Dienstag, 08. März 2016, 15:51 Uhr
Stadtarchiv Westerstede / Averdam / Wilhelm-Geiler-Straße

Dr. Averdam und das Haus mit dem goldenen Löwen – 2. Teil

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Weitere Funde im Stadtarchiv Westerstede

Westerstede / Nordenham / Tettens/Vechta Wenn man im Westersteder Stadtarchiv in alten Ausgaben der Zeitung „Der Ammerländer“ blättert, entdeckt man manch Interessantes, z.B. die Traueranzeige für Dr. Bernhard Averdam aus dem Jahre 1892. Er wohnte in dem heute noch existierenden Haus mit dem goldenen Löwen. Historische Abbildungen seines damaligen Wohnhauses in der Wilhelm-Geiler-Straße kann man ebenfalls im Stadtarchiv finden. Darüber habe ich vor kurzem schon einmal in einem Artikel berichtet.

Nun will man vielleicht noch mehr über Dr. Averdams Leben erfahren. Wiederum wird man im Westersteder Stadtarchiv fündig, daneben aber auch im Internet. In der Ausgabe der Zeitung “Der „Ammerländer“ vom 17. September 1892 entdeckt man nicht nur Averdams Sterbeanzeige, sondern auch einen kleinen Nachruf. Im Archiv befindet sich auch ein von Nachfahren verfasstes Buch über die Geschichte der Familie Averdam. Und im Netz ist insbesondere Bernhard Averdams 1839 in Berlin eingereichte Doktorarbeit einsehbar. Sie ist übrigens, wie bei Gelehrten damals üblich, in lateinischer Sprache verfasst.

Wann genau er geboren wurde, ist freilich in den Quellen nicht so ganz klar. Es kursieren von ihm sogar insgesamt vier Geburtsdaten! In dem Nachruf heißt es, er sei am 12.1.1812 geboren. In der Abhandlung über die Familiengeschichte ist dagegen vom 15. Januar desselben Jahres die Rede. Ein drittes Datum im November, das in der Literatur auftaucht, scheint recht sicher ein Irrtum zu sein. Schließlich gibt Averdam selbst im Lebenslauf am Schluss seiner Doktorarbeit an, dass er am 13. Januar 1813(!) in Schledehausen bei Vechta (Gemeinde Bakum) als Sohn von Heinrich Averdam und Elisabeth geb. Mönnig das Licht der Welt erblickt hat und dann katholisch getauft wurde.

Wie man am besten wohl in der Familiengeschichte nachlesen kann,war Bernhard Averdam in seiner Kindheit „Chorknabe“, d.h. Ministrant, in Bakum und besuchte in Vechta das katholische Gymnasium. Dann studierte er an den Universitäten in Wien und Berlin. Nach Abschluss seiner ärztlichen Ausbildung ließ er sich in Tettens im Jeverland nieder und heiratete am 23. Mai 1844 Anna Catharina Müller, die aus Atens, stammte, heute Nordenham. Ihr Bruder Wilhelm gilt dort sogar als Stadtgründer.

Da er seine Kinder durch das Marschenfieber, also wohl Malaria, bedroht sah, entschloss er sich nach Westerstede überzusiedeln. Das geschah 1849. Im folgenden Jahr zog er in das Haus an der Wilhelm-Geiler-Straße, also das mit dem goldenen Löwen. Mit Hilfe seines Schwiegervaters konnte er es sowohl erwerben als auch ausbauen. So kamen bei dem Gebäude ein Stockwerk und ein Anbau mit Stall und Kutscherwohnung hinzu.
Politisch stand er der deutschen Revolution von 1848 und der damaligen demokratischen Partei nahe, wie der Zeitungsnachruf ausführt.
Den Kutscher brauchte er wohl auch, denn er soll wegen seiner Arztbesuche in und um Westerstede viel herumgekommen sein. Und so war es wohl auf einer seiner Touren, dass er angeblich, wie die Burgforder Dorfchronik in einem Kapitel berichtet, in einem Bauernhaus in Burgforde das Bildnis eines vermeintlichen(!) Junkers von Wittenheim entdeckte (Vgl. zu dem Thema auch NWZ-Artikel vom 27.3. und 9.5.2006)

Offenbar war Bernhard Averdam bis zuletzt recht rüstig. Die Zeitung berichtet: „Bis gestern war er noch wohlauf und hatte seinem Berufe obgelegen. Dann legte er sich auf dem Sofa zum Mittagsschlafe nieder, aus dem nicht wieder erwachen sollte.“
Damals war er schon Witwer, denn seine Frau verstarb bereits im Jahr 1888. Sie hatten eine Tochter und fünf Söhne, von denen allerdings einer bereits als Baby verstarb. Der jüngste Sohn Otto litt unter einer Körperbehinderung, wohl infolge von Kinderlähmung, aus dem zweitjüngsten Wilhelm wurde ein bekannter Chemiker, der unter anderem in Hawaii tätig war.
Dies alles ist mit der Zeit bei den meisten im Ort doch wohl in Vergessenheit geraten, um so schöner dass man sich mit Hilfe des Stadtarchivs einmal wieder daran erinnern kann.

Abschließend sei hier noch ein weiteres altes Foto vom Haus Averdam vorstellt: Es stammt offenbar wie das Gartenfoto im 1. Teil aus Familienbesitz und ist in das Jahr 1902 datiert, also 10 Jahre nach Bernhard Averdams Tod.

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