Howieker Pfingsten mit über 2000 Besuchern
Heimatfunk von Radio Bremen übertrug gestern in einer Direktsendung auf UKW Stimmungsbilder vom Festverlauf.
Howiek
So stand es im Ammerländer vom 27. Mai 1956 geschrieben. Im Nachtrag der Originaltext von der Redaktion „ Der Ammerländer „ aus Westerstede.
Howiek. Diese Howieker Pfingsten waren wie das Crescendo in der Natur, das sich in diesen Maitagen zu immer schönerer und üppiger Blüte steigert. War die Witterung am Morgen des Pfingstsonntags auch noch etwas kühl und regnerisch, so klärte sich am Nachmittag das Wetter doch langsam auf, und der Pfingstmontag vollends überschüttete die Frühlingslandschaft mit strahlendem Sonnenschein.
Die wenig einladende Witterung am Vormittag des ersten Pfingsttages war ein Prüfstein für die Volkstümlichkeit der Pfingstkonzerte des Heimatvereins Ocholt. Wenn trotz des
ungünstigen Wetters das Frühkonzert mit der anschließenden Aufführung des plattdeutschen Spiels von H. Diers „ De Klootscheeter“ von ungefähr 1000 Personen besucht war und damit die Besucherzahl der vorjährigen Pfingstveranstaltung, die bei bestem Wetter standfand, noch übertroffen wurde, so ist das ein Beweis dafür, daß diese Prüfung glänzend bestanden wurde. Die „ Howieker Pfingsten“ sind zu einem wahren Volks- und Heimatfest geworden. Die drei Konzerte und Aufführungen insgesamt dürften eine Besucherzahl von über 2000 gehabt haben.
Die tüchtige Zwischenahner Feuerwehrkapelle bot mit ihren Konzertdarbietungen eine ausgezeichnete Leistung. Die Tänze der Ocholter Trachtengruppe und das Spiel „ De
Klootscheeter“ der bewährten Spielschar fügten dem Ohrenschmaus noch eine wahre Augenfreude und dazu eine Prise besten plattdeutschen Humors an.
Die Einführung in „ De Klootscheeter“ gab der verdienstvolle Vorsitzende des Ocholter Heimatvereins, Erich Harms, in seiner plattdeutschen Begrüßungsansprache in sehr feiner Weise. Die Zuschauer waren auf diese Weise gleich mitten drin im lustigen Spiel-
Geschehen, das von der „ Bekehrung“ des halsstarrigen Marschenbauern Nikolaus Haxen handelt, der seine Tochter Marie anfangs keinem „ Kopfarbeiter“ , in diesem Falle dem Kandidaten und angehenden Pastoren Francksen, geben will, dem aber die Klootschießer-Leistung als „Handarbeit“ dieses Kandidaten so imponiert, daß er schließlich doch anderen Sinnes wird. Kirchendiener Dirk Nüller und die gute Tante Julie bewährten sich dabei bestens als „ Bahnweiser „ sowohl auf dem Gebiet des Heimatsports, wie auch in der Liebe. Die trefflichen Spieler und Spielerinnen , Robert Schmidt, Hanna Krieger, Georg Hemmjeoltmanns, Hanna Lehmkuhl und Walter Bruns boten ein nuancenreiches und beschwingtes Spiel, daß die begeisterten Zuschauer mit lebhaftem Beifall quittierten. Die Regie lag wieder bei Georg Meyer, und im Flüsterkasten saß unsichtbar und unhörbar ( für das Publikum) Edith Bruns. Es ist eben alles wieder, wie immer bei den Ocholter Heimatspielern „ up Stär „.
Waren es mindestens 2000 Besucher, die unmittelbar die Howieker Pfingsten an Ort und Selle genossen, so waren es noch wesentlich mehr, die durch das Wunder des Rundfunks wenigstens Ausschnitte aus diesem 31. Howieker Pfingstkonzert am Radio miterleben konnten. Denn der Heimatfunk von Radio Bremen übertrug gestern in geschickter Weise Stimmungsbilder vom Festverlauf direkt. Die beiden „ Rundfunk-
Verantwortlichen „ Hans Robert Helms und Irmgard Bach, hatten sich in erstaunlich kurzer Zeit in den „ Howieker Geist „ eingelebt und trafen höchst einfühlsam den Stimmungsgehalt dieser ungewöhnlichen Veranstaltung.
Hans-Robert Helms unterhielt sich in bemerkenswert gutem Platt mit den letzten Howieker Müllerknechten Georg Stöver, Westerloy, und Opa Bruns, Ollenharde, mit dem wackeren „ Bi`t Füer“ –Baas Gerhard Hemmieoltmanns und nicht zuletzt auch mit Johann Henkensiefken, dem eigentlichen geistigen Vater derHowieker Veranstaltungen, der es sich nicht hatte nehmen lassen , zu diesem Fest eigens die Reise von Bremerhaven nach Ocholt-Howiek anzutreten.
Irmgard Bach und Dr. Ries, Westerstede, beschäftigten sich zwischendurch mit Howieks Sagen und Schwänken, wobei Dr. Ries die These aufstellte: Howiek ist weniger das Schilda des Ammerlandes, als vielmehr die Heimat aller derer, die Till Eulenspiegel im Geiste verwandt sind. Howiek in seinen bodenständigen Schwänken ist das großartigste Eigengewächs des ammerschen Volkshumors.
Dem Volksfest-Charakter dieser Veranstaltung entsprechend, gab es auch Festzelt und Buden auf dem Platz. Sie standen aber in geziemender Entfernung von der alten Wassermühle, dem schönen Wahrzeichen unserer Heimat, bildeten gleichsam nur den volksfestlichen Hintergrund und störten so den Ablauf der vom Heimatverein Ocholt sorgfältig vorbereiteten und mit dem Gelingen im Dienste des Heimatgedankens durchgeführten Veranstaltungsfolge in keiner Weise.
Ja, das waren die früheren großen Pfingstveranstaltungen, die trotz viel Arbeit und Einsatz immer wieder durchgeführt wurden. Ich selber war damals noch im Schulalter,
kann mich aber genau daran erinnern wie es damals in der Familie war. Unser Vater hatte sich voll und ganz dem Heimatverein gewidmet. Er war dauernd bei der Wassermühle oder aber bei den Behörden unterwegs um Zuschüsse für den Erhalt der Wassermühle zu organisieren. Allerdings hatte dieses auch sein Gutes, denn wir wurden so schon früh an die Heimatarbeit herangeführt.
Hoffen wir, daß im nächsten Jahr das Howieker Pfingstfest mit Musik und Theater an der alten sagenumwobenen Wassermühle wieder stattfinden kann.
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