Donnerstag, 11. Oktober 2018, 10:35 Uhr
FSJ

Mein FSJ im Frauenhaus des Landkreises Oldenburg 2017/2018

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FSJ im Frauenhaus, BISS (Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt) und "Aufwind" (Frauen- und Mädchentelefon).......

Wildeshausen Mir war schon seit längerem klar, dass ich mein freiwilliges Soziales Jahr, kurz FSJ, im sozialen Bereich absolvieren möchte. Auf der Suche nach einer passenden Einsatzstelle, bin ich auf das Frauenhaus des Landkreises Oldenburg aufmerksam geworden.

 

Ich habe immer gedacht, dass das Frauenhaus ausschließlich ein Zufluchtsort für Frauen, die geschlagen werden, ist. Doch die Arbeit im Frauenhaus ist viel abwechslungsreicher als ich erwartete. Mir wurde erst im FSJ bewusst, dass nicht nur Frauen, die geschlagen werden, ins Frauenhaus einziehen können, sondern auch Frauen, die unter jeder anderen Art von Bedrohungen leiden. Beispiele hierfür sind unter anderem psychischer Druck durch ein Familienmitglied, Freunde oder den Partner, sexuelle Gewalt und andere Bedrohungen.

 

Durch meine Arbeit im Frauenhaus habe ich vieles dazu gelernt. Meine Aufgaben waren die Kinderbetreuung, Fahrdienste z.B. zum Gericht oder zum Jobcenter, Schulanmeldungen, Wohnungsbesichtigungen, das Führen der Statistik und der Website, das Erstellen der Anträge und immer ein offenes Ohr für Kinder und deren Mütter zu haben. Auch Ausflüge, wie das Besuchen des Universums Bremen oder ein Tag am See mit den Kindern und den Müttern, gehörten dazu.

 

Hier ein kurzer Einblick meiner Aufgabe bei einer bevorstehenden Aufnahme:

 

Das Telefon klingelt. Eine Frau ruft an und fragt, ob noch ein Zimmer für sie und ihre Kinder frei wäre. Es ist ein Zimmer frei. Also geht alles ganz schnell. Meine Aufgabe ist es das Zimmer vorzubereiten. Meistens warte ich danach auf einen Anruf, dass ich die Frau vom Treffpunkt abholen kann. Dann fahre ich los und hole die Frau mit ihren Kindern und all ihr Gepäck ab. Im Frauenhaus zurück findet das Aufnahmegespräch statt. In der Zeit beaufsichtigte ich die Kinder. Sobald alles besprochen ist, zeige ich der Familie das Haus und ihr Zimmer und beantworte jegliche Fragen. Zum Schluss erstelle ich im Büro eine Akte von der Frau und trage sie in der Statistik ein.

 

Das war nur ein kleines Beispiel. Die Arbeit im Frauenhaus ist so vielseitig. Jeder Fall ist verschieden und es gibt immer etwas zu erledigen. Jeder Tag ist anders und genau das hat mir so gut gefallen.

 

Besonders schön war es für mich zu sehen, wie die Kinder und die Mütter sich im Laufe der Zeit zum Positiven entwickelt haben. Die Frauen leben teilweise bis zu drei Monaten im Frauenhaus, ziehen dann alleine in eine neue Wohnung und haben es letztendlich geschafft sich selbstständig zu machen. Die Kinder haben einen Kindergartenplatz bzw. einen Schulplatz und ein neues Kapitel wird geschrieben.

 

Wer jetzt denkt, dass man hier eher auf sich alleine gestellt ist oder wer jetzt Angst hat, weil man glaubt man könnte mit den teilweise schwierigen Situationen nicht umgehen, den kann ich beruhigen. Das Team hat mich von Anfang an zu 100% eingebunden, was mir den Einstieg sehr erleichterte. Bei Besprechungen und Supervisionen war es selbstverständlich, dass ich dabei bin. Hier hatte ich die Chance mich mit meinen Arbeitskolleginnen über verschiedene Fälle auszutauschen, Hypothesen aufzustellen und nach möglichen Lösungen verschiedener Situationen zu suchen. Gerade solche Gespräche halfen mir mit den Schicksalen der Frauen umzugehen.

 

Das FSJ war ein Jahr voller Erfahrungen und Ereignissen, die ich nicht missen möchte. Durch die verschiedenen Herausforderungen kann ich sagen, dass ich nach meinem FSJ viel selbstbewusster und verantwortungsvoller geworden bin. Daher würde ich jedem empfehlen ein freiwilliges Soziales Jahr in dem Frauenhaus des Landkreises Oldenburg zu absolvieren.

 

Marie-Isabel Kirmes

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