"LEBENSSPUREN"
Kunstausstellung / Brigitte Haus, Westerstede / Heimatmuseum Wiefelstede / 21.02.2016 - 27.03.2016 Meine "ART" zu malen ....
Westerstede / Wiefelstede / Nachbarschaft
Allem voran möchte ich einen Ausschnitt aus einem Zitat von Yves Klein stellen. Yves Klein, bekannt für sein „Blau“, das die Welt eroberte, sagte einst über die Kunst:
„Die Imagination ist der Träger der Sensibilität. Von der Imagination getragen, gelangen wir zum Leben, zum eigentlichen Leben, das die absolute Kunst ist.“
Kunst bedeutet mir ebenfalls, mich zu meinen Träumen und Visionen zu bekennen, aktive Phantasie zu entfalten. In der Kunst sehe ich ein Medium des unermüdlichen Experimentierens, eine ständige Suche nach immer neuen schöpferischen Wegen, Inhalten und ausgewogenen Kompositionen.
Für mich gibt es kein RICHTIG oder FALSCH in der Kunst, sondern Kunst bietet mir die Möglichkeiten, meinen individuellen künstlerischen Ausdruck zu finden, unabhängig, was und wie ich male, ohne mich Trends anzupassen, Vorgaben zu beugen oder mich instrumentalisieren zu lassen. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen, der nichts ausschließt und frei genug ist, alles zuzulassen.
Malen nimmt einen zentralen Platz in meinem Leben ein und ist der Versuch, eine subjektive Signatur für die Allmacht der Natur zu finden, die nicht nur nachahmt, sondern inneren Strukturen nachspürt. Doch nicht nur Wachstum und Entwicklung, sondern ständige Veränderung, sowie das Begreifen von Endlichkeit und Vergehen gehören für mich zur reflektierten Auseinandersetzung mit unserer Welt, die unsere individuellen LEBENSSPUREN zeichnet.
Malen bedeutet für mich Einlassen auf einen dynamischen Prozess, in dem durch die Kommunikation und Auseinandersetzung mit dem Malträger – oft der Leinwand – und den Malmitteln neue Ordnungen entstehen. Die Faszination besteht einerseits im schöpferischen Malprozess selbst, eine physische und psychische Anstrengung. Im Moment des Malens bin ich einem inneren Zwang unterworfen; dieser Vorgang hat aber auch mit Entschlossenheit und innerer Befreiung zu tun. Inspirationen sind allgegenwärtig – man muss ihnen nur mit offenen Sinnen begegnen.
Manchmal entdeckt man in meinen Arbeiten Bekanntes, ohne dass es zwingend vertraute, gegenständliche Form oder Farbe annimmt. Landschaftliche Strukturen, sozialkritische Hinweise, Menschen in unterschiedlichen Aktionen und Lebensräumen lassen sich erahnen. Die Affinität, die Nähe und Verbundenheit zur ostfriesischen Heimat, zur Nordsee, zum Wattenmeer, zum Phänomen der weiten Landschaft und des einzigartigen Lichtraumes sind in vielen Exponaten zu erkennen.
In meinen Arbeiten verschmelzen „erlebte Außenwelt“ und „gefühlte Innenwelt“, verändern und verdichten sich zu LEBENSSPUREN, immer balancierend auf dem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Gegenstandsbezug bis zu dem für mich stimmigen Zeitpunkt, eine herausfordernde Balance zwischen „Stimmung“ und „stimmig“.
Ich möchte das Leben in all seinen Polaritäten „fassen“, chaotisch, aber auch harmonisch, ruhig, doch auch bewegt, glatt oder rau, lasse das Fließende, das Flüchtige, wie auch das Beständige, Massive zu.
Erlebtes, Erfahrenes, Emotionen und Imaginationen setze ich assoziativ um; ich agiere, reagiere und lasse meinen Gefühlen freien Lauf, so dass oft die aktuelle Stimmung in den experimentellen Malprozess einfließt.
Die Malerei gibt mir die Möglichkeit zu diesem „inneren Dialog“; „bebilderte Gefühle“ drängen nach „außen“. Zufälle, manchmal auch dynamisch „gelenkte“ – wie herunterlaufende Schlieren, Farbspritzer, Linien oder Verwischungen greife ich auf und kanalisiere sie in neue Zusammenhänge.
Die manchmal mit Quarzsand, Steinen, Pigmenten, Spray, Kleber, Papier oder Pappen vermengten Farbschichten fügen sich zu Verdichtungen; aber auch Fundstücke werden eingearbeitet; Oelstifte oder Kreiden intensivieren die Farbaussage; Oberflächen brechen auf, reißen ein; Farbstrukturen verhärten und wölben sich beinahe dreidimensional; Licht quillt aus den Tiefen der Schichten; satte Farbigkeit wechselt mit lichtem Farbauftrag bis hin zu reduziertem Schwarz-Weiß.
Manchmal erfahren die Bilder eine spontane Bearbeitung mit Schwamm, Kamm oder Spachtel; eine Bearbeitung mit Fingern und Händen steigert die Nähe zum Bildträger und vertieft intensives Erleben.
In der aktuellen Ausstellung werden dreißig großformatige Acrylbilder und Acryl-Mischtechniken auf Leinwand sowie in der Vitrine einige kleinformatige Exponate präsentiert.
Manche Arbeiten tragen Titel. Sie sollen nicht eingrenzen, sondern anregen zum „Weiterdenken“ oder zum Widerspruch. Ich möchte „raschen Konsum“ verweigern, dafür intensive „Seh-arbeit“ fordern.
Alle Kunstfreunde sind herzlich zur Ausstellung und zur Vernissage am Sonntag, 21. Februar 2016 um 11:15 Uhr in das Heimatmuseum Wiefelstede eingeladen. Einführen in die Arbeiten wird Jochen Kusber aus Rastede, musikalische Begleitung: Gitarre und Gesang - Elke Sap aus Leer.
Um mit den Worten von Paul Klee zu sprechen: „Zum Verstehen eines Bildes braucht es einen Stuhl“.
Damit möchte ich alle Kunstinteressierten einladen, Platz zu nehmen, sich Zeit zur Auseinandersetzung zu nehmen, damit meine Arbeiten auch für Außenstehende erfahrbar werden, Spuren hinterlassen und gewohnte Sichtweisen aufbrechen. Die Bilder dürfen erfreuen, aufregen, berühren und zu Gesprächen animieren.
Jeder sollte mit seinen individuellen Erfahrungen, seiner Fantasie und seinen „gespeicherten“ inneren Bildvorräten in die LEBENSSPUREN eintauchen und die Freiräume für seine eigenen Interpretationen nutzen.
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