Flohmarkt-Bücherfunde, Teil 1: Brehms Tierleben
Der über 100 Jahre alte Band über die Vogelwelt gehörte einst zu einer Vareler Schulbibliothek.
Westerstede / Varel
Der Liebhaber alter Bücher wird auf Flohmärkten immer einmal wieder fündig, z.B. auch auf dem bekannten Markt auf dem Famila-Parkplatz in Westerstede.
Von dort stammt eine schöner Band von Brehms Tierleben über die Vogelwelt. Es handelt sich um eine „Kleine Ausgabe für Volk und Schule“. Die vorliegende zweite Auflage wurde von einem Richard Schmidtlein „gänzlich neubearbeitet“ Es handelt sich um einen neuen Abdruck einer älteren Ausgabe, der im Jahr 1902, also vor um 114 Jahren, im Bibliographischen Institut in Leipzig und Wien erschien.
Das Buch behandelt nach damaligem Wissensstand sowohl exotische als auch zahlreiche heimische Vögel.
Dabei fallen einem besonders die schönen, heutzutage nostalgisch anmutenden Illustrationen ins Auge: 240 Zeichnungen in Schwarz-Weiß, sowie sechs Farbtafeln. Die Illustratoren sind damals bekannte Tiermaler. So findet man in den Abbildungen etwa die Signaturen von Friedrich Specht (1839-1909), Gustav Mützel (1839-1893) oder Robert Kretschmer (1812-1872).
Ein paar Beispiele seien auch hier abgebildet. Man kann z.B. einige der letzten „Vögel des Jahres“, die auch in unserer Region heimisch sind, nachschlagen: den Habicht (Vogel des Jahres 2015), den Grünspecht (2014), den manchmal heiß diskutierten Kormoran (2010) oder den Eisvogel (2009). Letzterer ist ja in Westerstede gerade wieder im Gespräch im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung im Park längs der Norderbäke bei der Robert-Dannemann Schule. Andernorts in Westerstede ist der Eisvogel in jedem Fall schon entdeckt worden.
Das Buch enthält außerdem etwa Abbildungen von der Nilgans und von der Lachmöwe. Letztere sieht man in Westerstede vor allem im Winter, so auch im besagten Park bei der Robert-Dannemann Schule. Darüber habe ich vor längerer schon einmal in einem kleinen Artikel berichtet.
Die aus südlichen Gefilden stammende Nilgans hat sich im Nordwesten mittlerweile stark ausgebreitet, nicht zu jedermanns Freude. Doch auch vor über 100 Jahren hatte man sie, wie dem Buch zu entnehmen ist, schon mehrmals in Deutschland beobachtet. Der Verzehr insbesondere junger Nilgänse wird durchaus empfohlen, sie seien im übrigen „für die Suppe aber trefflich zu gebrauchen“.
Wie gesagt, ist dieser Band von Brehms Tierleben 1902 herausgekommen und war u.a. für den Gebrauch in Schulen gedacht. Doch man erfährt noch etwas mehr über die Geschichte dieses Buchexemplars: Es finden sich nämlich an mehreren Stellen, etwa auf dem Titelblatt, Stempel der „Knabenschule Varel“. Unten auf dem Buchrücken klebte einst die Signatur der Schulbibliothek. Sie ist aber auch noch einmal oben links auf dem Titelblatt vermerkt (LB Na 30).
Die Knabenschule gab es als Institution seit dem Jahr 1874, zunächst in einem Gebäude an der Windallee, am Platz des heutigen Rathauses. 1924 zog sie – und mit ihr vielleicht auch schon unser Band von Brehms Tierleben – in einen Schulbau an der Osterstraße um, der zuvor schon als Realschule, als Landwirtschaftsschule und als Lehrerseminar gedient hatte. Über dieses Gebäude berichtete vor längerer Zeit Ralf Onken in einem Artikel auf „Mein Varel“. Mehr zur Vareler Schulgeschichte erfährt z.B. auch auf der Website der Grundschule am Schloßplatz.
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