Dienstag, 03. September 2019, 17:22 Uhr
Glocken / Petit / Glockengießer

Die Glockengießerfamilie Petit und Westerstede

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Die Westersteder St. Petrikirche hat eine dritte Glocke bekommen. Auch in Ihausen gibt es ein neues Geläut.

Westerstede / Ihausen Seit kurzem befindet sich im Glockenturm der St. Petrikirche in Westerstede eine dritte Glocke, die Besucher zuvor für eine Weile im Turmraum der Kirche besichtigen konnten. Die bronzene Jakobus-Glocke wiegt 450 kg. Sie ist verziert mit einem Pilgerstab und einer Muschel in Relief. Diese Symbole stehen sowohl für den Apostel Jakobus, den Namensgeber der Glocke, als auch für die in den letzten Jahren wieder sehr beliebte Wallfahrt nach Santiago de Compostela, in Spanien, wo sich das Grab des Apostels befinden soll. Außerdem trägt die Glocke eine Inschrift mit dem Wortlaut: „RUFE ZUM FRIEDEN“.
Die Jakobus-Glocke wurde im Jahr 1966 gegossen in der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock in der „Glockenstadt“ Gescher im Münsterland. Bislang hing in sie im Glockenstuhl der katholischen Kirche St. Johannes Evangelist im Hilden im Rheinland bei Düsseldorf, die geschlossen und aufgegeben wurde.
Mehr über die Jakobus-Glocke erfährt man im Gemeindebrief der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Westerstede für August/September 2019 sowie in einer Schrift über die Glocken im Dekanat Hilden (Seite 35-37) und in der NWZ vom 29. Juni 2019.

Zum Geläut der Hildener St. Johanneskirche gehörten zwei weitere Bronzeglocken, die ebenfalls 1966 bei Petit & Gebr. Edelbrock hergestellt wurden. Sie hängen seit kurzem im Glockenturm der ev.-luth. Auferstehungskirche in Ihausen. Die NWZ berichtete darüber am 29.8.2019.
Bisher gab es in Ihausen zwei Glocken aus Eisenhartguss, Sie wurden im Jahr 1957 hergestellt und sind mittlerweile schadhaft, weswegen man sie nun ersetzt hat.
Die neuen Ihausener Glocken wiegen laut der besagten Schrift über die Glocken im Dekanat Hilden 670 bzw. 380 kg. Die größere der beiden ist bisher als Marien-Glocke bekannt und darum auch mit einem Marienmonogramm verziert. Ihre Inschrift lautet: „RUFE ZUM DIENST“. Die kleinere, die so genannte Johannes-Glocke, trägt als Dekor einen Pelikan und als Inschrift die Worte: „RUFE ZUR LIEBE“.
Bei der Auswahl der gebrauchten Glocken für Westerstede und Ihausen musste u.a. darauf geachtet werden, dass sie klanglich sowohl zu den weiteren eigenen Glocken als auch zu denjenigen in der Nachbarschaft passen. Letzteres betrifft insbesondere die katholische Herz Jesu-Kirche in Westerstede mit ihrem Geläut. Man kann z.B auf der Internetseite eines Fachhandelsunternehmens für gebrauchte Glocken nach passenden Angeboten suchen.

In der Stadtgemeinde Westerstede stehen nun mittlerweile sieben Kirchenglocken in direkter oder indirekter Verbindung mit der alten Glockengießerfamilie Petit, in der Kernstadt sind es fünf von sechs, sofern man die kleinen Uhrglocken der St. Petrikirche außen vor lässt
Die Petits stammen ursprünglich aus Lothringen. Über ihre Geschichte kann man sich etwa auf der Firmenseite von Petit & Gebr. Edelbrock oder bei Wikipedia informieren. Soweit bekannt waren sie seit dem 17. Jahrhundert im Glockengießerhandwerk tätig - in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland.
1787 gelangten sie nach Gescher und richteten dort in der Folgezeit eine ortsfeste Glockengießerei ein. Parallel dazu entstand 1781 ein weiterer Gießereibetrieb in Vechta, der 1805 durch Brand zerstört und dann nicht mehr weitergeführt wurde. Auf diesen Standort ist zum Schluss dieses Beitrags noch einmal kurz zurückzukommen.
Da Alexius Petit der Jüngere (1765-1842) keine Kinder hatte, ging die Unternehmensführung schließlich auf seine Neffen Joseph und Wilhelm Edelbrock über, die als Gebrüder Edelbrock mit in den Firmennamen aufgenommen wurden.
Ähnliches passierte noch einmal: Carl Edelbrock wollte sich aus der Firma zurückziehen. Da sein Sohn und Erbe durch Unfall ums Leben gekommen war, übertrug er letztlich die Leitung seinem Verwandten Werner Hüesker. Die Hüeskers führen die Glockengießerei in Gescher bis heute.

Die drei Glocken der katholischen Herz Jesu-Kirche in Westerstede (hier auch abgebildet) wurden alle in Gescher hergestellt. Die beiden kleineren entstanden 1978. Als für die Kirche ein Glockenturm gebaut wurde, kam als dritte eine größere und tiefere Glocke hinzu. Sie wurde 2015 bei Petit & Gebr. Edelbrock gegossen (vgl. Abbildungen). Dazu gibt es u.a. einen Bericht vom 16.6.2015 hier auf „Mein Westerstede“.

Schließlich ist in diesem Zusammenhang noch eine weitere Glocke der evangelischen St. Petrikirche zu nennen: Sie wurde nämlich nach ihrer Inschrift 1794 von Henricus und Alexius Petit gegossen, wobei mit letzterem wohl der schon erwähnte Alexius Petit d. J. gemeint ist. Das geschah laut Glockenatlas der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg (Seite 141) an dem besagten Standort der Petits in Vechta. Das historische Exemplar ist offenbar mit 2250 kg immerhin die zweitgrößte Bronzeglocke des Oldenburger Landes. 2015 trat an ihr ein Schaden auf, der restauriert werden musste.

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