2. Kohlfahrt – Die Obrigkeit lehnt gewünschte Verlängerung ab!
Benthullen / Harbern II / Wardenburg
Die Königliche Hoheit Waltraud Müller und seine Majestät Hartmut Meyer haben zum Abdanken aller Ämter in den Oberlether Krug geladen. Wir Untertanen von 26 an der Zahl machen uns auf den Weg und bedauern diese Verlautbarung. Hat doch die Obrigkeit den „Jahresvertrag“ mit Bravour gemeistert. Mit Verlaub, man möge doch die Regentschaft der Obrigkeit um ein Jahr verlängern, sozusagen als Zubehör*, hat kein Gehör gefunden – schade!
Na gut, somit beginnt das Spielchen wieder von vorne und der Kohlgang wird eröffnet. Wir schlendern 200 Meter und Pause. Die "rollende Küche" folgt uns auf Schritt und Tritt, vollgestopft mit Naschereien und Getränken. Der kalte Wind steigerte den Umsatz bei den heißen Getränken beträchtlich und alle fiebern mit dem Gedanken schnell in die Gastwirtschaft zu kommen.
Eingetroffen, die Sitzplatz-Ordnung ist geklärt und der Geräusch-Pegel wird zusehends lauter. Zwangsläufig muss man zusammenrücken, um die geführten Dialoge aufzunehmen. Die Suppe wird gereicht und es wird angenehm ruhig im Saal. Anscheinend fröstelte unser König sehr und fing an zu Löffeln. Er muss wohl dezent ein Tritt vors Schienbein bekommen haben von seiner „Geliebten“ mit der Aufforderung ein Tischspruch zu verlautbaren. Erhebend gibt Majestät von sich: „Liebe Fahrradfreunde ... mit Zubehör …“
Ein Knaller! Ausnahmslos haben die Damen diese Einlage als gesteigerte Stimmung für den weiteren Abend eingestuft. Schließlich kennt man Hartmuts Rhetorik aus all den vielen Jahren. Ohne ihn kann es auch mitunter langweilig werden. Das Kohlessen ist vorzüglich gewesen, ein Dank an das Personal vom Oberlether Krug. Die Abdankung der Obrigkeit rückt in die entscheidene Phase. Lose werden in einem Körbchen herum gereicht. Schnell ist die Königin ermittelt: Elfriede Deye. Und der König ...? Man sieht sich um, keiner outet sich – es wird still im Saal. Der Obrigkeit ist eine Nervosität anzusehen. Haben wir einen Fehler gemacht? Das kann nicht sein!
Ganz hinten in der Ecke sitzt ein Siegi Müller mit seinem nicht geöffneten Röllchen und sagt sich: Mal sehen, was passiert! Mir wird so langsam klar, ich habe den Joker gezogen. Manierlich erhebe ich mich mit dem ausgestreckten Röllchen und beginne es auszupacken. Ein Knöllchen statt Röllchen hätte ich in dieser Situation vorgezogen. Korrekt: Ich habe es schriftlich! Die Gratulation nimmt kein Ende, gedanklich bin ein schon beim obligatorsichen Ehrentanz!
Und richtig, das Königspaar Elfriede & Siegfried wird nach vorne gebeten. Ich muss mich wieder outen! "Kein Gespür für Gesang und schon gar nicht für rhythmische Verrenkungen" lautet mein Tenor. Elfriede macht mir Mut und signalisiert Verständnis! Der Gesang beginnt, wir halten wie vereinbart einen erweiterten Sicherheitsabstand ein. Elfriede mit eleganten Schwingungen und ich bemühend es nachzueifern. Schnell habe ich die Gruppe überzeugen können, es ist zwecklos und fließend geht man zu Plan B über: Man bildet einen Kreis und schunkelt – eine Ewigkeit!
Der Kohlkönig hat aber noch einen Super-Joker im Hinterhalt, um seine Autorität wieder zu erlangen. Eine "Zwei-Jahres-Hauptversammlung" im Telegramm-Stil wird abgehalten. Siegi, jetzt in der Euphorie eines Vortänzers, verteilt nach Belieben Urkunden mit Lob und Tadel an seine Untertanen, die alle erfreulich akzeptiert werden.
Nach dem Schlusswort "Habe fertig" hat sich Heino Suhr dazugesellt und die Aktivitäten im Portal "Mein Wardenburg" mit Zahlen verdeutlicht und die bestehende Kameradschaft gelobt. Ein schwarzes Cappy mit der Aufschrift unserer Gruppen-Bezeichnung in roter Stickerei, gelbem Fahrrad-Emblem und rot abgesetztem Schirm ist mir aufs Haupt gesetzt worden und ist der Knaller überhaupt. Eine ganz tolle Idee! Danke nochmals an Elizabeth und Heino. Mein Qutfit hat alle Fahrrad-Freunde überzeugt. Aus dem Prototyp folgt ein Anschluss-Auftrag für die Gruppe.
Hiernach sitzt man noch in gemütlicher Runde bis zum allgemeinen Aufbruch. Die Wardenburger entscheiden sich noch für eine Nachtwanderung trotz abgeschalteter Straßenbeleuchtung mit dem Hinweis, sollten wir Gras unter den Schuhsohlen verspüren, sind wir falsch. In Wardenburg angekommen, ist die Vollzähligkeit festgestellt worden.
Es ist eine schöne Kohlfahrt gewesen. Das I-Tüpfelchen wäre natürlich gewesen, wenn unser verhinderter Rudi Winkler den Abend wie im Vorjahr musikalisch begleitet hätte.
Das Königspaar Elfriede & Siegfried grüßt ihre Untertanen!
*) Das Wort "Zubehör" hat im nachfolgenden Text für ein tosendes Gelächter geführt. Das Make-up bei den Damen war in Gefahr sich zu verflüssigen. Die noch sterilen Servietten wurden teilweise zweckentfremdet.
Gemeint sind mit dem Wort Zubehör unsere Ehefrauen. Diese Geste garantiert eine Nachhaltigkeit an Gesprächsstoff über Jahre und sollte mit in den Duden aufgenommen werden als: Ehepartner = Zubehör-Gattin
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