Alzheimer und Kunst - Carolus Horn - "Wie aus Wolken Spiegeleier werden"
Ausstellung im Westersteder Güterschuppen 06.10. bis 27.10.2013
Westerstede / Westersteder Güterschuppen
Am Erntedank-Sonntag; 06. Oktober 2013, wurde im Westersteder Güterschuppen die Ausstellung zum Thema Alzheimer und Kunst eröffnet – mit dem Titel: „Carolus Horn - Wie aus Wolken Spiegeleier werden“.
Wie berichtet, ist das weltweit agierende Biotechnologie- und Pharmaunternehmen NOVARTIS, heute im Besitz der Bilder und stellt sie Interessierten für Ausstellungszwecke zur Verfügung.
Die Präsentation bietet die Chance, auf das wachsende Problem des Phänomens Morbus Alzheimer - in Verbindung mit Kreativität und Kunst ( „Kunst trotz(t) Demenz“ ) hinzuweisen und zu sensibilisieren; Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, Mut zu machen und soziales Engagement zu stärken.
KUNST kann die Wahrnehmungsfähigkeit der Betroffenen sowie der Betrachter vertiefen und verschärfen.
Sie bietet Hilfe, beim Aufgreifen des Tabus Demenz, einer mittlerweile weit verbreiteten Krankheit, bei der die mentale Leistungsfähigkeit zerfällt; Störungen der Merk- und Konzentrationsfähigkeit bis hin zu massiven kognitiven Beeinträchtigungen von Denkvermögen, Sprachfluss und Orientierung sind bei fortgeschrittenem Krankheitsbild charakteristisch. Die Betreuung von Demenzkranken stellt für beruflich Pflegende, aber auch für pflegende Angehörige oftmals eine riesige Herausforderung dar. Mehr als eine Million Menschen leiden in Deutschland an der Krankheit, die Tendenz vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist steigend.
Am Beispiel der Arbeiten des Werbegrafikers Carolus Horn ( 1921 – 1992 ), der im letzten Jahrzehnt seines Lebens an der Alzheimer Krankheit litt, vermittelt die Ausstellung auf beeindruckende Weise den geistigen Zerfall des Betroffenen.
Seine Werke zeichnen sich in gesunden Jahren seines Schaffens aus durch außergewöhnliche Perfektion in der Relation und der perspektivischen Darstellung; ein immer wiederkehrendes Motiv ist die Rialto – Brücke in Venedig.
Doch ab 1980 dokumentieren die Bilder den schleichenden Krankheitsverlauf, die veränderte Sichtweise und Ausdruckskraft der künstlerischen Aussage des knapp 60-jährigen Grafikers bis zu seinem Tode im Jahre 1992. Die Schaffenskraft ließ nicht nach, doch die Krankheit manifestierte sich durch Veränderungen der räumlichen Bezüge und den Verlust der Dreidimensionalität. Bei fortschreitendem Krankheitsverlauf reduzierte, schematisierte und monotonisierte er die Bildelemente immer stärker. Die Abbildungen erscheinen beinahe kindlich naiv, manchmal ornamental, zugleich farbenfroher, die Kraft zur realistischen Farbgebung aber erlahmt; Figuren werden mit zunehmender Zahl undifferenzierter.
Exemplarisch stehen für das veränderte Kunstempfinden, die Wolkendarstellungen, die am Ende „Spiegeleier“ gleichen.
Sein vorletztes Werk, im Todesjahr 1992, bekundet die schwere Demenz. Den Bleistift konnte der Erkrankte nicht mehr mit der erlernten Fertigkeit halten: er führte ihn mit der Faust undifferenziert über das Papier; die Arbeit erscheint wie durch einen Rahmen gehalten, Farben werden noch rudimentär verwendet. Die Farbe Rot bleibt auch im Spätstadium noch erhalten, ein Phänomen, das Pflegende immer wieder beobachten.
Ich wünsche der beeindruckenden Ausstellung, die noch bis zum 27. Oktober 2013 zu den gewohnten Öffnungszeiten im Westersteder Güterschuppen zu sehen ist, anregende, mutmachende Gespräche mit vielen interessierten Besuchern !!
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