Montag, 01. Februar 2016, 13:51 Uhr
Erinnerungen

"Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn"

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Es gibt sie, die Eindrücke, sogar Emotionen, die durchaus lange Zeit einen Daseinswert in den Erinnerungen haben könnten;trotzdem aber werden sie schon nach kurzer Zeit vom Vergessen geschluckt und verschwinden völlig, wenn man nicht gerade daran erinnert wird.Weniger spektakuläre Ereignisse bleiben für immer haften.

Apen Der graue Nebel, die nasse Autobahn, so ist das halt im Norden Deutschlands. Trotz meiner konzentrierten Aufmerksamkeit ,mit der ich den Verkehr bei zunehmendem Alter mehr und mehr mit Bedacht beobachten muß, sehe ich den LKW neben mir im Überholvorgang, mit dem vertrauten Namenszug, der mir seit meiner Kindheit im Gedächtnis geblieben ist. „Veenstra“ steht an der Fahrertür.
Seitdem ich die Grundschule in Augustfehn III verlassen habe, muß ich immer wieder an eine Familie denken, deren Tochter eine Zeitlang mit mir zur Schule ging, dann aber Deutschland wieder verließ, um in den Niederlanden zu leben. Der Vater war Niederländer und lebte mit seiner Deutschen Frau und den Kindern in Augustfehn III. Die Familie hatte zwei Kinder, Mädchen mit den Namen Gesche und Anneliese, wobei ich eigentlich nur die kleinere, die wir auch „Gesi“ nannten wirklich kannte. Die nur wenig ältere Schwester war aber trotzdem auch in meinen Gedanken dabei, wenn ich an die Familie dachte.
Damals waren Fernsehen und andere Unterhaltungsmöglichkeiten kaum ein Thema und so malten wir zusammen, was immer uns in den Sinn kam.Mit Block und Stiften waren wir optimal ausgerüstet.  Es mag sein, daß mir damals schon eine Verbundeneit mit unseren niederländischen Nachbarn ins Herz gelegt wurde. Ich habe die kleine Freundin nach ihrer Abreise nie wiedergesehen, aber sobald ich später den Namen las, war sie mir immer gegenwärtig.
Wann immer ich LKW's aus den Niederlanden begegnete, ganz oft war der Name Veenstra zu lesen.
Erst kürzlich war es, als mir eine Brieffreundin wieder die Schulzeit in Augustfehn III näher brachte. Was ich nicht wußte war, daß meine derzeitige Brieffreundin mit der erwähnten holländischen Familie verwandt war und einige Familienmitglieder auch schon oft getroffen hatte wenn sie sich anläßlich von Feierlichkeiten in Deutschland aufhielten.
Sie hatte sogar noch ein Familienfoto, das sie mir zur weiteren Verwendung überließ.
Obwohl alles schon so lange her war, ich erkannte soviele Personen auf dem Foto sofort wieder und die Zeit wurde für einen Moment zurückgedreht.
Die Schule, unser Lehrer Karl Orth, dessen Ehefrau sich sehr oft und fürsorglich um die Kinder kümmern mußte, wenn sich jemand das Knie aufgeschlagen hatte oder sonstige Wehwechen hatte.
Die Einraum-Schule mit allen Klassen, die Bänke, auf denen die Tintenfässer ihre Spuren hinterlassen hatten und der große Ofen an der Frontseite, der noch mit Torf geheizt wurde. Torf mußte vom Dachboden der Schule mit einem Flaschenzug herungergeholt werden und meistens halfen die kleinen Jungen dabei mit.
Ich habe mich sehr über die Aufnahme gefreut; zumal auch die beiden holländischen Mädchen dabei waren. Damals allerdings wohl noch vor deren Schulzeit. Das Foto muß ungefähr 1952 in Augustfehn III entstanden sein.

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