Freitag, 31. März 2023, 17:46 Uhr
Familienforschung / Baptisten / Friedhof Felde

Ein alter Grabstein vom Friedhof der Baptisten in Felde

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Zeugnis für die frühe Geschichte der Baptistengemeinde. Weitere Recherche in der Familiendatenbank.

Felde / Westerstede / Halsbek Wenn auf einem Friedhof alte Gräber aufgelöst werden, verschwindet für gewöhnlich auch der Grabstein. Bei einem Exemplar vom Friedhof der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) in Felde ist dies jedoch nicht geschehen. Statt vernichtet zu werden, überließ man den Stein einem Gemeindemitglied. Der hatte ihn eine Weile in seinem Garten. Schließlich wurde er in seiner Nachbarschaft, genauer auf dem Gelände der alten Schweinemästerei in der Norderstraße, als Wegplatte genutzt, mit der Inschriftenseite nach unten. Als später wegen Neubaumaßnahmen der Weg entfernt wurde, gelangte der Grabstein in die Hände eines anderen Nachbarn, der ihn bis vor kurzem in seinem Besitz hatte. Jetzt hat er seinen Weg zurück nach Felde gefunden

Es handelt sich wohl, wenn auch knapp, um den ältesten erhaltenen Grabstein vom Baptistenfriedhof, und er ist sogar in gewisser Weise ein Zeugnis für die Gründungsjahre in der Geschichte der Baptistengemeinde.
Die Inschrift lautet wie folgt:
Joh. H.
Oltmanns
Westerloy.
* 1.9.1794
+ 1.1.1871
Unten und oben wurde der Stein offenbar gekürzt. So fehlen oben im Vergleich mit anderen unbeschädigten Steinen ein gerundeter Abschluss und die Worte der Inschrift „Hier ruht“ oder „Hier ruhet“

Wie schon bei vorigen Artikeln, hat der Autor auch hier wieder die Familiendatenbank der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde zu Rate gezogen.
Der Verstorbene ist dort schnell zu finden, obwohl die Daten zu seinem Geburtstag von dem auf dem Grabstein abweichen. Johann Hinrich Oltmanns wurde offenbar am 4. Oktober 1795 in Westerstede lutherisch getauft. Seine baptistische Taufe erfolgte am 6. August 1854 in Halsbek. Bei der Gelegenheit wurde der 29. September 1795 als sein Geburtstag angegeben. Oltmanns war in Westerloy Brinksitzer – d.i. ein am Dorfrand wohnender Kleinbauer mit wenig Land - und Holzknecht. Oltmanns war verheiratet mit einer Anna Elisabeth geb. Hupens. Sie hatten 10 Kinder, von denen nur zwei Töchter das Erwachsenenalter erreichten. Er verstarb in der Tat am 1. Januar 1871 (an „Altersschwäche“), seine Frau übrigens nur einen Tag später („Herzkrankheit)“ und beide wurden am 6. des Monats in Felde beerdigt.

Die genaue Stelle, wo in Halsbek getauft wurde, ist nicht mehr überliefert. Man kann nur Vermutungen anstellen: In Gisela Heises Schrift über das „Werden und Wachsen der Baptistengemeinde in Westerstede“ heißt es, dass die Taufen „in öffentlichen Gewässern in Halsbeck und Umgebung“ stattgefunden hätten. Man kann auch vermuten, dass Taufen in einer Viehtränke auf dem Land von Frerich Bohlken vollzogen wurden. Aber das ist alles nicht sicher.
Später hat man dann übrigens insbesondere in Felde getauft. Der dortige Taufplatz an der Großen Norderbäke (Ive) in der Nähe der „Friesenschanze“, bei dem der Einstieg sogar gemauert gewesen sein soll, ist bekannt. Die genaue Stelle liegt jetzt freilich mitten auf einer Wiese, da die Bäke einmal begradigt wurde.

Eine paar Angehörige von Johann Hinrich Oltmanns wurden ebenfalls Mitglieder der baptistischen Gemeinde. Zum Teil ließen sie sich schon vor ihm taufen, so seine Frau am 25.6.1854, sein Bruder, der Westersteder Schustermeister Dierk Oltmanns, am 9. Juli 1854, beide in Halsbek durch Frerich Bohlken.

Die Tochter Anna Elisabeth ließ sich am 8. Juni 1856 in Halsbek taufen. Ihre Ehemänner Johann Friedrich Lanje und Johann Hogen gehörten ebenfalls der Gemeinde an. Die kirchlichen Heiraten 1858 und 1860 nach dem Tod des ersten Mannes fanden jeweils in der Felder Kapelle statt. Lanje wurde 1849 von A.F. Remmers und Hogen 1851 von L. Hinrichs getauft. Die Prediger Remmers und Hinrichs hatte Frerich Bohlken in Jever kennengelernt.
Von der zweiten Tochter von Johann Hinrich, die das Erwachsenenalter erreichte, Gesche Helene, ist keine Konversion bekannt, auch nicht von seinen drei anderen Geschwistern..

Ein Neffe von Johann Hinrich Oltmanns, der Schuhmacher Friedrich Oltmanns aus Westerstede und Sohn des genannten Dierk Oltmanns, verfasste über den Gemeindegründer Frerich Bohlken im Juli 1871 nach dessen Tod eine Lebensbeschreibung. Nachdem er am Sonntag zuvor noch zum Gemeindeältesten gewählt schloss man ihn am 28 Juli 1872 aus der Gemeinde aus. Am 5. März 1893 ließ Friedrich Oltmanns seine fünf Kinder im Alter zwischen 6 bis 13 Jahren in Westerstede lutherisch taufen. Der Bruch mit den Baptisten hatte also letzlich Bestand.
Man sieht, die Familiendatenbank bietet hier interessante Einblicke je nach Bedarf sowohl in die Geschichte der Gemeinde als auch in die der jeweiligen Familien.

In Felde auf dem Friedhof ist das Grab des Gemeindegründers Frerich Bohlken, der Johann Hinrich Oltmanns und viele andere getauft hat, bis heute erhalten. Er verstarb am 23.4.1871, also nur wenige Monate nach seinem Täufling. An einer Längswand der alten “Baptistenkapelle“ („Bethaus getaufter Christen“) ist schon eine Reihe alter Grabsteine aufgestellt, doch sie sind alle jünger. Unter ihnen hat nun auch der Oltmanns-Stein seinen Platz gefunden. Er ist der älteste in der Sammlung der Gemeinde und überhaupt der älteste bekannte Grabstein vom Felder Friedhof, der erhalten ist.

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