Die 1. Saison der Wildtierrettung mit Drohne erfolgreich beendet!
Der Tierschutzverein Ammerland e.V. berichtet:
Apen / Westerstede / Bad Zwischenahn
Ende Juni fand der letzte Einsatz unseres Teams statt. Jetzt sind die Kitze groß genug und können sich vor der Mähmaschine durch Weglaufen in Sicherheit bringen. Das ist in den ersten Wochen nach ihrer Geburt nicht möglich, denn Kitze und Hasenkinder haben anfangs keinen Fluchtinstinkt, sondern kauern sich ins Gras und versuchen sich unsichtbar zu machen. Aber genau das wird ihnen zum Verhängnis, wenn die Mähmaschine kommt. Sie werden von ihr erfasst und erleiden grausame Verstümmelungen, an denen sie dann qualvoll sterben.
Um dies zu verhindern, müssen die Felder kurz vor der Mahd nach Kitzen, aber auch Häschen oder Gelegen, abgesucht werden. Alle bisher dafür zur Verfügung stehenden Methoden sind sehr unbefriedigend, vor allem aber auch nicht großflächig möglich. In den letzten Jahren kamen deshalb Drohnen mit Wärmebildkameras zum Einsatz. Diese Technik hat sich stetig weiterentwickelt und ist inzwischen sehr zuverlässig. Nachts und frühmorgens, wenn die Temperaturen noch niedrig sind, kann die Wärmebildkamera jedes Lebewesen aufgrund der höheren Körpertemperatur erkennen. Mit dem Drohnenflug hat man so die Möglichkeit, relativ schnell auch große Flächen automatisiert abzusuchen.
Der Tierschutzverein Ammerland e.V. hatte 2021 beschlossen, sich an der Wildtierrettung mit Drohne zu beteiligen. Denn es werden sehr viele Drohnen benötigt, um die großen Flächen im Ammerland vor der 1. und teilweise 2. Mahd abzusuchen, vor allem weil bei trockenem Wetter alle Landwirte gleichzeitig mähen wollen. Mit Förderung der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung wurde im Herbst 2021 eine Drohne mit allem erforderlichen Zubehör angeschafft. In der Folgezeit wurden ehrenamtliche Helfer*innen in Theorie und Praxis zu Pilot*innen ausgebildet, was sehr zeitaufwendig war, aber Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz der Drohne. In diesem Frühjahr wurden dann über diverse Medien und direkter Ansprache, Landwirte und Jägerschaft über die Einsatzmöglichkeiten unseres Teams informiert. Nach anfangs zögerlicher Resonanz kamen dann im Laufe der Zeit die ersten Anfragen.
Der 1. Einsatz fand am 09. Mai statt, darauf folgten bis 20. Juni weitere 27 Einsätze an 18 Tagen über alle Ammerland Kommunen verteilt. Es wurde teils spät abends und nachts, teils frühmorgens ab 4 Uhr geflogen, an manchen Tagen auch beides. Falls von der Jägerschaft, die alle Einsätze begleitet hat, oder den Landwirten keine Helfer*innen gestellt werden konnten, haben Ehrenamtliche von uns mitgeholfen. Deren Aufgabe bestand darin, sobald die Pilot*innen auf der Wärmebildkamera ein Tier identifiziert haben, mit Korb und Stäben „bewaffnet“ an die entsprechende Stelle zu gehen und das Tier, meist ein Kitz, unter dem Korb zu sichern und diesen mit den Metallstäben zu befestigen. Das war im hohen Gras oft eine anstrengende Konditionsübung. Der Fahrer auf der Mähmaschine kann die markierten Körbe gut erkennen und mäht um diese herum. Nach dem Mähen oder Kreiseln können die Tiere wieder in die Freiheit entlassen und von ihren Müttern versorgt werden. Beim Auffinden von Gelegen werden diese zu Brutmaschinen der Jägerschaft gebracht. Insgesamt wurden bei den Einsätzen ca. 420 ha abgesucht und dabei 35 Kitze und 2 Häschen unter Körben gesichert. Einige Kitze waren schon größer und liefen weg als die Helfer*innen näher kamen. Aber auf diese Weise vergrämt, wurden auch sie gerettet, denn nicht alle wären schnell genug gewesen, um nicht von der Mähmaschine erfasst zu werden.
Für das 1. Jahr ist dieses Ergebnis zufriedenstellend, hat aber deutlich „Luft nach oben“. Deshalb hoffen wir, dass im nächsten Jahr weitere Landwirte, auch die bisher skeptischen, unser Angebot wahrnehmen, denn es werden noch viel zu viele Felder ohne vorherigen Drohnenflug abgemäht. Und aufgrund der Gleichzeitigkeit reichen die jetzt vorhandenen Drohnen immer noch nicht aus.
Zum Schluss geht unser besonderer Dank an die ehrenamtlichen Pilot*innen und Helfer*innen, die in dieser Zeit auf Schlaf verzichtet und sowohl in der umfangreichen Vorbereitung als auch bei den Einsätzen viel Zeit investiert haben.
Aber jedes Kitz, das uns mit großen Augen angeschaut hat, war dieser Einsatz wert.
www.tierschutzverein-ammerland.de
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