtschaftlich und gesetzeskonformen, minimalen Flächen zwischenzulagern und anschließend nach etablierten Tötungsmechanismen zu schlachten. Die Menge prägt hier den Gewinn des Unternehmens.
(Die ethischen Aspekte lasse ich einmal außen vor, auch wenn es mir schwer fällt)
2. Um eine solche Investition zu gewährleisten, benötigt ein Unternehmen Finanzmittel, die es durch Geldgeber bekommt. Also: Entweder Kredite bzw. Darlehen bei der Bank oder private bzw. geschäftliche Investoren.
Wer investiert erwartet auch einen entsprechenden Gewinn.
Wie ermittelt ein Unternehmen einen zu erwartenden Gewinn?
Dank eines Businessplans inkl. einer Rentabilitätsvorschau und eines Liquiditätsplans. Das Unternehmen zeigt, wie rentabel das Geschäft mit dem Geld der anderen wird, und das es dadurch liquide, das heißt zahlungsfähig, bleibt.
Warum sollten diese Geldgeber nun dabei bleiben, wenn das Unternehmen durch zurückrudern und scheinbare Kompromisse den Gewinn drastisch verringert?
Die ursprünglichen Pläne, um die Investoren ins „Boot“ zu holen, dürften anders ausgesehen haben. Da könnte man konservativ und rein wirtschaftlich gesehen ein unternehmerisches Denken in Frage stellen. In einem solchen Fall müssten die Geldgeber sofort abspringen, wenn sie nicht einfach nur einen „Freundschaftsdienst“ leisten wollen.
Wir müssen bedenken: Wir befinden uns hier in einer „knallharten“ Marktwirtschaft. Sollte es da einen sozialen Förderer geben, wenn Unternehmensgegenstand die Verarbeitung von Tieren ist, die zu keinem anderen Zweck geboren werden als ca. 42 Tage später wieder geschlachtet zu werden? Nein, hier geht es ums Geschäft!
3. Welche Vorteile habe ich als Bürger der Gemeinde Großenkneten denn nun von dieser Hähnchenschlachterei der Superlativen?
Mal ehrlich: Es gibt in der Gemeinde genug Supermärkte, und jeder möchte für sich den Anspruch setzen, alle Bürger versorgen zu können. An den Fleischtheken und ebenso in den regionalen Fleischereien gibt es momentan genug Produkte für die Bürger zu kaufen. Es hat bisher gereicht, es wird sogar noch viel zu viel entsorgt.
Also, wir müssten als Bürger nicht noch mehr mit Hähnchen versorgt werden, somit wird diese für uns überflüssige Produktion woanders hin geliefert, exportiert oder soll die bisherigen Lieferanten vom Markt verdrängen.
Warum brauchen wir also die Hähnchenschlachterei?
Steuern wird uns die Schlachterei vorerst auch nicht einbringen, denn nach einer Investition in zweistelliger Millionenhöhe werden in den ersten Jahren vermutlich nur Verluste ausgewiesen. Zusätzlich wird das Unternehmen Subventionen kassieren und ein Großteil seiner Vorsteuern geltend machen. Kurz: Steuern werden vorerst nicht in die Kassen gezahlt, im Gegenteil ist zu vermuten, dass noch zusätzliche Staatsgelder angenommen werden. Schließlich kann ein „neu“ gegründetes Unternehmen sämtliche Fördergelder in Anspruch nehmen.
4. Die örtliche Lage ist günstig!
Ist sie das wirklich?
Wie bereits erwähnt trägt sich ein solches Unternehmen wirtschaftlich (ökonomisch) nur bei kompletter Auslastung. Das bedeutet Stallneubauten oder vermehrte Tiertransporte, um die „Nachlieferung“ zu gewährleisten. Und ja, die Autobahn liegt günstig, aber aufgrund von Mautgebühren weichen viele Transportunternehmen auf die Bundes-, Landes- und Gemeindestrassen aus.
5. Arbeitsplätze!
Ja, das Standardargument, wenn nichts mehr greift. „Denkt doch an die Arbeitsplätze!“
Muss sich ein Arbeitnehmer wirklich auf die Möglichkeit zum Dumpinglohn in einen unterdrückenden Arbeitsprozess einlassen? Sofern die Arbeitsplätze überhaupt an hiesige Arbeitnehmer vergeben werden.
Wie bereits erwähnt: Diese Großunternehmen verdienen ihr Geld mit Schlachten von Lebewesen. Und das unter absoluter Kostensenkung, also auch minimale Personalkosten.
Jobs bekommen die, die bereit sind für kleines Geld zu arbeiten.
Fazit:
Wir als Bürger der Gemeinde Großenkneten haben keinen direkten Vorteil von dieser neuen Hähnchenschlachterei. Einen Vorteil hat nur das Unternehmen selbst bzw. deren Geschäftsführer und die Investoren, die dieses Unternehmen unterstützen, sei es durch Gewinnbeteiligung oder durch Zinsen.
Aber wir als Bürger bzw. einige Bürger sehen Nachteile: wie z.B. gesundheitliche Beeinträchtigung (auch Allergien); Grundwasserverunreinigung bzw. -belastung; Emissionen, die in die Luft abgegeben werden; optische Beeinträchtigung des Landschaftsbildes; vermehrte Tiertransporte durch die Gemeinde…
Und nun muss ich doch den ethischen Aspekt einbringen: Viele Bürger haben damit Probleme, dass Tiere in solcher Dimension unter solchen Bedingungen getötet werden, oder dass überhaupt Tiere getötet werden.
Weitere Gesundheitsbelastungen durch zusätzliche Keime könnten entstehen, auch bei noch so modernen Anlagen, ebenfalls das Infektionsrisiko bei den Tieren. Das muss nicht so sein, kann aber.
Und wenn wir die Schlachterei nicht zum Vorteil der Gemeinde benötigen, können wir ein entsprechendes Risiko ausschalten.
Wenn also die Bürger der Gemeinde Großenkneten keinen direkten Vorteil haben, und ein Teil der Bürger sogar Nachteile sieht, bleibt für eine Gemeindevertretung , die für ihre Bürger entscheiden soll, eigentlich nur eine Möglichkeit: Absage an die Idee, die Gemeinde nur unter unternehmenseigenen Gewinnerwartungen auszunutzen.
Schlusswort:
Ich habe hier nur einige Gedanken aufgegriffen. Es gibt noch viele mehr, die sich jeder einzelne in der Gemeinde einmal selbst machen sollte.
Aber jetzt gilt es zu handeln, jetzt ist der Moment, in welchem wir als Bürger der Gemeinde noch handeln können, gegen die Bevormundung durch Lobbyismus.
Vergessen wir nicht: Das auf den Plan gerufene Unternehmen ist ein auf Gewinnmaximierung ausgelegtes Unternehmen, welches unter anderem davon“ lebt“, andere Unternehmen aus dem Wettbewerb zu drängen. Wenn das vollzogen ist, was passiert dann? Wer bestimmt den Markt und das Leben in der Gemeinde?
Konzerne, die aus solchen Unternehmen entstanden sind.
Denken Sie an Ihre Kinder, und vor allem an die Zukunft Ihrer Kinder.
Ein besorgter Bürger,
Holger Binias
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