Maritimer Freizeitspaß
Wattwandern mit Johann nach Baltrum
Westerstede / Neßmersiel / Wattenmeer
Letzte Woche lockten uns Wattenmeer, die Gedanken an Sonne, Dünen, Strand und Mee(h)r auf die autofreie Insel Baltrum, das „Dornröschen“ im Weltnaturerbe Wattenmeer, dem größten zusammenhängenden Öko-System seiner Art.
Baltrum liegt vor der Küste Ostfrieslands, ist die kleinste der sieben bewohnten Inseln und liegt genau im Zentrum der Inselkette, die vierte von links, die vierte von rechts. Sie gilt nach ihrer Fläche ( Länge: 5km / Breite: von bis zu 1,4km ) als auch nach ihrer Einwohnerzahl ( ca. 500 EW ) als kleinste Einheitsgemeinde Ostfrieslands.
Doch bevor wir – abseits des Touristentrubels – die maritime Atmosphäre der kleinen Düneninsel genießen konnten, erwartete uns Wattführer Johann Behrends aus Wiesmoor in Neßmersiel zur Führung durch das Wattenmeer. Seit vier Jahren bietet der ausgebildete Wattführer Wanderungen und Erlebnistouren nach Norderney und Baltrum an.
Kurz nach 10:00 Uhr morgens, der Himmel überwiegend wolkenverhangen, marschierte die angemeldete Gruppe nach erklärenden Worten hinter Johann im Gänsemarsch her, beginnend östlich des Neßmersieler Hafens entlang der Salzwiese.
Es erwarteten uns ungefähr 6,5km Fußmarsch, um unser Ziel zu erreichen. Baltrum schien im fahlen Licht der Morgensonne eigentlich ganz nah, unendlich weit dagegen das Watt. Der Wind zerrte an unseren Haaren, verhalten blitzte die Sonne hinter der Wolkendecke hervor.
Die meisten der etwa 30-köpfigen Gruppe waren gut vorbereitet, hochgekrempelte Hosenbeine oder kurze Hosen, wie es Johanns Liste fürs Wattwandern emphielt, halbhohe Leinenturnschuhe oder idealer weise festsitzende Surfschuhe, ein kleiner Rucksack, Wind- und Regenjacke, Handtuch, Ersatzwäsche, Sonnencreme, Sonnenbrille und eventuell eine Lupe für „Entdecker“.
Nach wenigen Schritten hatten sich unsere Schuhe voll gesogen, schienen in der schwarz-braunen, matschigen Schlickmasse festzustecken. Anfangs kämpften wir, als wir bis zu den Knöcheln versanken, doch bald entwickelte jeder für sich eine Methode, um nicht vom Rucksack nach hinten gezogen zu werden und zu stürzen. Der Vorschlag von Johann dazu: stapfen, vorn übergebeugt, den „Otto-Gang“ einlegen !!
Während unseres Kampfes, aufrechten Fußes weiter zu wandern, bahnte sich die Sonne langsam ihren Weg durch die Wolkendecke, spiegelte sich auf den verbleibenden Wasserflächen des Meeresbodens wider und ließ uns teilhaben an einem einzigartigen Naturschauspiel – während wir von Johann viel über den Lebensraum Wattenmeer erfuhren. Er demonstrierte, erklärte und zeigte uns dessen Bewohner.
Auch die Wasserläufe ( Priele ) bieten für ungeübte Wattwanderer vielerlei Gefahren, aber wir konnten sie mit Johanns Hilfe und „nassen“ Hosenbeinen durchaus meistern.
Ganz plötzlich verdunkelte sich der Himmel, Sturm kam auf, Regen peitschte auf uns hernieder; wir erhielten auch von oben eine gehörige „Dusche“. Doch so plötzlich wie der Spuk begonnen hatte, hörte er wieder auf, die Wolken rissen auf, die Sonne blinzelte wieder durch die Wolken.
Nach gut drei Stunden hatten wir es geschafft; in Sichtkontakt zum Hafen erreichten wir unser Ziel. Der Blick zurück machte uns schon ein wenig stolz, wir hatten den Meeresboden, der in wenigen Stunden wieder vom Salzwasser bedeckt sein würde, erobert.
Nach kurzer Wasch- und Umziehpause galt es dann, den nächsten Lebensraum zu entdecken, Baltrum, die kleine verträumte Insel ohne Straßennamen (es gibt nur Hausnummern ) – bis wir um 18:15 Uhr die letzte Fähre erreichten, die uns nach einem ereignis- und lehrreichen Tag wieder zum Festland brachte.
Apropos: hier regnete es !!
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