Erinnerung an die Kinder- und Schulzeit
Neugierig, erfinderisch und voller Tatendrang
Ocholt
Es war vier Jahre nach Kriegsende, da wurde ich in Ocholt eingeschult. Das Jahr zählte 1949. Damals gab es nicht so wie heute große Einschulungspartys usw.. Nein, es wurde noch alles schlicht und einfach gehalten. Der erste Schultag begann im nach den Osterferien. Wir gingen mit den größeren Schülern zur Schule, wurden in unsere Klasse gebracht, und dann ging es auch schon los. Unser erster Lehrer war Lehrer Meyer. Wir hatten noch alte Schulbänke, so wie sie noch im Schulmuseum zu sehen sind. Es ging alles schlicht und einfach zu. Allerdings lernten wir im ersten Halbjahr zunächst nur die so genannte Sprechspur. Ähnlich wie Steno. Wir mussten mitsprechen und schreiben. Ich erinnere mich noch genau daran. Wie z.B. „ Ida ist doof“
mit Strichen und Haken und Ösen geschrieben wurde. Ja, so war die Zeit. Aber nach dem Krieg war ja auch nicht alles vorhanden, änderte sich aber von Jahr zu Jahr. Mein erster Tornister war bereits alt und brüchig. Mein Vater hatte ihn schon zur Schule getragen. Die Schiefertafel war allerdings neu. Es wurde damals noch mit Griffeln geschrieben. Auch ein Tafellappen gehörte zur Schulausrüstung dazu. Heute alles Schnee von gestern, aber so war die schöne alte Zeit. Später kamen dann die Schulhefte mit Löschblatt usw. Ja, wir haben schließlich mit Tinte und Federhalter geschrieben. Es kam auch vor, daß Tinternflaschen umfielen. Dann war natürlich alles blau. Kugel- oder Filzschreiber kamen erst später auf. Nach und nach änderte sich auch in der Schule viel.
Der Brenntorf, der für die Schule notwendig war, wurde angeliefert. Wir mußten dann den Torf auf den Schulboden (Torfboden) bringen. Dieses wurde mit einer Torftakelanlage erledigt, notfalls auch nachmittags. In den einzelnen Klassen waren große Öfen mit Verkleidung aufgestellt. Diese Öfen wurden mit Torf beheizt. Es gab einen Schul- und Klassendienst. Dieser hatte dafür zu sorgen, daß immer genügend Torf im Klassenraum vorhanden war. Ja, es war nicht so wie heute, wir bekamen alle unsere Aufgaben zugeteilt und mußten unsere Pflichten erfüllen. Ordnung war noch da. Nach jeder Pause mußten wir uns vor der Schuleingangstür aufstellen und zwar klassenweise. Es war aber auch gut so, denn für das spätere Leben war es von Vorteil. Nach der Schulzeit bzw. nach den Hausaufgaben haben wir dann auf der Straße gespielt, sofern die Eltern nicht andere Aufgaben für uns hatten. Es gab nicht viel, aber wer konnte, der besorgte sich eine Fahrradfelge. Diese Felge wurde mit kleinen Stöckern angetrieben. Hier war Schnelligkeit gefragt. Wir bewegten den Reifen auf dem Sandweg oder aber auf der Straße. Es mache unheimlich viel Spaß. Oder aber wir spielten Murmeln . Damals war es ja noch möglich, denn die Fuß- bzw. Radwege waren noch nicht befestigt. Der Straßenverkehr war gering. Ab und zu kamen Pferdefuhrwerke vorbei, aber sonst war es noch ruhig auf den Straßen. Unsere Spielstelle war immer an der Apener Straße (heute Westring) und dort vor dem alten Bahnhaus, gegenüber der alten Post bei Klausing. Oft hatten wir einen ganzen Knickersack voll , aber oft auch nichts mehr, es änderte sich immer wieder. Ja, so haben wir uns vergnügt. Auch am Bahnhof haben wir uns aufgehalten und zugeschaut, wenn die Bauern Kartoffeln, Rüben und andere Dinge verladen haben. Die Fuhrwerke standen oft auf dem Sandweg an Bunges Weide entlang an der Apener Straße in Schlange. Diese Zwangsabgaben gingen ins Ruhrgebiet, denn dort war der Hunger noch groß. Auch haben wir Drachen selber gebastelt. Papier hatten wir nicht, so sind wir zum Schuppen gegangen (damals Willi Bruns an der Ladestraße) und haben uns Papiertüten besorgt. Das Lattengerüst bekamen wir von Tischer Cordes geschenkt. Als Klebstoff nahmen wir gekochte Kartoffeln. Nur Segelband hatten wir nicht, aber das haben unsere Eltern uns dann spendiert. Es waren große Drachen, es hat sehr viel Spaß gemacht.
Über die Bahnlinie gingen wir nicht so oft. Nur wenn wir zu Anni Buß mußten (kleiner damaliger Kolonialwarenladen) um dort Waren einzukaufen. Im Laden war es so wie im Spielzeugladen. Kisten standen herum, Große Schubfächer mit Mehl, Zucker usw. waren hinter der Ladentheke. Interessant war die kleine Waage. Es wurde alles gewogen und in Papiertüten getan. Für den Nachhauseweg bekamen wir immer eine Tütge mit Himbeerbonbons. Eine tolle Sache!! Wenn wir am Sonntag nicht so recht etwas anzufangen wußten, dann gingen wir zur Torframpe am Bahnhof. Die Rampe befand sich im Börn, ungefähr dort wo heute die Raiffeisenwarengenossenschaft steht. Die Firma Strenge hat dort Torf auf die Bahn verladen. Wir haben dann von einem Torfzug eine Lore abgekoppelt und sind damit ins Fintlandsmoor gefahren. Es machte uns sehr viel Spaß, denn die Lore lief ohne viel Anschubskraft. Es ging bis ins Moor immer bergab. Gefährlich war es damals auch noch nicht, denn wir mußten nur die Schulstraße überqueren. Aller anderen Wege (Mastenweg, heute Zwischenahner Str, Hausmannstraße und Karlshofer -Straße) waren noch Sandwege, alle ohne Verkehr.
Viel habe ich aber zusammen mit meinem Schulfreund Dieter van Mark am Südholt gespielt. An diese Zeit denke ich immer sehr gern zurück. Dort im Busch haben wir Hütten aus Farnkraut gebaut. Es war alles ganz einfach. Es wurden Stöcker mit Astgabeln geschnitten. Diese wurden mit weiteren Nußstöckern verbunden und schon
konnte das Farnkraut aufgelegt werden. In den Hütten wurde alles schön mit Bentgras ausgepolstert. Es war einfach eine tolle Zeit. Dieter seine Mutter, wir nannten sie Tante van Mark, hatte immer etwas Leckeres für uns. Ich mochte sie, denn es war eine sehr liebe Frau. Es gab oft Mettwurstbrote. Auch schenkte sie uns Eier, die wir dann am offenen Feuer gekocht haben. Schon allein aus diesem Grunde waren wir natürlich immer dort. Der große Bruder von Dieter, Hans van Mark, war schon älter und ging seine eigenen Wege. Zusammen mit Dieter seinen Geschwistern, Uwe und Heide machte alles sehr viel Spaß. Oft war auch Traute Mönnig dabei. Morgens ging es dann wieder zur Schule. Dieter kam mit dem Melkerrad angefahren. (Ein Melkerrad ist ein Fahrrad mit dem die Milchkannen befördert wurden) Er musste die Milchkannen von seinem Elternhaus mitnehmen und zur Sammelstelle bei Ohlroggen am Burnhörn bringen. Ja, und dann kam er zu uns und schon ging es zusammen zur Schule. Er fuhr das Rad und ich kam auf den Lenker. Unser Dorfpolizist Prochaska ( damals hatten wir ja noch eine Polizeiwache) kam dann oft und meine: Jungs, daß dürft ihr nicht. Aber dabei blieb es dann auch. Auf dem Schulweg haben wir auch oft an der kleinen alten Schmiede von Grimm gestanden. Es gab ja immer wieder etwas zu entdecken. Besonders interessant war es, wenn die Eisenreifen auf die Ackerwagenräder gezogen wurden. Es zischte und brannte. Wir kamen dann natürlich zu spät in der Schule an. Des gab dann Arger mit dem Klassenlehrer. Ja, so wie es heute ist, mit dem Bus zur Schule fahren, das gab es noch nicht. Die Klassenkameraden vom Karlshof oder von Ollenharde oder Lindernerfeld durften mit Fahrrädern kommen, sofern sie welche hatten. Wenn nicht, dann wurde gelaufen. .Später in den oberen Klassen haben wir uns nachmittags Geld verdienst. Wir gingen bei den Bauern Kartoffeln suchen. Es sprach sich schnell herum wo das Vesperbrot gut war. Auch zu den Tabakbauern sind wir gegangen und haben dort einige Mark verdient. Von den so verdienten Groschen konnte ich dann mein erstes neues Fahrrad bei Heinz Bruns kaufen. Ich war sehr stolz auf mein Fahrrad. So vergingen unsere Schuljahre und schon kam nach der Konfirmation dann das Berufsleben. Heute erinnert man sich gerne an diese Zeit zurück. Es war alles einfacher, bescheidener und nicht so hektisch. Auch der Neid war nicht so, denn es hatte fast jeder wenig .
Leserkommentare (1)