Freitag, 22. Dezember 2017, 11:22 Uhr
Schwarze Madonna / Herz-Jesu-Kirche / katholisch

Durchs Feuer gegangen

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Die „Schwarze Madonna“ in der Westersteder Herz-Jesu-Kirche.

Westerstede / Augustfehn / Burhave Wenn die Herz-Jesu-Kirche in Westerstede betritt und sich gleich nach links wendet, kommt man zu einem kleinen Kapellenraum, in dem eine Muttergottes mit Kind aus dunklem Holz aufgestellt ist.

Darüber liest man in der Chronik der Pfarrgemeinde zum Jahr 1960: 15. August: Auch die kathol. Kirche in Westerstede hat nun ihre „Schwarze Madonna“. Aus uraltem Eichenholz (einem Säulenstück der im Krieg zerstörten Münsterschen Lamberti-Kirche), geschnitzt, stellt sie die Gottesmutter mit dem Jesusknaben auf dem Schoß dar. Mit ihrem liebevollen Blick flößt sie dem betrachtenden und betenden Gläubigen Vertrauen ein. Die Krone, die Mutter und Sohn tragen, ist von Familie Dudek gestiftet und von Kapl. Wahlich im Urlaub geschnitzt worden.- Gerne verweilen vor dieser Marien-Statue, ein Geschenk vom Borromäum von Münster an die Diaspora, über Burhave zu uns gekommen, gläubige Christen und zünden Lichter auf dem Opferkerzen-Ständer an. Auch die Kinder vergessen bei keinem Kirchenbesuch, die auf einem schlichten Thronsessel sitzende Madonna mit ihrem Kind auf ihre Weise froh zu grüßen (…).

Dazu einige Anmerkungen: Die St. Lamberti-Kirche am Prinzipalmarkt in Münster (Abb.), auch bekannt durch die am Turm hängenden so genannten „Wiedertäufer-Käfige“, wurde im Feuersturm der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg schwer geschädigt. Das Holzstück aus einer Säule (an anderer Stelle ist auch von einem „verkohlten Balken“ die Rede), aus dem die Madonna gefertigt wurde, entkam aber dem Flammen.
Johannes Wahlich (1930-2002), damals Kaplan, der die Kronen schnitzte, war einer von drei aus Westerstede stammenden Neupriestern der 1950er-Jahre (Abb.).
Das Borromäum ist das Priesterseminar in der Universitätsstadt Münster.
In Burhave in Butjadingen, die katholische Kirche dort trägt den Namen Herz Mariä, fand die Figur offenbar keine Anklang.
In der Herz-Jesu-Kirche fand die Figur schließlich ihren Platz in der früheren Taufkapelle (Abb.), wo man bis heute Kerzen davor anzünden kann..

Für einige Jahre (nach 1982) baute man die Weihnachtskrippe in der Marienkapelle auf – teilweise hinter einer Sicherheitsglasscheibe, weil zuvor Krippenfiguren gestohlen worden waren. Von diesem Standort nahm man aber schließlich wieder Abstand – u.a. weil man jedes Mal die Marienstatue versetzen musste. Die ja, wie gesagt, aus sehr aus altem Holz gefertigte Figur drohte Schaden zu nehmen – so erinnert sich Gemeindemitglied Hubert Grabsch.

Im November 1994 kam es durch zwei Kinder, die im Bereich der Marienstatue zündelten, zu einem Brand. Pfarrer Carl Trenkamp, der zufällig die Kirche betrat, löschte zunächst mit Weihwasser, dann mit einem Feuerlöscher und verhinderte so Schlimmeres. Doch Innenraum und Ausstattung mussten gründlich gereinigt, die Wände neu gestrichen und die Orgel einer einer großen Inspektion unterzogen werden. Es war beinahe ein Wunder, dass die Marienstatue zwar von einer feinen Aschenschicht bedeckt, aber ansonsten unversehrt war.

Von Juli bis November 2011 musste die gesamte Herz-Jesu-Kirche grundlegend renoviert werden und wurde dabei fast komplett ausgeräumt (Abb.). Dabei gestaltete man auch die Marienkapelle neu (vgl. Abbildungen). Die Statue wurde anders aufgestellt, die Wände sind jetzt größtenteils in intensivem Blau gehalten, das – einst wertvoll und schwer zu beschaffen - in der christlichen Symbolik als himmlische Farbe gilt. Maria trägt in Darstellungen oft blaue Gewänder, so ist es auch praktisch zu einer Symbolfarbe Mariens geworden.
Während der Renovierung verblieb die Skulptur sicher verpackt in der Kirche. Sie wurde wegen ihrer Fragilität nur so weit transportiert wie unbedingt nötig, um die Renovierung „ihrer“ Kapelle zu ermöglichen (vgl. Abb.)

Man kann in gewisser Weise sagen, dass die Madonnenfigur gleich zwei Male, davon ein Mal vor ihrer eigentlichen Entstehung, der zerstörerischen Kraft des Feuers knapp entkommen ist. Sie ist also wahrlich „durchs Feuer gegangen“.
Übrigens gibt es in der Herz-Jesu-Kirche eine weitere Marienstatue, die Westersteder Schutzmantelmadonna von Ernst Rasche aus dem Jahr 1983. Das ist aber eine andere Geschichte, die hier bei „Mein Westerstede“ schon vor ein paar Jahren einmal erzählt wurde.

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