Mittwoch, 01. Juni 2016, 15:39 Uhr
Lebensart

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - eine andere Betrachtung ?

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Es gibt ganz bestimmt keinen lauten Knall und alles ist ganz anders. Strukturen verändern sich mit den Jahren, regionsabhängig auch verschieden..Ich bin in der Gem.Apen aufgewachsen und bin erstaunt wie"cool" auch diese kleine Gemeinde mit dem Wandel der Zeit umgegegangen ist.

Apen / Ammerland / Oldenburg
Vom höchsten Punkt des Universums aus der Erde zusehen wie sie sich unaufhaltsam dreht. An manchen Stellen trägt sie ihre Blessuren, ihre Wunden …..keine Frage.

Die Frage ist aber, wie lange werden die Defizite noch für den Fortbestand  tragbar sein können?

Oder reißt schon morgen eine riesige Detonation unsere Erde auseinander? Wer oder was sind wir in dieser Welt, warum verbringen wir unsere Zeit hier?

All‘ das müssen und können wir nicht wissen, aber ganz genau hinschauen und hinhören müssen wir, um die Botschaften und Worte verstehen zu können, die uns übermittelt werden, von wem auch immer.

Erstaunt sehe ich mir selbst zu, wie ich gelassen Dinge und Worte hinnehme, die mir noch vor ein paar Jahrzehnten doch sehr peinlich gewesen wären. Ich muß es schon aussprechen (schreiben), das Wort „Geil“, sonst weiß man effektiv nicht, wovon ich gerade rede. Dieses und ähnlich gelagerte Worte waren zu meiner Kindheit und Jugend doch unmißverständlich mit einem eher obszönen Touch belegt. Anders als heute bekundete man damit nicht die Super-Besonderheit von Dingen und Taten, der wort-gebräuchliche Umgang mit dieser Bezeichnung mag sich gerade noch für Begriffe im Tier- und Bodenbereich Kraft gehabt haben, nur: ich habe es nie aus dem Munde von Menschen aus meinem Umfeld gehört und ich schätze mal, das ging anderen Familien ganz genauso.

Was daran letztendlich verwerflich ist oder nicht, ich weiß es nicht. Schließlich ist und war es auch nur ein Wort, daß wir Menschen mit positiven oder negativen Privilegien belegt haben. Damals eben etwas unsittlich, heute ein Wort, das alles ausdrückt an Freude und Gefühlen, mehr geht nicht.Und inzwischen, nach vielen Jahren des Eingewöhnens, sehe ich es überhaupt nicht mehr als schlimm an, normal eben!
Wie schnell ein paar Jahrzehnte ganze sprachliche und soziale Strukturen verändern, das zeigt sich tagtäglich auf den Straßen unserer Städte und Dörfer. Wer früher in zerrissenen Jeans oder auch nur etwas "anderer" Kleidung   herumlief, der wurde als arm und ohne Perspektive abgestempelt. Heute sind die Menschen, die die gleiche Kleidung tragen, wahrscheinlich auf der Sonnenseite des Lebens geboren, denn Löcher kosten heute extra viel Geld, wenn sie in den Modehäusern als „Designer-Look“ verkauft werden.

Wer heute mit viel Tatoos und Piercings daherkommt, den werden sicher viele als total cool und „in“ bezeichnen, aber mögen muß man es eben, sonst bringt man, wenn man sich noch erinnern kann, mit Sicherheit diese Art der Körperbemalung mit denen in Verbindung, die früher damit ausgestattet waren  weil sie mit den Lebensbedingungen nicht so korrekt umgegangen waren und für Zuwiderhandlungen mit Strafen belegt wurden.

Ich sehe schon, es gibt soviele Dinge die früher soviel anders als heute behandelt werden und irgendwie regelt sich alles wieder, sodaß uns keine Abnormität mehr auffällt.

Tage, die verpflichtend mit dem Kirchgang vom Arbeitgeben als „Feiertag“ vermerkt wurden, haben teilweise ihre Wertstellung verloren, Familie, Namen und familiären Strukturen kommt eine ganz andere Bedeutung zu als früher. Ging man noch kurz nach dem 2. Weltkrieg mit den Zuwanderern ziemlich ruppig um, so herrscht auch auf diesem Gebiet eine andere Denkensweise. Ich glaube, die Menschen haben Worte wie Toleranz in ihrem Wortschatz neu definiert.

In der Unterhaltungsbranche ist es nicht anders; waren jahrzehntelang die Schlagermelodien als „Schnulzen“ verschrien, es gibt sie tatsächlich immer noch, die Schnulzen, aber sie nennen sich wieder seriös Schlager und man schätzt die Deutsche Sprache auch auf diesem Gebiet wieder hochrangiger ein. Wer in den frühen Sechzigern keine englischsingenden Idole vorwies, der gehörte irgendwie nicht dazu.

Wir sammelten noch Autogramme mit aufwendigem Schriftverkehr und im meinem Kopf gibt es noch Worte wie "internationaler Antwortschein", die ganz speziell etwas mit Autogrammkartenversand zu tun hatten.

Heute sagt man E-mail und bekommt auf Facebook sowieso alle Antworten auf alle Fragen, von dem angesagtesten Typen in der Schlager- oder Rapperbranche und von wem auch immer. Alles total easy.

Ich denke schon eine ganz Weile nach, während ich diese Sätze schreibe, hatten wir nicht früher auch solche total coolen Worte im Sprachgebrauch während der Schulzeit? Es fallen mir nicht wirklich viele dazu ein, aber erinnern kann ich mich noch an schnieke für "ganz toll", vielleicht noch "dufte", "knorke", aber es gab noch ganz viel mehr, mir fallen sie nur nicht ein.

Wer weiß schon so genau was uns die Zukunft bringt, vielleicht reden unsere Enkel- und Urenkel dann wieder mit unseren Worten über das angesagteste Smartphone und das ipad, das so „schnieke“ ist, vielleicht?

Und wenn es so kommen sollte, es wird doch wieder etwas anders sein, diese kommende Generation spricht dann auf jeden Fall ein viel besseres Englisch als wir früher, wenn wir versuchten aus den Schlagertexthefte im besten Englisch die Liedtexte auswendig zu lernen, obwohl für uns ein Blick in die „Mundorgel“ die bessere Option gewesen wäre.
Übrigens, meine Ausgabe der Mundorgel habe ich immer noch, selbst nach 60 Jahren ist sie noch in einem ganz annehmbaren Zustand. Damals mag sie ungefähr 60 Pfennig gekostet haben

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