Freitag, 02. Dezember 2016, 16:16 Uhr
Averdam / Stadtarchiv Westerstede / Schloss Fikensolt

Mehr über die Westersteder Familie Averdam

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Berichte zu Otto Averdam in alten Zeitungen – Sein Garten an der Wilhelm-Geiler-Straße bot manche Besonderheit.

Westerstede / Fikensolt / Oldenburg Das Westersteder Stadtarchiv verfügt ja mittlerweile über eine umfangreiche Sammlung von Ausgaben der alten Heimatzeitung „Der Ammerländer“. Wenn man darin blättert, stößt man auch auf Dinge, die heute eher als Kuriositäten erscheinen. Es ist aber anzunehmen, dass sie damals bei den Lesern durchaus Interesse fanden. So wurden des öfteren die Erfolge und Errungenschaften von Bürgern als Jäger, Angler oder Gartenfreunde vermeldet – natürlich mit Namensnennung.
So stieß ich vor einer Weile beim Schmökern in den beiden Bänden mit dem Zeitungsjahrgang 1896 mehrmals auf den Namen von Otto Averdam (1857-1918). Ihn habe ich in einem Artikel über seinen Vater schon einmal kurz erwähnt. Otto war nämlich ein Sohn des Arztes Bernhard Averdam. Er lebte mit diesem in dem Haus mit dem goldenen Löwen an der Wilhelm-Geiler-Straße, das er auch noch nach Bernhard Averdams Tod 1892 weiter bewohnte. Otto soll infolge von Kinderlähmung an körperlichen Beeinträchtigungen gelitten haben. Zum Glück hinderte ihn das nicht an diversen Aktivitäten, wie man den alten Zeitungen entnehmen kann.
Im „Ammerländer“ vom 9. Juli 1896 liest man, dass „Herr Otto Averdam“ einen 42 Pfund schweren, gut ein Jahr alten Rehbock erlegt habe, und zwar in „Thalens' Seghorn bei Fikensolterfeld“, also wohl im Wald um das Friesendenkmal herum. Man stellte fest, dass das Tier schon einmal angeschossen worden war.
Am 17. November 1896 vermeldet „Der Ammerländer“ dann, das Otto Averdam in der Süderbäke zwei 16 und 12 Pfund schwere Lachse gefangen habe.

Man erfährt aber auch etwas über seinen Garten, der sich links vom Haus befand. In der Zeitungsausgabe vom 22.8. desselben Jahres heißt es, dass Otto Averdam dort einen Feigenbaum stehen habe. Dessen nun reife Früchte seien recht groß geraten und schmeckten auch gut, wie betont wird. Auf alten Fotos vom Haus Averdam an der Wilhelm-Geiler-Straße ist manchmal ein kleiner Teil des Garten mit zu sehen. Vor allem aber gibt es noch eine alte Ansicht vom parkähnlichen Garten, die einen Pavillon unter schönen hohen Bäumen zeigt.

Dazu passt ein weiteres Fundstück, auf das man stoßen kann, wenn man im seit ein paar Monaten online stehenden NWZ-Archiv stöbert: Ein Bericht in den „Ammerländer Nachrichten“ vom 16.9.1958 befasst sich nämlich mit einer „anmutigen Putte“ im früheren Averdamschem Garten. Das Gelände hatte inzwischen mehrmals den Besitzer gewechselt (über Ulken an Eiting).
Der ursprüngliche Standort der Figur befand sich wohl am einstigen Katharinenteich hinter dem Schloss Fikensolt. Sie war in nicht mehr besonders gutem Zustand, als sich Otto Averdam ihrer annahm. Er ließ sie durch einen wohl handwerklich geschickten Zwölfjährigen, einem späteren Bankdirektor, „kunstgerecht auf Zack“ bringen und stellte sie in dem Garten an der Wilhelm-Geiler-Straße auf. Das Foto von Fritz Büsing zu dem NWZ-Artikel, das die Figur zeigt, findet sich mittlerweile auch im Westersteder Stadtarchiv. Die Statue stellte offenbar die „Flora“ dar (symbolische Verkörperung der Pflanzenwelt bzw. antike Blumengöttin) und ähnelte Figuren, die einst im Wunderburg-Park in Osternburg standen und später in den Oldenburger Schlosspark kamen.
Dort hatte man deswegen auch schon Interesse an der Westersteder Figur angemeldet. Im Artikel erwägt man auch, dass sie vielleicht einmal die Thalenweide schmücken könnte. Doch erst einmal sollte die Putte da bleiben, wo sie war.
Doch was inzwischen aus ihr geworden ist, ist mir nicht bekannt. Vielleicht gibt es ja noch jemanden, der da Auskunft geben kann.

Noch ein bisschen mehr erfährt man schließlich in einem Buch über die Familiengeschichte der Averdams von Gertrud Wellmann-Hoffmann - das unveröffentlichte Manuskript findet sich ebenfalls im Westersteder Stadtarchiv. Demnach hielt Otto Averdam sich in dem Garten auch einen Kleintierzoo, was dort u.a. durch eine entsprechende Abbildung bezeugt ist. Den Erinnerungen eines Freundes der Familie zufolge habe dazu ungewöhnlicherweise auch ein Känguru gehört.

Der Averdamsche Garten existiert so in der Form aufgrund diverser Bautätigkeiten nicht mehr – u.a. steht dort das heutige Katasteramt. Durch Text und Bildzeugnisse könne wir uns aber zumindest ein wenig vorstellen, wie es dort einst aussah.

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