Dienstag, 27. Juni 2017, 16:23 Uhr
Familienkunde / Napoleon / Beeken

Von Petersfeld nach Kurland

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Ein Ammerländer als Soldat in Napoleons Großer Armee. - Datenbank der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde informiert über Schicksale von Oldenburger Untertanen in französischen Kriegsdiensten.

Petersfeld / Westerstede / Oldenburg Auf der Internetseite der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde findet man unter anderem eine Datenbank mit der Bezeichnung „Oldenburger in Napoleons Großer Armee“. Dort bekommt der interessierte Nutzer Informationen über die Schicksale von Untertanen des Herzogtums Oldenburg und der Herrschaft Jever, die zur Zeit Napoleons in der französischen Armee dienten.

Man kann selbstverständlich die Datenbank insbesondere nach Personennamen durchsuchen. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten: Wenn man im Rahmen einer erweiterten Suche unter „Ort der Taufe“ z.B. „Westerstede“ eingibt, erhält man eine Liste von immerhin 23 Personen, von Beeken,Gerd Diedrich bis Willms Gerd Diedrich. Das ist, wenn man es mit benachbarten Kirchspielen vergleicht, doch eine relativ hohe Anzahl.

In der Westersteder Auflistung finden sich z.B. auch ein Johann Diedrich Beeken aus dem Dorf Petersfeld. Dessen Familie habe ich hier in einem Artikel über die ebenfalls in Petersfeld ansässigen Öltjendiers schon kurz einmal erwähnt.
Johann Diedrichs Eltern Friedrich Beeken und Gebke Margarethe geb. Janssen waren Mitbegründer des Dorfes Petersfeld, wo sie ab 1794 die Gelegenheit wahrnahmen, sich einen eigenen Bauernhof aufzubauen. Friedrich Beeken stammte ursprünglich aus dem nahen Linswege. 1760 wohnte er laut Seelenregister als 9-jähriger mit seiner Familie dort im Heuerhaus Ötjen.
Sein Sohn Johann Diedrich wurde 1791 in Linswege geboren und am 18. März des Jahres in Westerstede getauft. Das Seelenregister von Petersfeld für 1806 gibt an, dass er damals auf dem elterlichen Hof lebte.

Johann Diedrich Beeken wurde am 18.7.1812 zum Militärdienst einberufen Er wurde als Gemeiner Soldat und Kürassier Mitglied des 4. französischen Regiments, 1. Kompanie. Er gehörte also zur schweren Kavallerie.
Nach Hause kehrte Johann Diedrich nicht mehr zurück. Im Februar 1816 wurden die Menschen im Herzogtum Oldenburg per Zeitung aufgefordert, vermisste Soldaten den Behörden zu melden. Dem leisteten Johann Diedrichs Angehörige Folge. Dabei gaben sie an, dass die letzte persönliche Nachricht ein Brief vom 1.10.1812 aus Königsberg war, wo er einquartiert war. Außerdem hatten sie noch Mitteilung bekommen, das er später in Russland zurückgeblieben sei.
1818 bekam der hannoversche Leutnant Heinrich Meyer den Auftrag, anhand einer Suchliste mit 815 Namen von Vermissten in Russland weitere Erkundigungen einzuziehen. Dabei reiste er offenbar zu sämtlichen Schauplätzen des Krieges und Hospitälern auf dem Weg Richtung Moskau. Eine sicherlich abenteuerliche Reise, wenn man sich das heutzutage so vorstellt.
Jedenfalls fand er für Johann Diedrich Beeken wenigstens heraus, dass er auf dem Durchmarsch in der Stadt Mitau in Kurland (heute Jelgava/Lettland) verstorben sei. Das geschah wohl nicht allzu lange nach dem Verlassen Königsbergs, noch im selben Jahr 1812.

Zu jeder Person in der Datenbank finden sich auch gescannte Originaldokumente, die man einsehen kann. So braucht man sich nicht nur auf möglicherweise fehlerhafte Abschriften zu verlassen. In Fall von Johann Diedrich Beeken sind das die Vermissten-Suchliste sowie der Abschlussbericht von Heinrich Meyer, datiert St. Petersburg 1819.

Im 2015 auf dem Westersteder Marktplatz aufgeführten Theaterstück „Der schwarze Graf“ ging es unter anderem um einen (fiktiven) jungen Augsburger, der sich, sogar begeistert, Napoleons Armee anschließt, bitter enttäuscht wird und schließlich als Knecht in Westerstede hängenbleibt. In dem Stück nehmen ihm einige Einheimische die französische Soldaten-Vergangenheit übel. Doch wissen wir ja nun, dass auch einige junge Männer, die gebürtig aus Westerstede und Umgebung waren, Ähnliches erlebten, dabei sogar ihr Leben verloren. Ob sie sich mit Begeisterung der Armee anschlossen oder doch eher unter Zwang, wird man in der Regel heute nicht mehr nachvollziehen können.

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