Freitag, 26. August 2016, 15:55 Uhr
Berufswünsche

Um ein Haar,.......Das will ich mal werden!

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Die in der Kindheit euphorisch geäußerten Berufswünsche bleiben später oftmals auf der Strecke. Zuerst kann man sich mit vielen Berufen sehr gut anfreunden, aber was am Ende davon übrigbleibt ist neben einer realistischen Durchsetzbarkeit auch in der Machbarkeit der jeweiligen Zeitstruktur zu finden.

Apen / Bad Zwischenahn / Oldenburg Sprichwörter, die offensichtlich ihre Herkunft aus gegebenen Anlässen bezogen haben, die gibt es für Tätigkeiten ebenso wie für verschiedene Charaktertypen. Was allerdings „Haare auf den Zähnen“ (so das Sprichwort) mit dem Beruf Friseur zu tun hat,  das fand ich leider nicht so ganz genau heraus.

Realistisch ist aber, daß Haare und Zähne früher in einem Zusammenhang genannt wurden, weil der Barbier, so der frühe Begriff aus dem Mittelalter  für die späteren Friseure, gleichzeitig auch schmerzenden Zähnen den Garaus machte. Er bediente sogar noch einige andere gesund erhaltende Therapiemaßnahmen. Heute kaum nachvollziehbar daß solche  Tätigkeiten von einem Handwerker durchgeführt wurden.

Die mittelalterlichen Praktiken und die geringe Wertschätzung des Friseurberufs sind längst passee; schon eine ganze Weile hat sich dieser Berufsstand einen guten Namen gemacht.

Jede modebewußte Frau (auch Mann) hat heute nicht   irgendeinen Friseur. Im Gegenteil, dem Friseur, dem man seine Haare anvertraut, der wird auch  gleichzeitig zum Wegbegleiter für viele Jahre; dabei wird auch gerne mal Privates ausgeplaudert.  Daraus entstand  dann wohl die lapidare Frage und gern angewandte Redewendung: „Hast du keinen Friseur?“

Auf dem Weg zu meinem Friseur stehe ich ungeduldig vor der Ampel und habe noch etwas Zeit zum Nachdenken bevor ich die Straße überqueren kann. Ich denke an die frühen fünfziger Jahre, als ich noch  an der Hand meiner Mutter zum Friseur ging und  geduldig wartete, während sie in einem der wenig vorhandenen Salons in der Gemeinde Apen unter den Händen der Friseurinnen eine richtige Lockenmütze bekam. Damals war es so, desto krauser, desto haltbarer war die Frisur und da man nicht viel Geld hatte war das schon sehr wichtig.

Fasziniert hatte ich  damals die tollen Frisuren auf den Hochglanzfotos im Friseursalon betrachtet und war gleichermaßen von den Frisuren wie von den adrett aussehenden  Friseurinnen  begeistert. Sie waren  immer so korrekt  frisiert und präsentierten die neuesten Haar-Modetrends.

Es war schon alles ein wenig anders, damals. Die Kundinnen saßen auf  ihren Behandlungsplätzen, durch Vorhänge abgetrennt, sodaß die Nachbarin nicht rüberschauen konnte wenn man mit unfertiger Frisur doch etwas "gediegen" aussah.

Damals war „Friseuse“, wie man noch sagte, der einzig richtig Beruf für mich ,war ich mir sicher,  etwas anderes kam überhaupt nicht infrage.  Soviele schöne Frisuren gestalten, das war unbedingt mein Metier.

Aber die Zeit schritt voran und ich fand bald wieder einen neuen Wunsch, was den beruflichen Werdegang betraf. Vergessen war mein Haarstyling-Faible aber  nicht ganz, nur blieb es frisurentechnisch beim Hobby-Einsatz.

Meine neuen Berufswünsche waren jetzt in höheren Sphären angesiedelt.

Nachdem ich von Albert Schweitzer und Lambarene gehört hatte , entschied ich mich, in diesem Team eine Position zu bekleiden.Wie ich das hinbekommen wollte und wie das Projekt zu planen war, darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht.

Zu meiner Schulzeit waren solche Auslands-Zeiten sicherlich noch sehr viel mühsamer durchzuführen als heute. Ohne hervorragende Schulnoten blieb man  wohl eher sowieso chancenlos.

Also hinterließ auch dieser Wunsch nur die heutigen Erinnerungsspuren und die realistische Berufswahl gehörte im weitesten Sinne in den Bereich der schreibenden Zunft, wenn man die Tätigkeiten im Büro dazuzählen mag. Letzten Endes habe ich es aber nie bereut.Zu der Zeit war es wohl die richtige Wahl.

In den frühen Sechzigern  waren die Möglichkeiten in den Familien sowohl finanziell als auch familiär nicht vorhanden, um dem Sproß beruflich etwas zu finanzieren was über den normalen Standard hinausging . Akzeptiert wurden nur Berufe, die sich einkommenssicher und zukunftsstabil zeigten.

Ich bin heute immer noch der Meinung, daß der Beruf der Friseure vielversprechend und krisensicher ist; es gibt soviele weiterführende Maßnahmen auf dieser Berufsbasis Die zunehmende Attraktivität und die positive Entwicklung  habe ich über viele Jahre wohlwollend betrachten können und habe sehr wohl bemerkt, daß auch die Ansprüche an diesen  Beruf höher angesiedelt sind als früher. Die inzwischen zahlreichen Friseursalons, die auch in den kleinen Gemeinden einen tollen Service anbieten, haben sich meiner Meinung nach im Meer anderer Berufsgruppen einen guten Stand erarbeitet.  

 Nur mit Mühe finde ich noch den kleinen silbernen Teller , der an der Kette im Wind schaukelt und der ein sicheres Zeichen dafür ist, daß hier ein Friseur sein Handwerk anbietet. Er hat schon fast Seltenheitswert, aber…….er ist mein Bild vom Beruf des Friseurs.

Verändert hat sich auch das solide gestylte Personal von früher. Schlicht,  einfach und adrett war mal, heute sind freche und bunte Frisuren angesagt und ………was bedeutender geworden ist: Heute geht man nicht nur zum Friseur wenn Hochzeiten und andere Feste ein tolles Outfit verlangen, heute geht man zum Friseur weil man immer gepflegt aussehen möchte und weil es finanziell auch machbarer ist.

Und wenn ich meine Gedanken mal zusammenfasse und ein Resümee ziehe, dann bin ich mir fast sicher: Im nächsten Leben setze ich mich durch und werde Friseurin.

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