Ein charmantes Haus in der Vareler Osterstraße!
Bemerkenswertes Einfamilienhaus im Jugendstil.
Varel
Täglich läuft oder fährt man an Gebäuden vorbei, die mit vielen handwerklichen Geschicken von unseren Groß- und Urgroßvätern erbaut wurden. Egal ob beim Anblick des Vareler Amtsgerichts, des Bahnhofes, der Grundschule in der Osterstraße oder des alten Postgebäudes in der Innenstadt, sie alle sind kleine Kunstwerke. Auch das Haus „Osterstraße 37“ ist ein solches.
Nach dem Entwurf aus dem Jahre 1928 vom Vareler Architekten Karl Bleek ist dieses charmante Wohnhaus durch die damalige Vareler Baufirma Wilh. Ullrich erbaut wurde. Das Mauerwerk war damals sehr aufwendig herzustellen, da die Fassade mit vielen Mauervorsprüngen verziert ist. Sämtliche Fensterstürze wurden etwas schräg geneigt eingebaut, so dass bei Sonneneinstrahlungen ein besonderes Schattenbild entsteht. Das im Jugendstil gehaltene Außenmauerwerk ist mit Torfbrandklinkern aus einem Ringofen hergestellt. Die Gebäudeverzierungen und der mittige Erker an der Frontseite geben dem Wohnhaus zusätzlich eine besondere Note. Das Gebäude weist 22 Sprossenfenster vor. Sie wurden damals durch den Maler Ellenbürger aufwendig verglast.
Der Bauherr des Gebäudes war der Schulrat Johannes Schlüter (geb. 1876). Schlüter, der zuvor Hauptlehrer in Blexersande (Wesermarsch) war, wurde ab 1922 Schulrat im Amt Varel. In dem nach zweijähriger Bauzeit fertige Wohnhaus richtete Johannes Schlüter sein neues Dienstzimmer ein. Bis zum Tode des Hauseigentümers Schlüter (gest. Mai 1933) war hier das offizielle Dienstzimmer des Vareler Schulrats.
Nach dem Tode Schlüters übernahmen die Töchter Ada und Lily den Besitz in ein ungeteiltes Erbe an. Die Aufgabe der Hausverwaltung in den Jahren 1933-1968 übernahm allerdings Schlüters Schwiegersohn Emil Fischer.
Die älteste Tochter Lily Steenhoff wohnte in den Jahren 1933-1940 in der Oberwohnung des Elternhauses. Das Untergeschoss bewohnte der ehemalige Wilhelmshavener Oberstudienrat Baltzer, er wurde politisch verfolgt und wohnte somit Mittellos. 1940 bezog der Gewerbelehrer Pralle mit seiner fünfköpfigen Familie die untere Hausebene. Parallel wurde die Oberwohnung an die Familie Wilhelm Frerichs (auch eine fünfköpfige Familie) vermietet. Nach dem Umzug der Familie Pralle in Richtung Wilhelmshaven wurde der Oberbaurat Brahms der neue Bewohner. Brahms Wohndauer ist nicht bekannt. Als letzter Mieter wird ein Herr Parpatz genannt, er arbeitete bei der Papierfabrik. Nach dem Mieter Parpatz stand das Haus eine gewisse Zeit leer und auch der Garten zeigte sich nicht von der schönsten Seite.
Im Februar 1968 übernahm der Enkel Klaus Fischer des ehemaligen Schulrats Johannes Schlüter das Haus. Der Konrektor Klaus Fischer und seine Familie hatten eine Menge Arbeit mit Haus und Garten. Zweckmäßige Umbauarbeiten wurden am Haus vorgenommen. Unter der Obhut des Vareler Architekten Otto von Reeken wurden die Küche, die Waschküche und die Speisekammer zur Garage umgebaut.
Im Jahre 1983 wurde das Gebäude mit einem Wintergarten ergänzt. Herr Fischer und seine Frau hüten und pflegen das schmucke Haus noch heute.
Selbst der Gartenzaun ist sehenswert. Die gemauerten Pfeiler sind diagonal zum Haus und Fußweg gesetzt. Diese Art der Pfeiler sollte in Varel selten sein. Kürzlich wurde der Zaun an der Straßenseite zur Mozartstraße durch die Vareler Firmen E.u.H. Brunken und Bureck ebenfalls mit den diagonalen Pfeilern und mit neuen, weißen Zaunfeldern ergänzt. Nun ist der Anblick des charmanten Hauses "Osterstraße 37" frei einsehbar.
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