Montag, 29. Januar 2018, 21:36 Uhr
Wolf / Wölfe / Wolf im Ammerland

Vortrag Der WOLF im Ammerland in Apen

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Am Samstag dem 27.01.2018 lud die NABU Gruppe Apen zum Vortrag "Wölfe in Deutschland, Niedersachsen und im Ammerland in die Aula in Apen ein. Dabei war der Untertitel "Gekommen um zu bleiben!?" sehr bewusst so gewählt worden. Das ! ist die Sicht der Wölfe die bleiben wollen, das ? die des Menschen, ja oder nein.

Apen / Rastede / Wiefelstede Nach einigen einleitenden Worten des Pressesprechers des NABU Ammerland begann Herr Silas Neumann seinen Vortrag in dem er uns in einer sehr guten Power Point Präsentation den Wolf sehr viel näher brachte. In seiner persönlichen Vorstellung machte er nochmals klar, dass er nicht als Wolfexperte bezeichnet werden möchte. In seinem Beruf als Natur- und Landschaftspfleger im Raum Cuxhaven arbeitet er zwar schon einige Jahre ehrenamtlich in der Organisation Wikiwolfes. Ein Wolfsexperte, wie sich leider immer mehr Menschen selber nennen, ist er dennoch nicht. In seinem sehr sachlichen und aus neutraler Sicht gehaltenem Vortrag erfuhren wir viel neues über den Wolf, Möglichkeiten des Verhaltens ihm gegenüber und des Schutzes von Nutztieren. Bis zur Pause erfuhren wir so von der Steinzeit über das Mittelalter und Ausrottung des Wolfes in Deutschland, wie sich das Miteinander von Wolf und Mensch gewandelt haben. Ebenso wurde sehr schön dargelegt, warum der Wolf um die Jahrtausendwende zu uns zurück gekehrt ist und sich gerade bestimmte Bundesländer und Regionen als Lebensraum ausgesucht hat. Dazu gab es Informationen zur Lebensweise und Verhaltensweise der Wölfe in Deutschland. Im zweiten Teil seines Vortrags, der insgesamt nur wenige Male von kleineren Diskussionen unterbrochen wurde, ging er auf Schutzmaßnahmen von Nutztieren ein. Zunächst aber informierte uns in diesem Teil die ehrenamtliche Wolfsberaterin für Leer, Frau Stefanie Bergmann über aktuelle Monitoringergebnisse. Dabei wurde ersichtlich, dass zwar immer mal wieder Sichtungen  von Wölfen in unserer Region gemeldet wurden. Nachweislich gab es jedoch lediglich den mittlerweile erschossenen Wolf in Vreschen Bokel und den Wanderwolf aus Munster. Dieser zog auf der Suche nach einem geeigneten Revier von Nienburg über Wildeshausen durch die Niederlande und dann wieder zurück in den Nienburger Raum.
Zum Abschluss des über zweieinhalb stündigen Vortrags bedankte sich nach großem Beifall Bürgermeister Matthias Huber für den ausgezeichneten Vortrag. Herr Neumann zeigte klar auf, dass er sich für den Wolf genauso intensiv einsetzt wie für den Schutz von Nutztieren. Dabei packt er nicht nur selber mit an, wenn es darum geht Zäune aufzustellen. Inzwischen arbeitet er mit den Landwirten so eng zusammen, das die Grenze seiner Belastbarkeit wohl erreicht ist. Das finde ich sehr schade, denn von solchen klasse sachlichen und völlig Polemik freien Vorträgen benötigen wir viel mehr. Deshalb soll es zu dem komplexen Thema Herdenschutz auch einen weiteren Vortragstermin geben.
Für mich selbst war vieles von dem gehörten bereits aus Seminaren und anderen Vorträgen bekannt. Dennoch war es für mich einer der besten Vorträge über Wölfe bisher überhaupt. Mich hat in diesem Vortrag persönlich am meisten beeindruckt, dass Herr Neuman schon öfter freilebenden Wölfen begegnet ist und seine sehr guten Kenntnisse über die Lebensweise der Wölfe nicht nur in Deutschland. Es war schön zu hören, dass sich meine Vermutungen des Verhaltens von jungen und erwachsenen Wölfen Menschen gegenüber bestätigten.


Das wichtigste aus dem Vortrag in Kurzform
- seit dem Jahr 2000 gibt es wieder  Wölfe in Deutschland
- in dieser Zeit gab es keinerlei Angriffe auf Menschen
- Wegfall der Mauer der DDR und späterer Schutz ermöglichten die Zuwanderung
- Wolf kann 75 Kilometer pro Tag zurück legen
- benötigt je nach Nahrungsangebot ein Territorium bis zu 250 km² (25.000 ha) und ein 
  Rückzugsgebiet von 25 km² (2.500 ha). Bedeutet für das Ammerland mit ca. 730 km² drei
  Wolfsfamilien. 
- Nahrung besteht hauptsächlich aus Rehen und Wildschweinen
- lediglich 1,1 % sind Nutztiere. Es werden jedoch erheblich mehr Nutztiere vom Wolf verletzt
  und getötet und nicht gefressen.
- 225 tote Wölfe seit 1999,  davon 158 durch Straßenverkehr
- Wölfe meiden den Menschen, benutzen allerdings dessen Strukturen wie Straßen und Wege

Verhalten gegenüber Wölfen
- NICHT Füttern !!! Dies führt ähnlich wie bei Hunden zur Konditionierung (Gewöhnung an uns
  Menschen)
- NICHT weglaufen, dies führt zur Auslösung des Jagdverhaltens beim Wolf
- wenn Wolf keinerlei Reaktion zeigt, einfach in die ursprüngliche Richtung normal weiter
  gehen. Oft führt erst das unerwartete Anhalten zu einer Reaktion des Wolfes.
- Hunde dicht angeleint bei sich halten. Bei Mensch und Hund zusammen überwiegt immer die
  Abneigung uns Menschen gegenüber Eigene Recherche: Kleine Hunde werden als Nahrung
  gesehen, große Hunde als Konkurrenz
- in Fahrzeugen werden wir Menschen insbesondere von jüngeren Wölfe nicht so schnell
  wahrgenommen.
- Elektro Zäune von 120cm Höhe mit 5 Litzen, die unterste 20cm über dem Boden sind guter
  Schutz. Aufwendig ist hier das Freihalten der untersten Litze von Pflanzen.
- eine Person benötigt für 5 ha ca.8 Stunden
- ein Quad mit fünf Kabelrollen und 2 Personen mit Erfahrung benötigt für 10 ha 2,5 Std.
- funktioniert mit entsprechendem Zaunstangen auch auf Hochmoorböden
- Kosten sollten unbedingt durch Förderung übernommen werden. Landwirte dürfen nicht auf
  diesen Kosten sitzen bleiben
- ein Problemwolf ist ein Wolf nur dann wenn er immer wieder grundgeschützte Flächen
  überwindet oder krank ist

- melden Sie bitte Sichtungen an www.wolfsmonitoring.com oder den NABU. Sichtungen werden immer anonymisiert aufgenommen und die genauen Standorte nicht veröffentlicht.

Weitere Informationen
einfach auf den Link klicken

Außerdem gibt es Angebote des Umweltbildungszentrum Ammerland für Jugendliche mit dem Thema "Wölfen auf der Spur"

Kontakt: Umweltbildungszentrum Ammerland

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