"SEELEN-LANDSCHAFTEN"
Kunstausstellung / BRIGITTE HAUS, WESTERSTEDE in der Raiffeisen-Volksbank eG, Uplengen-Remels vom 17. Februar bis zum 14. März 2014
Westerstede / Raiffeisen-Volksbank / Remels
Nach umfangreicher Sanierung und Modernisierung des Bankgebäudes an der Ostertorstraße wird mit einer feierlichen Vernissage die Ausstellung „SEELEN-LANDSCHAFTEN“ der Westersteder Künstlerin Brigitte Haus am Sonntag, den 16. Februar 2014 – 11:30 Uhr, in den neu gestalteten Räumen der Raiffeisen-Volksbank, Uplengen / Remels eröffnet.
Neben einigen Holzstelen, kleinformatigen Arbeiten - Edelstahl auf Holzplatte - präsentiere ich auf drei Etagen 64 Exponate, überwiegend großformatige Acrylbilder und Acryl-Mischtechniken auf Leinwand – immer balancierend auf dem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Gegenstandsbezug – bis zu dem für mich stimmigen Zeitpunkt, oftmals eine herausfordernde Balance zwischen „Stimmung“ und „stimmig“.
Die Arbeiten lassen einen fließenden Übergang zwischen landschaftlichen Strukturen und offenen Raumkompositionen erkennen; jahreszeitliche Stimmungen und Anmutungen von Figürlichkeit mögen sich einstellen. Auch provokante, sozialkritische Themen werden umgesetzt, „Vergängliches“ zeigt seine Spuren.
Manchmal entdeckt man Bekanntes, ohne dass es zwingend vertraute gegenständliche Form oder Farbe annimmt.
Nicht die Nachahmung oder Abbildung existierender Formen der Natur, sondern die Erarbeitung eines individuellen Formenvokabulars, das sich eher an der Prozesshaftigkeit unserer Welt und des Kosmos orientiert, als deren Formen nachschaffen will, bestimmen meine persönliche Form- und Zeichensprache; mein Bemühen gilt dem Vordringen in tiefere, verborgene Schichten, ein Sichtbarmachen des Unsichtbaren.
Meine Arbeiten entstehen aus dem Bemühen das zu erfassen, was mich im Innersten bewegt. Zufälle, manchmal auch „gelenkte“ - wie herunterlaufende Schlieren, Farbspritzer, Linien oder Verwischungen werden aufgegriffen und kanalisiert, aktuelle Stimmungen und Emotionen transportiert; Erfahrungen, Erlebtes und Gesehenes fließen in den experimentellen Malprozess ein.
Es ist der Versuch einer individuellen Annäherung an jene innere Traumwelt mit ihren signifikanten Bildzeichen, Vorstellungen, Hoffnungen, Fantasien, aber auch Ängsten.
Mein Tun ist ein Fühlen, ein Dialog mit der eigenen Seele. In den Arbeiten werden Illusionen von Raum und Zeit sichtbar – „erlebte Außenwelt“ und „gefühlte Innenwelt“ verschmelzen miteinander, verändern und verdichten sich zu „SEELEN-LANDSCHAFTEN“.
Kunst bedeutet für mich Einlassen auf einen dynamischen Prozess, in dem durch die Kommunikation und Auseinandersetzung mit dem Malträger und den Malmitteln neue Ordnungen entstehen.
Die Faszination der Malerei besteht einerseits im schöpferischen Malprozess selbst, eine physische und psychische Anstrengung. Im Moment des Malens bin ich einem inneren Zwang unterworfen; dieser Vorgang hat aber auch mit Entschlossenheit und innerer Befreiung zu tun. Inspirationen sind allgegenwärtig – man muss ihnen nur mit offenen Sinnen begegnen.
Die Arbeiten setzen kraftvolle „Lebenszeichen“ voll expressiver Ausdruckskraft, Bildräume öffnen sich, „innere“ Reflexionen“ entwickeln in Flächen, Linien, Strukturen und Formen ein Eigenleben, finden sich im gleichberechtigtem Zusammenklang mit den Farben. Diese werden in immer neuen Rhythmen und Klängen nicht nur benutzt um Inhalte zu illustrieren oder Realität zu inszenieren, sondern legitimieren sich allein auf der Grundlage, der ihnen jeweils innewohnenden Qualitäten, dynamisch, intensiv und kontrastreich. Kräftige, lebendige Farben – wie auch bei einigen Arbeiten starke Hell-Dunkel-Kontraste - verstärken sich selbst in ihrer Wirkung und bilden eine ausdrucksstarke Symbiose.
Manche Bilder werden von Polaritäten getragen, ausgewogene Spannungsgefüge verdichten sich zu atmosphärischer Dichte und Plastizität, verraten ein sicheres Gefühl für Balance und Proportionen.
Experimentierend bin ich stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Wegen, um das, was in meinem Inneren nach außen drängt, künstlerisch auszudrücken – über das Sehen und Fühlen hinaus, fasziniert vom Verborgenem, geführt von der Lust des Entdeckens.
Meine Bilder basieren auf einem freien Dialog zwischen Material und künstlerischen Möglichkeiten. Um die Dynamik in einer Bildaussage zu unterstreichen, wirkt ein unregelmäßig strukturierter Malgrund oft lebendiger. Manchmal bleibt der Malprozess auch sichtbar; das naturnahe Prinzip von Erneuerung und Zerfall, Überlagerungen, Verformungen und Verwandlungen wird visuell erfahrbar.
Der pastose Farbauftrag verdichtet sich mit unterschiedlichsten Materialien wie Strukturpaste, Fliesenkleber, Marmormehl, Sand, Steine, Asche, Papier und Pappen, aber auch Fundelementen, Ölstiften, Kreiden bis zu einem haptischen Relief – gerne auch ohne Pinsel. Im Gegensatz zur Hand schafft er eine Distanz zur Bildfläche; die Hand wirkt direkter, ist dem „Geschehen“ näher, somit auch lebendiger und emotionaler, mit allen Sinnen agierend.
Derzeit arbeite ich an dem Zyklus „Spuren der Zeit“, den ich noch vertiefen möchte. Dieses neue Experiment wird beherrscht von leisen, melancholischen Farben, Erdtönen, verbunden mit Rost, Sand, Asche, Tusche und Fundstücken. Künstlich erzeugte Altersspuren durch Rosteffekte auf unterschiedlichen Trägermaterialien - ein Zusammenwirken von Acrylfarbe und einem streichbarem Eisengrund mit einem Oxidationsmittel.
Rost als „Zeitzeuge“, Sinnbild der Historie, unterstützt die Assoziation von allgegenwärtigem Verfall, Zersetzung und Zerstörung und verbreitet durch seine Patina eine nostalgische Atmosphäre. Eingearbeitete Fundstücke unterstreichen den Dialog mit dem vermeintlich Ausgedienten und erwachen in neuen Zusammenhängen zu „frischem“ Leben.
Manche Arbeiten tragen Titel. Sie sollen jedoch nicht eingrenzen, sondern anregen zum „Weiterdenken“, zum Erkennen oder zum Widerspruch. Ich möchte „raschen Konsum“ verweigern, dafür aber intensive „Seh-arbeit“ fordern.
Ich würde mich freuen, wenn meine Werke auch für Außenstehende erfahrbar werden, Spuren hinterlassen und gewohnte Sichtweisen aufbrechen.
Der Rezipient ist aktiv gefordert, nicht alle Dinge sind durchdekliniert; jeder sollte mit seinen individuellen Erfahrungen, seiner Fantasie und seinen „gespeicherten, inneren Bildvorräten in die „SEELEN-LANDSCHAFTEN“ eintauchen, sich inspirieren lasen und die Freiräume für seine eigenen Interpretationen nutzen.
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