Die dünnen Jahre sind vorbei
LaLeLu begeisterte Westersteder Publikum
Westerstede
Sie sehen umwerfend gut aus, sie können fantastisch gut singen, sie sind wahnsinnig komisch, und sie brauchen keine Instrumente um das Publikum zum Rocken zu bringen: Dass die vier Hamburger Künstler zur Superlative der A-Capella-Gruppen Deutschlands gehören, davon konnte sich am 28. September ein begeistertes Publikum überzeugen. Auf Einladung vom „KulturGenuss – Die Vortragsvereinigung“ war LaLeLu zu Gast im Dannemann-Forum.
„Die dünnen Jahre sind vorbei“ – das heißt bei LaLeLu vor allem: Hier kriegt jeder sein Fett weg. Erstaunlich wie schnell sich die Formation aktuellen Themen künstlerisch stellt, denn im Programm des Abends spiegelten sich auch die Ergebnisse der Bundestagswahl und deren Nebenerscheinungen wieder. Sei es die F.D.P., die mit einem empathisch ironischen Mitleidssong bedacht wird, sei es Jürgen Trittin, dem die Anmachsprüche Reiner Brüderles neue Perspektiven eröffnen sollen oder seien es die Spitzenkandidaten Angela Merkel und Peer Steinbrück, die Tobias Hanf als Imitator treffend parodiert.
Aber nicht nur Politiker sind die Zielscheiben des aktuellen Programms von LaLeLu, vieles dreht sich um vier Männer in der Midlife-Crisis, die mit einer deutlich jüngeren Frau zurechtkommen wollen, müssen, können? Da wird der Glaube an die eigene Omnipotenz der Männer ebenso entlarvt wie der Jugendwahn der Frauen. Unvergleichlich, wie Jan Melzer einen gealterten und füllig gewordenen Herbert Grönemeyer gibt. Fast schon schlüpfrig die Darbietung von Frank Valet als Udo Jürgen(s) Bockelmann, der sich bekennt: „Siebzehn Jahr, blondes Haar, die Freiheit nehm‘ ich mir“. Da darf ein kerniger deutschtümelnder Heino nicht fehlen, brillant parodiert von Tobias Hanf.
Herausragend war zweifellos die deutsch-finnische Musikerin Sanna Nyman, die mit einer erstaunlichen stimmlichen Bandbreite mit einer Carmen-Nummer – hier mit Heliumstimme – ebenso zu überzeugen wusste wie mit einem rockigen „Cher-Medley“. Und dass Geigenpotpurris noch spritziger, vor allem aber gemeiner sein können als bei David Garret, auch das zeigte Sanna Nymann.
Man merkt den vier Vollblutkünstlern an, dass Ihnen die Arbeit auf der Bühne Spaß macht, auch wenn die einzelnen Stücke bis ins kleinste Detail perfekt choreografiert und die unterschiedlichen Stimmlagen filigran aufeinander abgestimmt sind. Kein Wunder, dass beim Konzert am 28. September der Funke schnell übersprang. Und das war für die vier Hamburger Künstler ganz offensichtlich auch zu spüren. „Sie haben ein tolles Publikum, das erleben wir selten, dass die Leute schon bei den ersten Akkorden so mitgehen und sich die Stimmung über die gut zwei Stunden sogar noch steigert“, so das Resümee von Jan Melzer nach Schluss des Konzertes.
Für die Organisatoren vom KulturGenuss war der Erfolg mit LaLeLu natürlich Anlass, schon einmal die Fühler nach dem nächsten Programm der A-Capella-Band auszustrecken. „Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, LaLeLu in absehbarer Zeit mit einem neuen Programm zu engagieren. Und das wird sicherlich kommen, denn die dünnen Jahre sind ja vorbei!“ so der Vorstand vom KulturGenuss.
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