Freitag, 04. November 2016, 16:10 Uhr
Lutherbibel / Familienforschung / Hinrichs

Flohmarkt-Bücherfunde, Teil 2: Eine alte Familienbibel

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Die vor über 110 Jahren erschienene Ausgabe nach der Übersetzung Luthers gehörte einst der Augustfehner Familie Hinrichs.

Augustfehn / Westerstede / Oldenburg Der Liebhaber alter Bücher wird auf Flohmärkten immer einmal wieder fündig, z.B. auch auf einem Markt im Ortskern von Remels nahe der Kirche. Von dort stammt eine alte Bibelausgabe, die ich hier vorstellen möchte.
Das gute Stück war in ziemlich schlechtem Zustand. Leichte Wasserflecken sind immer noch zu sehen. Ansonsten hat eine Westersteder Buchbinderin den Band wieder sehr schön hergerichtet.
Es handelt sich um „Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers", also um eine Lutherbibel. Sie erschien als Gesamtausgabe im Jahr 1904 in Stuttgart bei der „Privilegierten Württembergischen Bibelanstalt“, und zwar in 21. Auflage. Weiterhin erfährt man, dass der Text „im Auftrag der Deutschen Evangelischen Kirchenkonferenz“ durchgesehen worden sei und dass das vorliegende Buch eine Großoktavausgabe sei.

Der biblische Text besteht aus drei Teilen, jeweils mit eigener Seitenzählung. Das Alte Testament umfasst 892 Seiten. Dann folgen die so genannten Apokryphen, das sind Texte im Umkreis der Bibel, die von der evangelischen Kirche aber nicht wirklich und vollwertig zur Bibel dazugerechnet werden. Einige von ihnen, aber nicht alle, zählen aber durchaus zum Bibelkanon der katholischen Kirche. Martin Luther hat diese Texte, die hier über 140 Seiten gehen, allerdings sehr wohl mit übersetzt. Es schließt sich dann noch das Neue Testament mit 297 Seiten an.
Schließlich finden sich im Anhang u.a. Worterklärungen, eine Zeittafel und eine Liste der in den Gottesdiensten an den jeweiligen Sonn- und Feiertagen vorgesehenen Bibellesungen. Sehr schön sind die Karten von Vorderasien und vom Heiligen Land ganz zum Schluss.

Man erfährt aber auch noch etwas über die ganz spezielle Geschichte dieses Buchexemplars: In der Rubrik „Familien-Chronik“ im Anhang kann man nämlich Daten zur eigenen Familie notieren. Und davon haben die einstigen Besitzer des Buches auch Gebrauch gemacht.
Demnach war der „Hausvater“, also der Familienvater, der 1894 in Augustfehn geborene Heinrich Hinrichs. Er starb schon im Alter von 32 Jahren am 27. August 1927 in Oldenburg im Krankenhaus.
Dieser Todesfall ist deswegen im Sterberegister der Stadt Oldenburg verzeichnet, wenn auch hier der 26.8. als Tag des Dahinscheidens angegeben ist. Sein vollständiger Name war demnach Emil Heinrich Hinrichs - von Beruf Arbeiter und immer noch wohnhaft in Augustfehn. Ganz genau verstarb er gemäß dem Sterberegister im Evangelischen Krankenhaus.
Am 12. April 1922 heiratete Hinrichs in Filsum/Ostfriesland Gebke, laut Oldenburger Sterberegister geb. Weerts, die 1891 in Stallbrüggerfeld bei Filsum das Licht der Welt erblickte.
Ein Sohn der beiden mit Namen Eilert Johannes wurde 1923 in Augustfehn geboren. Laut Gräberdatenbank des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist er als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Litauen seit dem 1.6.1944 vermisst gemeldet.
Man erfährt durch die Eintragungen in der „Familien-Chronik“ auch noch die Namen seiner Großeltern. Die Vorfahren von Gebke geb. Weerts finden sich auch in Stammbäumen auf Internetseiten zur Ahnenforschung. Sie lebten offenbar in und um Filsum.

Ob diese Bibel anlässlich der Heirat von Heinrich und Gebke erworben oder verschenkt wurde, ist unklar. Die für die entsprechende Eintragung vorgesehene Seite ganz vorne im Buch blieb unbenutzt.
Es ist lediglich aus unbekanntem Grund auf der gegenüberliegenden Seite eine Bibelstelle handschriftlich notiert, zwei Kapitel aus dem 5. Buch Mose, in denen es um Anweisungen, Ge- und Verbote für das Volk Israel sowie Konsequenzen von Gehorsam und Ungehorsam geht.

Zum bevorstehenden Reformationsjubiläum wurde ja gerade wieder eine neu überarbeitete Fassung der Lutherbibel veröffentlicht. Ein kleiner Rückblick wie dieser hier ist somit sicher angebracht.

Für Freunde alter Bücher auch interessant: Flohmarkt-Bücherfunde Teil 1 – Brehms Tierleben.

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