Freitag, 15. September 2017, 13:05 Uhr
Ortsgeschichten

"Anziehungskraft" - Auch Zuhören können ist eine Tugend -

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Vielleicht sind es Zufälle,vielleicht ganz normale Situationen,die im Zusammenleben entstehen.Trotzdem möchten wir alle, vermute ich mal , zu gerne den Hauch von „Zufall und Mystik und bedeutungsvollen Zeichen“ weiterspinnen. In der Gemeinde Apen gibt es solche Situationen, die m. E.durchaus Aufmerksamkeit verdienen.

Apen / Augustfehn / Ammerland Ich wurde eines Tages von einem sehr netten Brief überrascht, den mir die Ehefrau meines früheren Schulfreundes schrieb. In meinen Berichten waren meine Wegbegleiter von früher schon mal erwähnt worden, so auch mein Schulfreund von damals.
Ich war zum einen sehr freudig überrascht, aber auch traurig, weil es Walter, so sein Name, nicht gut ging.
Aus diesem Kontakt wuchs ein reger Briefwechsel, der mir im Laufe der Zeit sehr wichtig geworden ist und auf den ich ohne „meine Tätigkeit in der Nachbarschaft“ sicher hätte verzichten müssen.
Ihr Ehemann und mein Schulfreund hat inzwischen unsere Welt verlassen müssen, aber wir beide schreiben uns immer noch.
Diese Brieffreundschaft vergleiche ich gerne mal mit meinem Tagebuch:
Ich schreibe alles hinein, was eigentlich keiner wissen muß und wenn ich will, daß es keiner erfährt, dann bleibt mein Buch zugeklappt.
So ist es auch zwischen uns. Man erzählt sich sehr viel und weiß ganz bestimmt, daß der andere damit auch respektvoll umgehen kann.
Weil die Gefühle, Ansichten und Erkenntnisse nicht für die ganze Welt bestimmt sind, sondern eigentlich nur uns beide betrifft, deshalb ist der Umgang mit dem Wissen bei jeweils einem von uns absolut diskret.
Mein Schulfreund kam -wie ich auch - aus Klauhörn und seine Ehefrau fand er in Vreschen-Bokel. Beide Orte liegen in der Gemeinde Apen .von der Größe her war Vreschen-Bokel damals schon um einiges größer, aber geografisch lagen die beiden Mini-Dörfer nicht mal 10 km voneinander entfernt . Inzwischen - es sind bestimmt über 50 Jahre vergangen - mußte ich feststellen, daß sich Klauhörn zwar schon sehr vorteilhaft verändert hat, aber mit Vreschen-Bokel geht eine komplette Neugestaltung einher. Lediglich die Kirche, eine der schönsten im Ammerland überhaupt, hat ihren schlichten Charm, ihre dezente und eher zurückhaltende hochwertige Schönheit behalten. Ich kannte sie noch von früher und bin immer wieder überwältigt, von allem Inventar. Besonders das Taufbecken ist für mich besonders und speziell.
Über gemeinsame Erlebnisse von früher mit meiner Brieffreundin plaudernd fiel mir dazu auf einmal auf, daß beide Orte eine besondere Verbindung miteinander haben. Mindestens eine Person aus je vier Familien , die an der Eichenstraße in Klauhörn wohnten oder immer noch wohnen, ehelichten eine Partnerin oder einen Partner aus Vreschen-Bokel.
Der Zeitraum aller Eheschließungen umfaßte gerade mal max. 25 Jahre, was ich für einen relativ kurzen Zeitraum für diese häufigen Verbindunen halte.
Es mag also Zufall sein, aber interessant fand ich es zweifelsohne .
Wie auch immer die Verbindungen entstanden sein mögen, das prozentuale Interesse der Eichenstraßen-Bewohner an infrage kommende Partner aus Vreschen-Bokel war zeitweilig mal unnatürlich groß, fand ich heraus.
Ob das auch noch andere interessiert? Ich weiß es nicht so genau.Bewohner von Klauhörn und Vreschen-Bokel haben ganz bestimmt Interesse, nehme ich an.
Ich teile die Meinung meiner Brieffreundin, die vor kurzem einmal sagte:
Wir sind noch eine Generation, die interessiert sich für andere Menschen, sie möchte wissen, wie es anderen geht und hat noch die Gabe , sich an Personen, die früher unser Leben teilten, zu erinnern. Deshalb kennen wir noch so viele Menschen und wissen immer noch ihre Namen.
Wir beide waren uns auch einig darüber, daß es heute kaum noch jemanden interessiert, wie es dem Nachbarn oder demjenigen, der am Ende der Straße alleine wohnt, geht.
Es gibt niemanden mehr, der dem anderen wirklich zuhört wenn er seine Geschichte erzählen möchte. Alle sind viel zu abgelenkt und mit sich selbst beschäftig.
Obwohl das in jedem Ort und überall wo Menschen miteinander umgehen, sehr deutlich zu spüren ist und ich das oberflächliche Nicken mit verständnislosem, leeren Blick sehr wohl registriere:
 
Ich glaube trotzdem immer noch, daß Ausnahmen die Regel bestätigen und eines Tages die Ausnahmen wieder das Kommando übernehmen, damit die Welt ihr Gleichgewicht wieder halten und pflegen kann.

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