Donnerstag, 02. November 2023, 11:30 Uhr
Klinker / Münzgeschichte / Finanzamthäuser

Eine Rose, ein Zieglergruß und ein zweifelhaftes Geldstück

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Kleine Einblicke in die Geschichte eines Westersteder Hauses.

Westerstede Im Jahr 1921 errichtete man in Westerstede insgesamt vier Doppelwohnhäuser für Mitarbeiter des Finanzamtes. Dieses befand sich damals an der Langen Straße. Einen Weg, der von dort nach hinten in die Richtung der Wohnhäuser führte, nannte man „Finanzpadd“. Zwei der Häuser an der heutigen Straße Am Röttgen wurden mittlerweile ausgebaut und stark verändert, während die beiden anderen an der jetzigen Norderstraße ihr Erscheinungsbild großenteils bewahrt haben. Die Straßennamen wurden erst später nach dem Hausbau endgültig festgeschrieben.

Hinten bei einem der besagten Gebäude an der Norderstraße findet sich ein schöner rot blühender Rosenstrauch. Dieser hatte um um 1975 herum der Strauch schon in etwa die heutige Größe. Es ist also durchaus möglich, dass die Rose in den Anfangszeiten der Häuser, also kurz nach ihrem Bau gepflanzt wurde. Vor ein paar Jahren habe ich in einem Mein-Westerstede-Artikel über diesen Strauch schon einmal berichtet.

Hinten bei demselben Haus direkt vor der Rose befand sich Mitte der 1970er Jahr eine mit alten Klinkersteinen gepflasterte Terrasse. Diese Steine in deutlich abgenutzten Zustand gehörten wahrscheinlich einst zu einer typischen Ammerländer Klinkerstraße, bevor sie dann irgendwann ab 1921 für die Terrasse Wiederverwendung fanden. Sie könnten also durchaus im frühen 20 Jahrhundert oder gar im 19. Jahrhundert hergestellt worden sein. Mittlerweile ist die alte Klinkerpflasterung der Terrasse entfernt worden und viele der Steine wurden an anderer Stelle ein zweites Mal wiederverwendet. Dabei zeigte sich, dass eine halber Stein ein besonders Merkmal aufweist. An einer Seite hat jemand, vermutlich der Ziegler, in schöner, schwungvoller Handschrift das Wörtchen „Moin“, in die Oberfläche geritzt! Ein freundlicher Zieglergruß aus ferner Zeit, den man doch gerne weitergibt.

Vor drei Jahren fand sich bei Gartenarbeiten auf dem Grundstück desselben Hauses ein Geldstück. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich um eine 50-Pfennig-Münze handelt, die 1924 geprägt wurde, also nur drei Jahre nach Erbauung des Hauses. Der Besitzer der Münze mag sich über ihren Verlust geärgert haben, falls er nicht sowieso Zweifel an seiner Echtheit hatte. Denn das Geldstück besaß damals einerseits eine relativ große Kaufkraft (schätzungsweise um die 2 Euro nach heutigen Wert), wurde deswegen und aufgrund seiner einfachen Gestaltung andererseits sehr gerne und häufig und zum Teil auch qualitätvoll gefälscht. In dieser Form wurde das 50-Pfennig-Stück nur von 1923-1925 geprägt und danach durch eine fälschungssicherere Version ersetzt. Die alten Ausgaben zog man schon 1928 ein und wurden dann Anfang 1929 außer Kurs gesetzt. Über die Münze berichtet ein Artikel von Helmut Caspar in einem Online-Magazin für Münzsammler.
Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass das Geldstück schon in der Frühzeit der Finanzamtshäuser, d.h. noch in den 1920er Jahren in den Garten gelangt ist. Denkbar ist auch, dass die Münze weggeworfen wurde, weil sie sowieso bereits ungültig war (ab 1929).

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