Aper Markt mit Folgen
Herbstliches Wetter, nasser Asphalt, aber etwas Positives hat der Herbst, es gibt wieder einen „Aper Markt“. So war es auch schon zu meiner Kindheit
Apen / Ammerland / Barßel
Schon während meiner Kindheit war der „Aper Markt“ das absolute Highlight in der Region. Hin und wieder hatte ich sogar das Gefühl, daß die Dorfbevölkerung, die meistens Plattdeutsch sprach, das Wort „Markt“ mit einem besonderen sprachlichen Ausdruck belegte, ich hörte ganz genau hin und ich glaubte zu hören, sie sprachen „Mart“ und nicht „Markt“. Ich habe es lange nicht mehr gehört, aber ich denke mal, es war war wirklich so und ich habe mich nicht verhört.Warum es so gesprochen wurde weiß ich nicht, würde ich aber immer noch gerne wissen wollen.
Aus allen Ortsteilen strömten die Bewohner herbei, und ohne einen „Smoortaal“, ein Fischbrötchen oder einen Berliner ging wohl keiner in sein Dorf zurück.
Ich erinnere mich an eine kleine Flasche mit Liebesperlen, die ich unbedingt auf dem Markt kaufen wollte, denn ich hatte schon eine gute Idee wie ich sie nutzen konnte: Wenn die Perlen draußen waren würde ich sie meiner Katze als Trinkflasche anbieten. Also füllte ich sie mit Milch auf und war wirklich überzeugt, daß meine Katze sich riesig freuen würde. Aber sie würdigte meinen Einsatz absolut nicht. Im Gegenteil, es war ein Flop.
Weiterhin im späteren Leben wohnte ich mit meiner Familie immer noch in Klauhörn und unsere 8-jährige Tochter war mit ihrer Freundin ebenso begeistert vom Aper Markt wie ich früher.
Sie wollten unbedingt an mehreren Tagen zum Markt fahren und setzten auf ihre Überredungskunst, um mich von einem neuerlichen Marktbesuch zu überzeugen.
Das Wetter war schlecht, es regnete Bindfäden und Schreibarbeiten mußten an diesem Sonntag auch noch erledigt werden. Trotzdem hatten die Kinder es irgendwann gegen Abend geschafft und wir fuhren noch mal los. Fast schon im Dunkeln galt die Absprache: Einmal Karussel fahren und Fischbrötchen für zu Hause einkaufen, mehr nicht!
In Apen angekommen sollte möglichst markt-nah ein Parkplatz gefunden werden weil es doch so doll regnete und wir eh‘ nicht lange bleiben wollten.
Es ließ sich aber nicht so leicht etwas finden, alle Plätze waren belegt. Irgendwie schaffte ich es gerade mal so bei inzwischen vollkommener Dunkelheit einen Parkplatz zu belegen, allerdings halbwegs vor der Einfahrt zum Dietrich-Orth-Weg , der zur Kapelle und zum Friedhof führt.
Aber ich riskierte es, ich war guter Dinge: Wer fährt in der Dunkelheit schon zum Friedhof, dachte ich. Außerdem ist Sonntag, keiner kontrolliert, der Dorfsherrif feiert und …..das wird für den Augenblick schon passen. - Redete ich mir gut zu.
Die Kinder waren schon vorausgelaufen, zum Karussel vor der Kirche und ich stand bei der Fischbude an, genau gegenüber vom Kinderkarussel.
Die Überlegung welche Sorte Fisch ich nehmen sollte, hatte noch nicht mal zu einem Ergebnis geführt als mich eine Berührung am Arm erschreckte und dann stockte mir beim Umdrehen einfach der Atem:
Ein mir gut bekannter Bestattungsunternehmer stand mit seinem Gehilfen dicht hinter mir, tiefschwarz gekleidet, und sie verkündeten mir, daß sie direkt hinter meinem Wagen ständen, „mit Jemanden“, der in die Kapelle gebracht werden sollte, sie kämen da nicht ganz durch.
Aber, ……ich sollte mir ruhig Zeit lassen, sie würden eh‘ noch mal über den Markt gehen.
Bei dem Gedanken an den schwarzen Wagen in der Friedhofseinfahrt war mir absolut nicht nach „Zeit lassen" zumute. Die Fischbrötchen wurden abgehakt und ich rannte los, auf regennasser Straße rutschte ich vor lauter Hast und Eile auf einem Gegenstand direkt vor dem Karussel aus, wo ich die Mädchen abholen wollte. Ich war fast nicht in der Lage alleine wieder hochzukommen.
Die beiden Kinden standen auf einmal vor mir, voller Angst und mit Tränen in den Augen versuchten sie ganz rührend mir wieder auf die Beine zu helfen.
Abgeschürfte Knie, Blutergüsse und Prellungen überall, ich war eben voll auf die „Nase gefallen“, wie man so schön sagt und meine Kleidung war ziemlich desolat, um es milde auszudrücken.
Ich habe mich ganz furchtbar geschämt, es standen soviel Leute rum, da waren die Schmerzen fast zweitrangig.
Meine Leute zu Hause waren entsetzt, dachten an einen Unfall als sie mich sahen mit meinen Verletzungen, aber als sie von der Geschichte hörten:..........."Ich habe das Lachen noch in den Ohren".
Am anderen Tag im Büro nutzten die Kollegen meine Abschürfungen als Anregung für witzige Bemerkungen:
„Ach ja, war ja Aper Markt“, nicht wahr?
Ich glaube, ich habe sowas damals gewollt überhört. Aber heute kann ich es erzählen, als Anekdote , vielleicht ein klein wenig makaber , aber dennoch auch ein kleines Stück lustig, oder?
(P.S.: Die Genehmigung zur Verwendung des Fotos lag mir damals vor)
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