Mittwoch, 20. Juni 2018, 11:11 Uhr
Möhlenbült / Eisernte / Eiswette

Winterkuriositäten

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Der Möhlenbült, ein Erinnerungsort – Teil 5

Westerstede / Fikensolt / Mansie Im vorigen Teil dieser Artikelserie "Winterfreuden" ging es vor allem um das Schlittschuhlaufen auf dem Möhlenbült und wie die Lokalzeitung im Laufe der Zeit immer mal wieder darüber berichtete. Zwar ist mittlerweile nun in der Tat der Sommer eingekehrt. Hier soll es jedoch noch einmal um ein Winterthema gehen. Wem es in diesen Wochen einmal zu heiß wird, der mag sich daran ein wenig abkühlen.

Ich habe vorher schon im Artikel über die Reiterei erwähnt, dass im Oktober '59 der Möhlenbült ganz ausgetrocknet war. So konnte damals die Kinder-Voltigiergruppe des Ammerländer Reitclubs, ohne nass zu werden, eine Vorführung im Möhlenbült abhalten.
Anfang Dezember desselben Jahres hatte sich die Lage nicht gebessert. Da kamen, wie die Ammerländer Nachrichten vom 3.12.1959 in einem sehr kurios anmutenden Zeitungsbeitrag berichteten, die Anlieger des Möhlenbülts auf eine ungewöhnliche Idee: Sie bearbeiteten den Seegrund mit einer Planierraupe, wobei die Fläche sowohl eingeebnet als auch vergrößert wurde. Am Ufer türmten sich Sandwälle auf. Letztere erkennt man ganz gut auf einem dem Artikel beigefügten Foto. Weiterhin sind ein alter VW-Käfer und Zweiräder zu sehen, die „ungehindert ihre Runden drehen“.
Der Gedanke dahinter war, dass, falls es doch einmal wieder regnet und dann friert, man auf diese Weise eine ideale große und ebene Eislauffläche bekommt. Der bei der Aktion gewonnene gelbe Sand sollte übrigens beim Wegebau Verwendung finden.
Der Berichterstatter fragt sich im übrigen auch, inwieweit der Möhlenbült in Zukunft noch als Badegewässer taugen würde. Ein solch schwerwiegender Eingriff ist heute jedenfalls kaum noch vorstellbar. Der Zeitungsbericht ist im Online-Archiv der NWZ zu finden.

In der Vergangenheit verwendete man das Eis des Möhlenbülts auch noch für andere Zwecke als darauf Schlittschuh zu laufen. In einer Zeit, als Kühlschränke noch nicht allgemein verbreitet waren, benötigte man Eis auch zur Lebensmittelkühlung in Eiskellern und Eisschränken (die nach Wikipedia vereinzelt bis in die 1950er-Jahre in Betrieb waren).
In diesem Zusammenhang berichtet die Lokalzeitung „Der Ammerländer“ vom 27.2.1930 über die „Eisernte“ im Möhlenbült. Zuvor war es offenbar recht mild gewesen, so dass man „bereits die Hoffnung auf hiesiges Natureis aufgegeben“ hatte. So freuten sich die Besitzer von Eiskellern, dass sie wenigstens noch einen Teil ihres Bedarfs im Möhlenbült decken konnten. Zu mehr reichte es dann wohl doch nicht, da das Eis nur etwa knapp 6 cm dick gewesen sei. Einer der Eiskellerbesitzer hatte sich schon in der Vorwoche aus Bremen Kunsteis besorgt – eine Maßnahme, auf die die anderen dann wohl auch noch zusätzlich zurückgreifen mussten.
Die Bestände des „Ammerländers“ im Westersteder Stadtarchiv werden zur Zeit von Klaus Beckmann, einem der dortigen ehrenamtlichen Mitarbeiter, systematisch inhaltlich erfasst. Und so lassen sich Zeitungsberichte wie dieser inzwischen leicht auffinden, wenn man z.B. das Stichwort „Möhlenbült“ in den Archiv-Computer eingibt.

Die Eisschicht des Möhlenbülts kann aber auch einfach einen willkommenen Anlass zum Feiern bieten. So geschah es im Februar des vorigen Jahres, als die Dorfgemeinschaft Fikensolt diejenige von Mansie-Lindern zu einer Eiswette herausforderte. Das Eis hielt dem Gewicht eines historischen Bügeleisens stand und so musste Mansie-Lindern als Verlierer der Wette im darauffolgenden Juni ein Picknick am Friesendenkmal ausrichten. Die NWZ berichtete darüber am 3. Februar 2017 und am 13. desselben Monats.

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