Ein Weltststar in Wilhelmshaven
ARMIN MUELLER-STAHL "Malerei und Arbeiten auf Papier" - 05. Februar bis 08. April 2012
Westerstede / Burg Kniphausen / Ahnensaal
Mit einem „Paukenschlag“ wurde am Sonntag, dem 05. Februar 2012, im frisch renovierten Ahnensaal der 1438 als Sitz einer mittelalterlichen Häuptlingsherrschaft erbauten Burg Kniphausen, Wilhelmshaven, die Ausstellung „Malerei und Arbeiten auf Papier“ von Armin Mueller-Stahl eröffnet.
Seit 1991 ermöglicht die Stiftung Burg Kniphausen die kulturelle Nutzung des Ahnensaals und der angrenzenden Räume für eine interessierte Öffentlichkeit.
Armin Mueller-Stahl ist im In-und Ausland vor allem als renommierter Schauspieler und gefeierter Charakterdarsteller bekannt. Er ist jedoch ein Phänomen mit vielseitigen künstlerischen Begabungen, der selber sagt, „das Malen, Schreiben, Musizieren und die Schauspielerei gehören für mich einfach zusammen.“ So abwechslungsreich wie sein Bühnenrepertoire und seine umfassenden filmischen Arbeiten ist auch das malerische Schaffen von Armin Mueller-Stahl, dem er sich im Alter von 81 Jahren vorrangig widmet und das ihm – nach eigenen Angaben – das Gefühl von Freiheit vermittelt.
Der am 17. Dezember 1930 im ostpreußischen Tilsit geborene charismatische Künstler wuchs in einer „kunstliebenden“ Familie auf, in der ständig gemalt, gezeichnet und gemeinsam musiziert wurde. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der frühe Tod des Vaters beendeten jedoch jäh seine unbeschwerte Kindheit. Immer wieder kommt es zu „Boykott“, „Verrat“ und „Abschieden“, die sich wie ein roter Faden durch das Leben des „Multitalentes“ ziehen.
Der studierte Musikwissenschaftler und Konzertgeiger unterrichtete zunächst als Musiklehrer, wechselte dann zur Schauspielerei und erhielt 1952 sein erstes Engagement am Berliner Theater.
Der heutige Weltstar und lebende „Leinwandlegende“, Publikumsliebling in der ehemaligen DDR, die er 1979 enttäuscht verließ, als er mit Gleichgesinnten gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestierte, war nach seiner Ausreise und schwieriger Anfangszeit auch im Westen äußerst erfolgreich. Der Sprung nach Hollywood folgte mit sofortiger Oscarnominierung. Armin Mueller-Stahl erhielt unzählige Auszeichnungen, Preise und Ehrenbürgerwürden (z.B. von seiner Heimatstadt Tilsit und dem Land Schleswig-Holstein, wo er heute zeitweise lebt und arbeitet).
Begleitet wurde Armin Mueller-Stahl zur Vernissage von dem ehemaligen Ministerpräsidenten Schlewig-Holsteins und designierten Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahl 1994 Björn Engholm. Mit launigen Worten führte der langjährige Freund und Kunstkenner in die Ausstellung ein und beschrieb die künstlerischen Schwerpunkte der Arbeiten (großformatige Ölgemälde auf Leinwand - Menschen und bühnenartige Szenerien darstellend - Mischtechniken auf Papier, einen Lithographie-Zyklus), allesamt in den letzten Jahren entstanden und noch nicht öffentlich präsentiert.
In abgeschatteten, dunklen Tönen (Grau, Braun, Schwarz) werden Porträts gezeigt von Wegbegleitern, Freunden und Selbstbildnisse aus Szenen, die Armin Mueller-Stahl einst in Bühne oder Film dargestellt hat; „Menschenbilder“, wie Engholm sie bezeichnete.
Wie bei der Schauspielerei geht es dem Künstler, der immer seinen Skizzenblock für Anregungen bereithält, um intensives Beobachten und Vermitteln von Botschaften. Er beschränkt sich nicht auf das Äußere, Sichtbare, bezieht Emotionen mit in den Bildprozess ein.
Durch Reduzierungen, Durchdringen von Formen und Farben, Überlagerungen von Bildebenen, durch wenige Gesten und einem spontanen, skizzenhaften Strich charakterisiert er treffend die Abgebildeten.
Hierbei beeindruckt vor allem das unverkäufliche Bildnis des einsamen, trauernden Helmut Schmidt nach dem Tode seiner geliebten Loki.
In Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessing idealisierte Björn Engholm seinen Künstlerfreund mit den Worten: „Mit dem Kopf fühlen, mit dem Herzen denken“ .
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet der beeindruckende Zyklus „Urfaust“ in zwanzig Lithographien, im Flachdruckverfahren (Steindruck) gefertigte graphische Kunstblätter, in denen Goethes „Faust“ zum Sinnbild deutschen Unendlichkeitsdranges wird.
Der letzte Teil der Ausstellung widmet sich dem „Abschiednehmen“, langsames Älterwerden, Einsamkeit, Wehmut, Schmerz und Leere, ein oft tabuisiertesThema, das Armin Mueller-Stahl „ohne Tristesse“ (Björn Engholm) gekonnt zeichnerisch und malerisch umsetzt.
Den glanzvollen Abschluss einer außergewöhnlichen Ausstellungseröffnung bildete die Rezitation des Protagonisten Armin Mueller-Stahl, der am Vorabend noch Laudator bei der 27. Verleihung der goldenen Kamera in Berlin gewesen war, mit seinem persönlichen „Glaubensbekenntnis“ „Bin schon Gaukler 50 Jahr ….“, dass vom begeisterten Publikum mit kräftigem, anhaltendem Beifall honoriert wurde.
Leserkommentare (0)