Freitag, 24. Februar 2017, 16:50 Uhr
Moore machten das Wetter

Das Fintlandsmoor früher und heute

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Heute nur noch Naturschurt

Ocholt-Howiek
Das Fintlandsmoor erstreckte sich seinerzeit von südlich Ocholt-Howiek bis an die Ortschaft Westerscheps/Osterscheps und in die Richtung Dänikhorst. Es handelte sich um eine riesige Hochmoorfläche, die zwei Namen hatte, und zwar einmal „ Hohes Moor „ und  „ Fintlandsmoor „. Wenn man sich vorstellt, daß einmal südlich von Howiek, ausgegangen von der alten Ollenbäke bis hinüber nach Scheps an die Aue oder in die andere Richtung bis nach Dänikhorst, einmal alles Moor war, dann läßt sich ahnen, welche riesigen Naturansammlungen hier im Laufe der Neuzeit vernichtet wurden. Das Fintlandsmoor verdankte seine Entstehung einer tiefen Bodenmulde, deren Ränder durch hohe Geestrücken gebildet wurden, so daß das Wasser durch bzw, aus dieser Mulde nicht abfließen konnte. Die Vernässung dieser riesigen Fläche kam durch die immer wieder auftretenden Niederschläge zustande. Durch diese Vernässung verrotteten Heidepflanzen und auch andwew Pflanzen zu Heidehumus. Dieser Humus

Überzog das Gebiet, so daß die unteren Schichten von der Luft abgeschlossen wurden. Es bildeten sich Torfgräser, Torfmoose, Sumpfgräser wie z.B. Wollgras und andere Gräser. Die Wasserfläche wurde ausgefüllt und nach und nach entstand somit das große Moor. Die Gesamtfläche des Fintlandmoores, so habe ich es aus den Büchern herausgefunden, beträgt 2.814,40 Hektar. Diese Fläche teilt sich wie folgt auf: Gemeinde Edewecht 1.161,20 Hektar, Gemeinde Bad Zwischenahn 759,62 Hektar, Gemeinde Westerstede 490,46 Hektar, Gemeinde Apen  403,13 Hektar. Das Fintlandsmoor - schon lange nicht mehr in diesen riesigen Ausmaßen vorhanden - wurde  zum allergrößten Teil abgetorft. Zunächst von kleinen Kötern und Privatleuten, die sich hier am Randes des Moores niederließen und versuchten Ackerbau zu betreiben.  Späterhin durch Privatleute, die hier mit dem Torfstecken begannen und somit für den Hausbrand sorgten. Noch später kam dann die Torfindustrie. Es wurden riesige Entwässerungsgräben angelegt. Das begann ca. 1877. Von den größten Torffirmen wurden Torfbagger konstruiert, so daß größere  Mengen Torf täglich gewonnen werden konnten. Der Torf wurde seinerzeit von den oldenburgischen Staatsbahnen abgenommen. Diese Staatsbahn befeuerte ihre Loks noch mit Torf. Aus dem weiten Moor wurden die gewonnen Torfsoden dann mit einer Lore, von Pferden gezogen, zum Bahnhof Ocholt befördert. Dort wurde der Torf dann auf die Bahn verladen.  Später übernahm die Firma Strenge , die auch noch nach dem Abtorfen noch viele Jahre in Ocholt ansässig war, die Torfgewinnung. Das Fintlandsmoor wurde immer weiter abgetorft. Auf den abgetorften Flächen wurde mit der Kultivierung durch die anrückenden Siedler begonnen. 1938 rückte  der damalige Reichsarbeitsdienst ins Moor. Das Karlshofer Moor wurde zum Teil durch den Arbeitsdienst entwässert und kultiviert. Es entstand die Siedlung Karöshof. Die abgetorfte Gegend kennt man heute nicht wieder.

Während meiner Schulzeit sind wir  häufig im Moor gewesen, denn nach dem 2. Weltkrieg mußte wohl jede Familie aus der näheren Umgebung sich den Hausbrand selbst graben. Wir Kinder wurden dann nach der Schulzeit eingespannt, um en Torf vom Torfspitt wegzukarren. Später, nach kurzer Trockenzeit, wurde der Torf dann geringt, so nannte man diese Arbeit. Nach abtrocknen der einzelnen Torfsoden wurde der Torf dann in große Torfhaufen gestapelt und später mit Pferd und Wagen ins Dorf geholt. Jahre später, ich kann mich noch genau daran erinnern, rückte dann die Firma Otto Meyer aus Bad Pyrnont mit großen Lokomobilen an und begann das Moor zu pflügen. Es wurde bis zu 2,50 m umgepflügt. Wir waren zu dieser Zeit sehr oft im Moor, denn es war hoch interessant, wie die großen Pflüge mit einem Seil von den großen Lokomobilen hin und her gezogen wurden. Auf diesen großen gepflügten Flächen wurde dann die Siedlung Wittenriede  errichtet. Heute eine schöne Bauernsiedlung mit großen Höfen. Vom Moor ist nicht mehr viel zu sehen. Die Ocholter und Howieker haben allerdings aufgepasst. Von Ocholt aus ging die Initiative, das Fintlandsmoor bzw. die Reste davon zu schützen.

Durch eine entsprechende Verordnung wurde am 3. 10. 1970 ein verbliebenes Restmoorstück im Fintlandsmoor unter Naturschutz gestellt. Maßgeblich beteiligt an dieser Aktion waren seinerzeit der Heimatverein Ocholt und der Ortsbürgerverein Ocholt. Sicherlich war es damals nicht einfach, die Unterschutzstellung zu erreichen, denn viele Bauern hatten ihre Viehweiden in diesem Gebiet. Dieses besagte Gebiet musste erneut vernässt werden, und die Bauern verloren hier erheblich Land, auch die angrenzenden Ländereien, so befürchtete man, könnten Schaden nehmen. Heute wird dieses ganz anders gesehen. Wir sind froh darüber, daß eine Moorlandschaft erhalten geblieben ist. Auch für unsere Schulen ist es gut, denn hier kann man lebendigen Naturkundeunterricht gestalten. Wer heute durch die Naturlandschaft Fintlandsmoor wandelt, meint, daß er sich in einer anderen Zeitrechnung befindet. Herrlich blühende Wollgräser, aber auch Heideflächen sind dort entstanden. Das Naturschutzgebiet Fintlandsmoor wurde seinerzeit in einer Größe von ca 30  Hektar angelegt. Zwischenzeitlich konnte, dank des Landkreises, diese Fläche erheblich vergrößert werden. Staustufen und Sanddämme verhindern den Abfluß des Regenwassers. Seinerzeit wurde der Birkenwuchs durch Einsatz der Ocholter Vereine teilweise vernichtet, denn es sollte Heidekraut wuchern. Das ist nur teilweise gelungen.  Leider  sieht man, daß die Birken sich immer wieder breit machen. Auf den Wasserflächen im  Moor sind heute wieder seltene Vogelarten zu beobachten. Bläßhühner, Teichhühner, Löffelenten usw. trifft man dort an. Auch die sogenannte Moorschlange, die Kreuzotter, ist hier noch an einer Stelle zu beobachten. Die Wege im Naturschutzgebiet wurden gut ausgebaut, so daß heute jeder  mit dem Auto bis ans Naturschutzgebiet heranfahren kann. Dieses, so meine Meinung, hätte so nicht sein dürfen. Jeder, der das Schutzgebiet besuchen möchte, kann mit dem Fahrrad kommen, oder auch zu Fuß. Auch wird noch heute immer wieder festgestellt, daß Spaziergänger große Hunde frei herumlaufen lassen. Auch dieses darf nicht sein. Hunde sind in Schutzgebieten grundsätzlich anzuleinen.

Noch besser wäre ein generelles Hundeverbot, denn im Schutzgebiet sind viele Tiere und Vögel, die nicht gestört werden wollen. Wer sich diese schöne Landschaft noch nicht angesehen hat, der sollte es diesen Sommer unbedingt machen, denn dort gibt es Natur  pur.

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