Sonntag, 02. Juni 2013, 23:19 Uhr
Christian Meyer / Landwirtschaftsminister / Öko-Landbau

Was wollen wir essen - Ethik und Verantwortung in der Lebensmittelerzeugung

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Öffentliche Podiumsdiskussion mit dem niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer am 25. Mai in der Genossenschaftsakademie Rastede

Rastede / Rastede/Genossenschaftsakademie Ethik und Verantwortung in der Lebensmittelerzeugung -  diesem Thema stellten sich in einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 25. Mai 2013
- Christian Meyer (niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)
- Kristine Ambrosy-Schütze (Beauftragte für Umwelt, Klimaschutz und Energie, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg)
- Bernd Kleyboldt (Dozent für nachhaltige Entwicklung, Kath. Akademie Stapelfeld) und
- Thorsten Cordes (Geschäftsführer Landvolk Ammerland).
Es moderierte Peter Meiwald (GRÜNEN Bundestags-Direktkandidat für den Wahlkreis 27 Oldenburg/Ammerland)


Der Verbraucher hat einen wesentlichen Anteil an den Zuständen und Bedingungen unserer unbefriedigenden Ernährungssituation,  in dem er entscheidet, was er essen will und wo er einkauft. Die Skandale in der Agrarwirtschaft der jüngsten Vergangenheit fördern das Umdenken in der Gesellschaft. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln steigt deutlich an. Die Zeit ist reif für eine Wende.

Die Thematik ist komplex. Es gibt noch zu wenig nachhaltige und ökologisch-vertretbare Landwirtschaft für gesunde Lebensmittel. Um Anreize für die nachhaltige Bioproduktion und extensive Landwirtschaft in der Region zu schaffen, soll es gestaffelte höhere Fördergelder für kleinere Betriebe geben, teilt Christian Meyer mit. Betriebe ab einer bestimmten Obergrenze der Tieranzahl gelten als industrieller Betrieb und haben keinen Anspruch auf Fördermittel. Der Minister stellt klar, dass der schwer zu definierende Begriff „Massentierhaltung“ sich nicht unbedingt an der Anzahl der Tiere pro Betrieb orientiert, sondern hauptsächlich an den Lebensbedingungen und dem verfügbaren Platz der Tiere (einschließlich Weidehaltung). Ein entsprechender Paragraph ist im Baugesetzbuch aktuell auf Bundesebene geändert.

Negative Folge- und Begleiterscheinungen durch das Einkaufsverhalten werden in aller Ausführlichkeit diskutiert. Beklagt wird die Rückläufigkeit des Ökologischen Landbaus als Folge der Flächenverknappung durch den Flächenverbrauch der industriellen Landwirtschaft und zusätzlich durch den Maisanbau als Energiepflanze (EEG). Das Grundprinzip der Billigproduzenten, alles immer schneller, besser und gleichzeitig günstiger anzubieten, führt zu miserablen sozial-ethischen Bedingungen, Missbrauch von Werkverträgen und Lohndumping.

Der Katalog der Forderungen und Maßnahmen von Referenten und Auditorium ist lang:
- Aufklärung: Bildungsarbeit, Bewusstsein schaffen und sensibilisieren
- Schule: Ernährungslehre und Schulprojekte fördern
- eine verbesserte und attraktive Ausbildung in der Landwirtschaft unter Einbezug des Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutzes und Energiewirtschaft
- eine ehrliche Etikettierung von Lebensmitteln
- schärfere Lebensmittelkontrollen
- um Bienenweiden und Grünland zu erhalten und neu zu schaffen, soll der Anteil der Agrarumweltprogramme deutlich erhöht werden, z.B. auch für die Forschung von alternativen umweltverträglichen Energiepflanzen.

Unter dem Motto „Bewahrung der Schöpfung“ hat die evangelische Kirche ein Umweltmanagementsystem eingeführt. Kirchengemeinden können in Projektarbeit sich nachhaltigen und unter ökologischen Aspekten wirtschaftlichen Themen widmen. Darunter fallen u.a. die Ausstattung kirchlicher Gebäude mit Solaranlagen und andere Energiesparmaßnahmen, wo möglich. Frau Ambrosy-Schütze stellt ein Pilotprojekt „Zukunft Einkaufen“ des Kirchenkreises Friesland/WHV vor, bei dem die Beschaffung auf gesunde Ernährung aus ökologischem Anbau, umweltverträglich und fair ausgerichtet ist. Am Beispiel einer kirchlichen Einrichtung als „Konsument“ werden zudem die Ausgaben der herkömmlichen Ernährung gegenüber gestellt. Das bisher insgesamt positiv verlaufende Ergebnis kann somit auf andere Kirchengemeinden übertragen werden. Ein ebenfalls positiver Nebeneffekt ist der Dialog mit den Menschen.

Herr Kleyboldt bestätigt die Ausführungen eines Zuhörers, dass in der südoldenburgischen Bevölkerung die Diskrepanz zwischen dem christlichen Denken und ihrem Handeln sehr hoch ist. Damit bezieht er sich auf die hohe Dichte der Massentierhaltungsbetriebe und den Vermaisungsgrad in der vorwiegend katholisch geprägten Region. Dies bedauere er sehr und möchte im Rahmen seiner Möglichkeiten als Dozent einer katholischen Einrichtung auch hier Aufklärungsarbeit leisten.

Mein Fazit: Ein großes Lob an die hervorragenden Podiumsteilnehmer mit ihren ermutigenden Ausführungen und Statements und die Organisatoren!

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