Plattdeutsches Gedicht zum Gasthof am Markt in Edewecht

Edewecht

Zum ehemaligen Gasthof am Markt, heute Landhaus Edewecht, gibt es ein altes Gedicht aus der Zeit um 1900. Bei der im Folgenden genannten Frau Oltmanns handelt es sich um die damalige Gastwirtin Margarete Oltmanns geb. Setje (1848-1904) nach Angabe ihrer Enkeltochter Amanda Rahlmann geb. Oltmanns (1916-2011).

De Oberschoolrat Soeterrahm,
De har nich bloß en mallen Nam,
He wär bi sien Gelehrsamkeit,
Ok snurrig, as dat faken geiht,
Un legg upt Utsehn ganz kien Wert,
Wär as son Stromer utstaffeert.
Sien Hoor, de stunnen pil in Enn,
Und ok sien Boort wuß nich wohen.
Sien Rock wär smeerig, grön sien Hoot,
Dabi wär he wat mall to Foot
Wiel dat de Hacken an sien Schoh,
Wärn alltied kört und scheew dorto,
Und van sien Rock de langen Slippen
Hungen dal em up de Büxenpiepen,
As wenn son groten Swolkensteert
Is braken und hangt up de Eerd.
Wär ok dat noch so schön,
Upkrempelt wär sien Büx to sehn,
Ok harr bin größten Sünnenbrand
Nen Regenschirm he in de Hand,
So dat et ganz kien Wunner wär,
Dat nüms em up sien Stand taxeer.
Een Dags käm he nah Edewecht,
As he et so to deen plegt,
Dat he de School da inspezeer,
Und dat bin rechtet Hundeweer.
Miet Schiet bekleit und kläternatt,
As kummt ut’n Sloot herut ne Katt,
Geiht he in Kroog bi Oltmanns an,
Of he da Eeten kriegen kann.
In Köken sütt he all van feerns
Fro Oltmanns fewrig mit ehr Deerns,
An Füerheerd herumhanteern,
As schulln ne Hochtied fiert weern.
In Pött und Pann wurd kakt und brad,
Und Kumm und Tellers stunn parat.
„Gon Dag,“ seegt he, und sett sick hen,
Nahn Oogenblick, da fragt he denn,
„Ick hew noch ganz nicht Middag eeten,
Hewt Se for mi woll noch en Beeten?“
Fro Oltmanns as se sütt den Mann,
Denkt t’is nen Reisenden van Land,
Und seggt to em, „dat deiht mi leed,
Ick hewt to drock hüt, as Se seht,
Und kann vor Ehr nich ok noch kaken,
Man’n Pannkook will ick Ehr woll maken.“
„De Oberschoolrat seggt: „Da’s god,
Man dat Se düchtig Speck dran doht,
Und fetten S’ nahstens em glieks frisch
Hier mit de Pann man up den Disch,
So deiht he mi an besten smecken,
Und Se brukt nicht erst uptodecken!“
Nahn lüttje Sett da bringt em denn
Fro Oltmanns sienen Pannkook hen
Und seggt: „Ick hap dat he Ehr smeckt,
Wiel dat Se doch son Lust dran hebbt.“
Us Oberschoolrat fangt nu an
Und ett sien Pannkook ut de Pann,
Und freut sick öwer all den Speck,
Den dor Fro Oltmanns in dahn hett.
So is he denn in körter Tied
Mit sienen Pannkook ok sowiet.
„Na, seggt Fro Oltmanns, hätt ok smeckt?“
„Ja, seggt de Schoolrat, ja dat hätt!“
Ick dank Ehr ok mien leewe Fro,
Son Pannkook mit veel Speck darto,
Dat is for mi dat best Gericht,
Nen beetert wünsch ick mi ganz nich.“
„Süh, seggt Fro Oltmanns, das man god,
Denn man verlüst rein ganz den Moot,
Wenn ut de Stadt for siene Lü
Man kakt und giwt sick Meuh dorbi,
Will ehr dat doch siendag nich smecken,
Und alltied hewt se wat to seggen.
So much ick ok van Dag woll weeten,
Wat de Besök seggt to mien Eeten,
Dat is ok wedder woll so Een,
Denn mehrstens sünd ja Leckertehn,
De kann man schönste Eeten beeden,
Und alltied sünd se untofreeden.“
As so bi em Fro Oltmanns klagt,
Upletzt ehr denn de Schoolrat fragt,
Und dorbi nähm he van de Wand
Sien Hoot und ok sien Schirm tor Hand,
„Up wat forn Leckertähn van Dag
Luert Se, wenn ick fragen mag,
Denn all de hogen Herrn in Stadt,
De kenn ick mehrstens doch sowat?“
Fro Oltmanns seggt: „Wat schall dat heeten,
Lat he dat Upspeeln man nen beeten,
Se weet doch seeker, dat is wiß,
Nich wer de Oberschoolrat is,
För den de Lehrer all bi Tied
Dat Eeten hätt bestellt för hüt?“
„Na,“ antert he, „dat is doch schad,
Mit Eeten kamt Se wat to lat,
Mit'n Oberschoolrat irrt Se sick,
De Oberschoolrat - - dat bün ick!”
Und nun „Adjus”, und lachend denn
Geiht he den Weg nah't Schoolhus hen.
Fro Oltmanns awers seggt to sick:
„Dat is mi doch to argerliek,
Ick seh den Mann forn Stromer an,
Und mak em Pannkook in de Pann,
Umsünst hew ick mi quält mit Eeten,
Man Dat kunn ok de Düwel weeten,
Dat Dat de Oberschoolrat wär,
Und worum seggt he dat nich eher!”