Mittwoch, 30. August 2017, 18:35 Uhr
Ortsgeschichte

Gemeinsame Wege

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Soviel passiert, soviel erlebt! Manchmal erinnert man sich spontan, ausgelöst durch ganz spezielle Momente. So ging es mir bei einer ganz normalen Hausarbeit. Eine Situation, die mich über 60 Jahre zurückbeamte, in mein kleines Dorf Klauhörn, in der Gemeinde Apen.

Apen / Edewecht / Westerstede Aus dem Radio plärrte Melanie ihr "Ruby Tuesday ", ein Lied über einen rubinroten Dienstag aus den siebziger Jahren und ich konnte im Zusammenhang mit der Bügelwäsche , die ich gerade erledigte, eine bestimmte Situation wieder zum Leben erwecken.
Vor vielen, vielen Jahren wurde dem festlichen Ausgehkleid mit dem Bügeleisen der letzte Schliff gegeben während die Stimmer einer Sängerin auch damals schon ein ähnlich melancholisches Lied von einem rubinbesetztem Ring die Vorfreude auf eine gemeinsame Unternehmung umrahmte.Üblicherweise gab es den Musikgenuss damals noch von einer Vinyl-Platte, von Streaming und von Bluetooth war man noch weit entfernt.
Ich erinnere mich an die Jahre Ende der 50er/Anfang der 60iger . Als Kind oder auch noch als Heranwachsende habe ich extrem viele Hochzeiten und Feierlichkeiten in unserem kleinen Ammerländer Dorf Klauhörn miterlebt. Wohl auch deshalb, weil man einfach a l l e s zusammen feierte; das ganze Dorf war eingeladen und besonders für die Kinder waren das dann ganz besondere Erlebnisse.Das Dorf feierte oder trauerte auch gemeinsam. Zu Anlässen wie Hochzeiten oder wenn jemand die Gemeinschaft verlassen mußte.
An diesen wunderschönen warmen Junitag (das Jahr ist mir nicht mehr ganz konkret in Erinnerung) denke ich spontan mit einem Lächeln zurück, denn es ging um den schönsten Tag im Leben eines Paares.
Wieder einmal hatte ein junges Mädchen ihre Hochzeit geplant, sie kam auch aus unserem Dorf und der junge Mann war in Wittenberge,in der Gemeinde Edewecht beheimatet, was ungefähr 25km von Klauhörn entfernt lag .Dort sollte die Hochzeit stattfinden.
Alle waren eingeladen, wie immer, und man überlegte gemeinsam, wie man am günstigsten und vielleicht auch am interessantesten den Weg dorthin bewältigen wollte.
„Ganz einfach „, schlug jemand vor, "wir fahren alle mit dem Fahrrad". Sogar die Geschenke für das Brautpaar sollten dabei sein.
Wir mochten die beiden sehr und waren alle sehr gespannt, wie sie unseren Fahrrad-Club empfangen würden. Wir hatten uns ja mächtig ins Zeug gelegt: Alle Outfits frisch gebügelt, die Fahrräder geputzt und repariert. Damals lenkte unser Fahrrad-Club noch die Blicke vieler Entgegenkommender auf sich.
Wir, das waren ungefähr 25 Leute, die sich schon am Nachmittag aufmachten in Richtung Wittenberge, Die Tour ging über Apen, konkret über die Straße Am Esch in Richtung Godensholt und von dort ging nur noch eine Abzweigung in den direkten Weg zu dem festlich geschmückten Bauernhof in Wittenberge.
Es war das erste Mal, daß ich bei einer so großen abendlichen Veranstaltung als sogen. „Teenager“ dabei sein durfte und fand das ganze Unternehmen total lustig.Wir erlebten dort alle eine wunderschöne Feier und fuhren auch gemeinsam wieder nach Hause. Wie ich mich erinnere, wurde es am Horizont schon morgendlich hell, also muß es sehr spät – oder wie man will – auch sehr früh gewesen sein. Die Hochzeitstafel in Wittenberge war reichlich gedeckt gewesen und das Brautpaar ließ es sich nicht nehmen uns allen für die Heimfahrt ein paar Köstlichkeiten mit auf den Weg zu geben, was alle auch sehr gerne annahmen.
Wie gesagt, es war ein Lied in einer Situation, die vor über 60 Jahren schon mal ähnlich abgelaufen war und sie bewirkte, daß die Erinnerungsmomente wieder von der Perlenschnur herungerglitten, auf der sie aufgereiht gewesen waren. Nach und nach wurden sie wieder deutlich sichtbar.- Sie waren also nicht vergessen worden, nur sehr gut aufbewahrt auf einer Schnur in einem Erinnerungskästchen.

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