Freitag, 26. März 2010, 16:09 Uhr
Maschinenfabrik Heinen / Gestapo

1941/42: KZ und "Sonderbehandlung" für zwei junge Varelerinnen und zwei polnische Zwangsarbeite

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Am 19. September 1941 verhafteten Beamte der Staatspolizeistelle Wilhelmshaven in der Achternstraße in Varel zwei deutsche Frauen und zwei polnische Zwangsarbeiter wegen "verbotenen Kontaktes".

Varel Die Verhaftung ist dokumentiert durch eine "Tagesmeldung" der Gestapo Wihelmshaven an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin.

Bei den vier jungen Menschen handelte es sich um die damals 23-jährige Sophie Zahn geborene Ruseler, die 29-jährige Alma Koch, geborene Meinen, sowie die Polen Wladislaus Gwizdek, 27 Jahre alt, und Johann Ziolkowski, 19 Jahre alt. Gwizdek und Ziolkowski stammten aus dem polnischen Kreis Kalisz und waren im November 1940 als Zwangsarbeiter nach Varel gekommen und zum Zeitpunkt der Verhaftung bei der Maschinenfabrik Heinen eingesetzt. Sie lebten im Firmenlager für Zwangsarbeiter in der Achternstraße.

Die Gestapo Wilhelmshaven war auf Betreiben des Kaufmannes Alfred Niestedt, des NSDAP-Ortsgruppenleiters Braas und des NSDAP-Kreisleiters Hans Flügel, alle aus Varel, tätig geworden.

Jeglicher privater Kontakt zwischen Deutschen und ausländischen Zwangsarbeitern, insbesondere aus Osteuropa, war während des Krieges verboten und vom NS-Regime unter Strafandrohung gestellt worden.

Nach der Verhaftung beantragte die Gestapo Wilhelmshaven beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin für die beiden deutschen Frauen "Schutzhaft" und Überführung in ein Konzentrationslager, für die beiden Polen wurde - wie in vielen weiteren Fällen im Reichsgebiet auch - sogenannte "Sonderbehandlung" beantragt. Der Begriff "Sonderbehandlung" bedeutete in der NS-Terminologie die staatspolizeiliche Exekution in einem Konzentrationslager.

Durch Archivrecherchen konnte der Verfasser das weitere Schicksal aller vier Verhafteten aufklären:

Frau Zahn und Frau Koch kamen in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Dort spielte um diese Zeit übrigens ein weiterer Vareler eine entscheidende Rolle: Der letzte SS-Lagerkommandant von Ravensbrück war der in Varel geborene und aufgewachsene Fritz Suhren! Frau Zahn und Frau Koch überlebten die KZ-Haft, litten aber zeitlebens unter den physischen und psychischen Folgen.

Die beiden Polen überlebten den NS-Terror nicht: Wladislaus Gwizdek wurde am 6. August 1942 im Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg erhängt, Johann Ziolkowski starb ebenfalls durch Erhängen am 10. August 1942 im Konzentrationslager Buchenwald.

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