Donnerstag, 03. Oktober 2013, 10:34 Uhr
Kunstausstellung / Demenz / Alzheimer und Kunst

Carolus Horn "Wie aus Wolken Spiegeleier werden"

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Ausstellung zum Thema: Alzheimer und Kunst / Westersteder Güterschuppen 06.10. - 27.10.2013

Westerstede / Güterschuppen Carolus Horn ( 1921 – 1992 ), einer der bekanntesten Werbegrafiker des deutschen Wirtschaftswunders galt schon in seiner Jugend als „zeichnendes“ Wunderkind. Zu seinen ersten Werken, die er als 15-Jähriger veröffentlichte, gehörten Schwarz-Weiß-Anzeigen für Coca-Cola. In sowjetischer Kriegsgefangenschaft überlebte er, indem er Postkarten für Lageraufseher zeichnete.

Nebenbei schuf er ein umfangreiches Oeuvre an Landschaftsdarstellungen und Städteansichten sowie von Reiseeindrücken.

Zahlreiche noch heute bekannte Werbesprüche und Plakate stammen aus der Feder von Carolus Horn. So entwickelte er z.B. den Opel-Werbespruch: „Nur Fliegen ist schöner“, prägte für Esso: „Es gibt viel zu tun. Packen wir`s an“, verhalf der Bundesbahn zu „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“, vermachte der Firma Glücksklee „Die glücklichen Kühe“ und vieles mehr.

Mitte der achtziger Jahre erkrankte er an Morbus Alzheimer; Familie und Freunde befürchteten den Verlust seiner künstlerischen Fähigkeiten. Seine Schaffenskraft ließ bis zu seinem Tod kaum nach, veränderte jedoch die Ausdruckskraft seiner künstlerischen Aussage. Anhand jener Bilder lässt sich deutlich verfolgen, dass sich die Alzheimer-Krankheit durch Veränderungen der räumlichen Bezüge und den Verlust der Dreidimensionalität manifestierte. So wurden Horns Ansichten der Rialto-Brücke in Venedig, ein ständig wiederkehrendes Thema, immer farbenfroher, gleichzeitig wirken sie zunehmend erstarrt und perspektivisch verzerrt, weil die Objektgröße nicht mehr passend zur Entfernung verkleinert wurde. Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf schematisierte und reduzierte der Alzheimer-Patient die Bildelemente immer stärker. Exemplarisch steht dafür die Darstellung des Himmels und der Wolken, die am Ende „Spiegeleier“ glichen.

NOVARTIS, ein weltweit agierendes Biotechnologie- und Pharmaunternehmen, ist heute im Besitz der Bilder und stellt sie Interessierten als Ausstellung zur Verfügung. Die Exponate verdeutlichen die typischen Krankheitssymptome, zeigen den geistigen Verfall auf beeindruckende Weise, ermutigen jedoch auch, denn die Malerei bedeutete dem Künstler auch im Spätstadium seiner Krankheit noch viel; sie gab ihm und seinen Angehörigen wichtigen Halt.

Der Bahnhofsverein lädt alle Interessierten herzlich ein zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 06.10.2013, um 11:15 Uhr - in den Westersteder Güterschuppen.

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