Es war einmal…
eine Grenze mitten durch Deutschland. So beginnt keine Märchenstunde, sondern eine Geschichtsstunde der besonderen Art: ein Zeitzeugenbericht eines West-Grenzers aus den 70er Jahren.
Rastede / Evangelische Heimvolkshochschule
Die Friedrich-Naumann-Stiftung hatte zum bebilderten Vortrag mit dem Titel „Grenzlinien – Umbruch in Ost und West“ eingeladen. Der Zeitzeuge Horst Harms war Anfang der 1970er als Zollbeamter im Grenzdienst in der Nähe von Schnackenburg eingesetzt. Auf Westdeutscher Seite durften sich Soldaten nicht als 10 Kilometer der Grenze nähern, daher verrichten Bundesgrenzschutz und Zoll den Dienst an der „Todesgrenze“, so nennt Harms die 1.393 Kilometer.
Drei Grenzdurchbrüche hatte es während seiner Dienstzeit gegeben. Jedes der drei Schicksale wurde vom Referenten minutiös nachgezeichnet – überlebt hat den Fluchtversuch keiner der drei „Verräter“, wie sie Stasi bezeichnete. Dazu verlas der Zöllner im Ruhestand eine Verschlusssache „nur für den Dienstgebrauch“ aus Beständen der DDR-Grenzsoldaten: den Schießbefehl. Ausdrücklich wurde angeordnet, dass auch auf Frauen und Kinder keine Rücksicht zu nehmen sein.
Auf Fotos, die er damals heimlich anfertigte, war der schrittweise Ausbau der Grenzanlagen mit Zäunen, Gräben, Minen und Selbstschussanlagen zu sehen. Er fühle sich als Zeitzeuge verpflichtet, an das brutale System von Bespitzelung zu erinnern. Es war ein Plädoyer für Freiheit und Demokratie, gegen den menschenverachtenden Umgang des „Arbeiter- und Bauernstaats“ mit seinen Bürgern.
Leserkommentare (0)