Freitag, 31. Oktober 2014, 11:55 Uhr
Poel / Kirchdorf / Mecklenburg

Spuren eines ostfriesischen Baumeisters in Mecklenburg

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Reisen: Die ehemalige Festung in Kirchdorf auf der Insel Poel

Westerstede / Kirchdorf/Poel Die Küste Mecklenburgs zählt sicherlich zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. Ein wenig bekanntes, aber lohnenswertes Ausflugsziel ist dort das Örtchen Kirchdorf auf der Ostseeinsel Poel nahe Wismar. Dessen Hafen ist reizvoll gelegen am Ende einer fjordartigen Bucht, die den Namen „Kirchsee“ trägt. In der Ferne erkennt man, wenn die Sicht es zulässt, die Silhouette der Hansestadt Wismar, die von mittelalterlichen Kirchen und neuzeitlichen Industriebauten geprägt ist.

Rechts etwas erhöht fällt der Blick auf die durchaus auch beeindruckende Inselkirche aus dem 13. bzw. 14. Jahrhundert. Sie ist umgeben von hohen alten Wallanlagen. Sie gehörten zur Vorburg („Hornwerk“) der ehemaligen Festung Poel. Im Kircheninnern ziehen neben dem Raumeindruck an sich unter anderem zwei mittelalterliche Schnitzaltäre und ein großes Schiffsmodell die Aufmerksamkeit auf sich. Draußen kann man mit Glück Turmfalken beobachten, die die alten Sakralgemäuer umfliegen.

An der Kirche vorbei führt einen der Weg weiter zum Hauptwall der Veste, von dem sich ebenfalls herrliche Ausdrücke auf die Ostsee bzw. auf die Landschaft rundum bieten. Einst stand in seinem Innenraum ein Schloss. Die Festungsanlage inklusive des Schlossgebäudes entstand in den Jahren 1614 bis 1620 für den Herzog Adolf Friedrich I. von Mecklenburg.

Der Besucher aus Weser-Ems stellt beim Lesen der Infotafel innerhalb des Hauptwalls leicht überrascht fest, dass der Baumeister dieses Projekts ein Ostfriese war: Ghert Evert Pilooth aus Emden. Es gibt über ihn sogar einen Wikipedia-Artikel, demzufolge er nach einer Ausbildung in den Niederlanden zunächst als Landvermesser tätig war. Als Baumeister arbeitete er für den ostfriesischen Grafen Enno III. und war etwa am Ausbau der Emder Wallanlagen beteiligt. Für den Herzog von Mecklenburg erledigte er noch weitere Aufgaben, so bei Umbauten am Schweriner Schloss, bei Baumaßnahmen in der Festung Dömitz sowie bei der Errichtung des Schlosses von Neustadt-Glewe. Pilooth wohnte einige Zeit auf der Insel Poel. Er starb im Februar 1629.

Die von ihm errichtete Festung Poel war 1620 Aufenthaltsort des Königs Gustav Adolf von Schweden. 1627 besetzten sie kaiserliche Truppen Wallensteins. Von 1648 bis 1803 war die Festung schwedisches Krongut. Ab 1675 begann allerdings schon der Verfall. Übrigens gehörten Wismar und Poel noch offiziell bis 1903 zum Königreich Schweden, auch wenn sie da schon lange wieder unter mecklenburgischer Verwaltung standen. Heutzutage dient der Hauptwall der Festung als Freilichttheater (was gerade Westerstedern sympathisch erscheinen sollte). Ein großes Freiluftmodell der Festung ist beim Kirchdorfer Heimatmuseum zu besichtigen.

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