Bunker Valentin: Keiner will ihn haben – Mahnmal für die Ewigkeit
Benthullen / Harbern II / Wardenburg
Im Juni 2012 haben wir schon einmal die Weser-Tour unternommen. Das Bunker-Areal war zu der Zeit noch militärisches Hoheitsgebiet und konnte somit nur außerhalb der Einzäunung wahrgenommen werden. Diesmal rückte ein erweiteter „Spähtrupp“ aus, um für die Juli-Fahrradtour eine Route auszuspähen. Schwerpunkt soll der U-Boot-Bunker mit seinem Decknamen Valentin sein. Für den 14. Juli gab es dann „grünes Licht“ zu diesem Ausflug.
Recht früh starten wir mit drei Fahrzeugen und zwei Anhängern nach Berne, finden am Deich optimale Parkplätze. Das Wetter überraschend gut, die Sonne scheint. Wir satteln auf und ohne absteigen zu müssen radeln wir direkt auf die Fähre. Schlank müssen wir uns machen für die sich anhebende Rampe. Wie auf der handbetriebenen Pünte-Fähre auf der Jümme gibt es auch hier keinen zollfreien Einkauf.
Auf der Bremer Seite der Weser fahren wir linksseitig an dem Kraftwerk vorbei, einige hundert Meter an der Hauptstraße und wieder auf enge Wege bis an den Weserdeich. Zwei Kilometer entlang der Weser erblicken wir die ersten Betonwände des Bunkers durchschimmernd durch die hochwachsenden Baumreihen.
Seit kurzer Zeit ist die Anlage für den Tourismus freigegeben. Wir begeben uns von der Deichseite aus auf das Areal und haben die volle Längsseite vor Augen: Ein Monster! Bedrückend! Eine Weile vergeht, bis wir diese Dimension verinnerlicht haben mit dem Gedanken: „Was erwartet uns im Inneren dieses Monsters?“ – Wir trauen uns!
Überraschend hell wirkt die Vorhalle als Eingangsbereich, ausgestattet mit einem besetzten Infostand und einer Videoanlage, manuell steuerbar über das Entstehen des gesamten Areals zwecks Kriegsführung. Mit dem vermittelten Wissen begeben wir uns in das „Geschwür dieses Monsters“. Dunkel und kühl wird es, wie Zwerge erfassen wir wieder diese gewaltige Dimension. Nur die Anschauungstafeln werden indirekt angestrahlt. Die Frage kommt auf: „Was müssen das für Menschen gewesen sein mit der Zielvorgabe in der Endphase alle zwei Tage ein U-Boot zu liefern?“ Wir verweilen ca. anderthalb Stunden auf dem Gelände, müssen weiter um auf andere Gedanken zu kommen.
Unser nächstes Ziel ist das Lokal Strandhalle auf der Halbinsel Harriersand. Denn hier wartet schon ein gedeckter Mittagstisch. Zeitlich wird es eng und wir müssen uns ein wenig sputen. Hierfür haben wir einen Spezialisten unter uns und übernimmt die Führungsspitze. Unbeirrt bei Erhebungen und Gegenwind hält er seine Geschwindigkeit ein – ohne E-Unterstützung. Die Konsequenz ist, die Fahrrad-Gruppe zieht sich auseinander wie ein Akkordeon – bis faltenfrei! Alle Ausweich-Buchten werden ignoriert. Wie es auf der Halbinsel landschaftlich ausgesehen hat gleicht einem Filmriss!
Im Lokal angekommen und mit dem Wissen, dass wir nur anderthalb Stunden Zeit haben, geht alles reibungslos von statten. Mittlerweile hat die Sonne sich verabschiedet und es fängt an zu pieseln. Notgedrungen verkleiden wir uns angemessen mit der Erkenntnis, dass die meisten Tropfen daneben fallen. Wir besteigen die Fähre in der Hoffnung, dass auf der Brake Seite wieder die Sonne scheinen wird. Schieten didi! Unbeirrt, aber jetzt mit Rückenwind setzen wir unsere Fahrt fort in Richtung Elsfleth – ohne Zeitdruck.
Der Regen treibt uns in das nächste Strandcafé. Ein reichhaltiges Tortenangebot mit Kaffee hält uns bei Laune. Motiviert, dass es einen weiteren Stopp geben wird, radeln wir weiter! Im Elsflether Hafen angekommen, wie ausgestorben, halten wir kurz bei der Lissy an. Erinnerungen kommen hoch an den vor drei Jahren unternommenen Tagesausflug bei starker Brise und gesetzten Segeln bis Bremerhaven und zurück.
Wir verlassen Elsfleth und überqueren auf einem engen Pfad die Hunte auf einer Eisenbahnbrücke, überqueren die Gleise und holprig geht es auf einem Deich weiter. Nach ca. einem Kilometer spüren wir wieder eine angenehme Asphaltstraße. Hier muss stracks ein Melkhus kommen, heißt es! Wir treffen ein und „tote Hose“ – klar, wir befinden uns in der Wesermarsch! Wir müssen durch unser Treiben die Chefin aus dem Nachbarhaus gelockt haben, der Verkauf von Quarkspeisen kann beginnen. Nur zögernd und misstrauisch wird mit sichtbarer Mimik gelöffelt. Wir kommen mit der Bäuerin ins Gespräch und ein regelrechter Gedankenaustausch entwickelt sich – überwiegend auf Platt.
Es regnet immer noch und doch freudig verabschieden wir uns bei der Hausherrin mit einem Danke für den schönen Service. Ob sich unser Speiseplan daheim sich in diese Richtung ändern wird, sei dahingestellt. Noch dreieinhalb Kilometer heißt es bis zu dem Parkplatz und wir treten nochmal in die Pedalen. Angekommen und keineswegs niedergeschagen beginnen wir wieder mit dem Verladen. Es hätte schlimmer werden können!
Als Abschluss wird noch ein Gruppenfoto geschossen und wir treten unsere Heimreise an.
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